Das Spiel: Ein Stichspiel unter Agenten
Vor wenigen Jahren entstand durch das Spiel «Die Crew» ein neuartiges Gefühl im Genre der Stichspiele. Während wir es uns in der Schweiz gewohnt sind, beim Jassen gegeneinander anzutreten, spielte sich «Die Crew» ganz überraschend kooperativ. In mehreren Missionen steuerte man seine Stiche durch das Weltall zu einem neuen Planeten. Wenig überraschend wurde das tolle Spiel 2022 zum «Kennerspiel des Jahres» gewählt.
Nun legt der Kosmos-Verlag noch einmal nach. Die Mechanik des Stichspiels bleibt, auch mit Missionen beschäftigen wir uns wieder, doch diesmal bewegen wir uns als Agenten auf geheimen Pfaden. Das fast kooperative «Inside Job» besitzt nur einen Haken: Ein Insider befindet sich unter uns und sabotiert die zu erfüllenden Missionen an mehreren Stellen. Kein leichtes Unterfangen für die Agenten, unter solchen Bedingungen ihren Job korrekt zu erledigen.
Farbe bekennen
Die Rahmenbedingungen von «Inside Job» lesen sich ganz simpel: 4 Farben, Zahlenwerte von 1-13, dazu kommt in jeder Runde eine Trumpffarbe. Geübte Jasserinnen und Jasser werden sich schnell zurecht finden. Die spielerischen Grundlagen sind ebenfalls schnell erlernt: Wer kann, muss die ausgespielte Farbe bedienen. Nur wer nicht passend spielen kann, darf auch zur Trumpffarbe greifen. Ganz geheim zieht man zuerst jedoch seine Rolle für das Spiel: Agent oder Insider?
Zu Beginn einer Runde wählt der Startspieler aus zwei Missionskarten einen Auftrag für die Agenten. Er wird laut bekanntgegeben. So sind zum Beispiel in der nächsten Runde nur aufsteigende Zahlenwerte gefordert. Die Agenten verfolgen dieses Ziel mit dem Ausspielen ihrer Karten natürlich pflichtbewusst, während der Insider zu manipulieren versucht. Er besitzt einen grossen Vorteil: Er muss sich nicht an den Bedienzwang der Kartenfarbe halten.
Bloss nicht auffallen!
Das führt in einer Partie zu kuriosen Szenen. Ein Agent hat keine passende Zahl zum Erfüllen der aktuellen Mission und weicht aus. Ist er nun der Insider, der absichtlich «falsch» spielt? Der Insider , der gerade noch keine grüne Karte besass, spielt zu einem späteren Zeitpunkt eine grüne 4. Fällt es den Mitspielenden auf? Es beginnt ein grosses Argumentieren auf allen Seiten. Glück hat, wer den Überblick behält.
Erschwerend sind Geheimkoffer im Spiel. Wer einen Stich gewinnt, erhält einen Geheimkoffer. Zudem lassen sich die Koffer auf ausgespielte Karten legen, die dann plötzlich zur Trumpffarbe werden. Doch Vorsicht: Sammelt der Insider genügend Koffer, gewinnt er die Partie vorzeitig. Besitzt ein Agent eine bestimmte Anzahl Koffer, deckt er seine Identität auf. Das hat den Vorteil, dass sich der Kreis der Verdächtigen einschränkt. Denn schaffen die Agenten bis zum Ende der Partie nicht genügend Missionen, können sie den Insider mit einem Fingerzeig enttarnen. Das gelingt nur, wenn eine Mehrheit auf den Insider zeigt.
Überraschungseffekte
«Inside Job» schafft mit fortlaufender Spieldauer automatisch eine Stimmung am Spieltisch, bei der man niemandem über den Weg traut. Die Karten lotsen die Agenten früher oder später in ungemütliche Situationen, die der Insider zu seinen Gunsten nutzen kann. Da gibt es Partien, in denen es nur vermeintlich offensichtlich ist, was abläuft. Und am Ende ist die Überraschung gross, wenn es an die Auflösung des Rollenspiels geht. So gehören raffiniert geführte Unterhaltungen ebenso zum Spiel, wie ein gutes Kartenblatt. Das macht «Inside Job» zu einem unterhaltsamen Spiel mit grossem Wiederspielreiz.
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Inside Job
Ein Stichspiel von Tanner Simmons
Illustrationen: Marek Blaha
Für 3-5 Personen | Ab 10 Jahren | 20 Minuten
Verlag: Kosmos | ca. 20.- Fr. / 15 Euro
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Patrick Jerg betreibt seit 12 Jahren die Webseite brettspielblog.ch und veröffentlicht regelmässig Spielkritiken über Brett- und Kartenspiele.
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Ein fantastisches Spiel! Danke für die Empfehlung.