Das Spiel: Geschenke, die zu Tränen rühren
Das leicht knallige Pink der Spielschachtel ist wohl das Auffälligste am kleinen Kartenspiel «That’s not a hat». Die über 100 Bilderkarten sind einfach gezeichnet: Farblos, nur Konturen mit einem schwarzen Stift. Alles ist auf das Wesentliche konzentriert, denn mehr als ein paar Bilder braucht dieses Spiel auch nicht. Daraus entwickelt sich in wenigen Minuten Spielspass pur. Dabei möchte man den Mitspielenden am Tisch doch nur kleine Geschenke machen.
Womit wir beim Thema sind: Jede der Bildkarten zeigt ein Geschenk. Die Bandbreite ist gross. So lässt sich eine Büroklammer ebenso gut verschenken, wie ein Schneemann oder eine Sanduhr. Es ist der gute Wille, der zählt, denn Schenken macht Freude. Alle Spielerinnen und Spieler erhalten zu Beginn eine Geschenkkarte, die offen vor ihnen ausliegt.
Zwei Geschenke sind eines zu viel
Wer zwei Geschenke besitzt, muss das ältere weiterschenken. Das ist die Hauptregel bei «That’s not a hat». Doch leider muss man dann die Karten wenden und darf sich die Geschenke nicht mehr ansehen. Wer das Spiel startet, nimmt sich eine zweite Bilderkarte vom offenen Nachziehstapel, wendet sie und verschenkt sie weiter. Ein Pfeil auf der Rückseite der Karte gibt die Richtung an, in die das Geschenk wandert. Und natürlich kündigt man sein Geschenk an: «Ich schenke dir eine Flasche.»
Nun steckt die benachbarte Person im Dilemma. Natürlich glaubt sie, dass sie eine Flasche bekommt, sie hat die Karte ja eben noch gesehen. Doch nun muss ihr altes Geschenk auf die Reise. Sie wendet die Karte und schenkt es weiter, natürlich mit der entsprechenden Ankündigung. Nach kurzer Zeit sind sämtliche Karten verdeckt im Umlauf. Da die Pfeilrichtungen variieren, ändert sich die Spielrichtung laufend.
Einem geschenkten Gaul…
«That’s not a hat» ist ein Merkspiel. Daher muss man nicht alles glauben, was man geschenkt bekommt. Man darf ein Geschenk auch anzweifeln. In diesem Fall deckt man die Karte auf. Sind die Zweifel berechtigt, erhält der Schenkende die Karte als Strafpunkt. Sind die Zweifel falsch, muss man die Karte zur Strafe selber behalten. In beiden Fällen kommt sofort ein neuer Gegenstand ins Spiel und die Schenkerei geht weiter.
Beim diesem kleinen Kartenspiel kann man gut bluffen und sollte nie zu lange nachdenken. Jede Ablenkung ist äusserst gefährlich. Zu schnell vergisst man, was unter der eigenen Karte steckt, die man ja bald wieder verschenken sollte. Es entwickelt sich ein Schlagabtausch mit verdeckten Geschenken, der zu ungeahnt witzigen Situationen führen kann. Mit dem dritten Strafpunkt einer Person endet die Partie. Wer zu diesem Zeitpunkt am wenigsten Strafpunkte gesammelt hat, gewinnt.
Wie lange arbeitet das Kurzzeitgedächtnis?
Im Spiel mit vier Personen sind «nur» fünf Geschenkkarten unterwegs. Da wird man wohl nicht so schnell den Überblick verlieren? Meine Selbststudie aus zahlreichen Partien «That’s not a hat» hat mir meine Grenzen mehrfach aufgezeigt. Laut Wikipedia speichert das Kurzzeitgedächtnis Informationen etwa 20 bis 45 Sekunden lang. Ich wäre in vielen Partien schon über die 20 Sekunden glücklich gewesen.
Was übrig bleibt, ist ein grosser Spielspass, der in einigen Runden schon zu Freudentränen geführt hat. Die fragenden Blicke nach der schnellen Regelerklärung weichen schon nach kurzer Zeit einem grossen Erstaunen über die «unglaublich schwierige Aufgabe» in diesem kleinen Kartenspiel, bei dem man ja nur Geschenke verteilen möchte. Schenken macht eben doch Freude!
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That’s not a hat
Ein Merkspiel von Kasper Lapp
Illustrationen: Easy Draws It
Für 3 – 8 Personen | Ab 8 Jahren | 15 Minuten
Verlag: Ravensburger | ca. 12 Fr. / 9 Euro
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Patrick Jerg betreibt seit 12 Jahren die Webseite brettspielblog.ch und veröffentlicht regelmässig Spielkritiken über Brett- und Kartenspiele.
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.