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Patrick Jerg: Das Spiel © zvg

Das Spiel: Die kleine Kneipe

Patrick Jerg /  Die Gäste kommen zahlreich, doch die Plätze sind begrenzt. Das Trinkgeld fliesst nur mit den passenden Tischnachbarn.

Ganz viel Nostalgie liegt in der Luft, wenn Peter Alexander in seinem Lied «Die kleine Kneipe» die Dorfromantik besingt und das Zusammenleben zelebriert. Ungefähr so kann man sich die Atmosphäre beim Spiel «Little Tavern» vorstellen. Da stehen einige Tische in einem kleinen Raum und die Gäste geben sich die Türklinke in die Hand. Während man sich nach guter Gesellschaft sehnt, zählt für den Wirt nur das Trinkgeld.

So bewirtschaften wir einen Tisch in der kleinen Taverne und sorgen für eine spendable Atmosphäre in bester Gesellschaft. Auf unserem eigenen Tisch liegen drei Münzen als kleines Startgeld. Die restlichen Spielvorbereitungen sind schnell erledigt. Sämtliche Spielkarten mit Gästen und Ereignissen legt man verdeckt auf den Tisch und mischt sie gut durch. Nun holen wir die Gäste in die Taverne.

Wählerische Gäste

«Little Tavern» ist kein Spiel, das man reihum spielt. Wer einen neuen Gast an seinen Tisch erhält, macht den nächsten Zug. Aus dem gemischten Kartenhaufen zieht man sich einen Gast und sieht ihn sich an. Nun entscheidet man, an welchen Tisch man ihn setzen will. Nur vier Plätze gibt es an den Tischen zu vergeben. Einen guten Gast nimmt man gerne an den eigenen Tisch, einen knausrigen gibt man freundlich weiter.

Nun sind die Gäste aber sehr wählerisch. Adelige möchten beispielsweise allein in der Taverne sein, während Barden gern mit anderen Barden am Tisch musizieren. Zwerge mögen fremde Clans am eigenen Tisch, während Elfen lieber unter sich bleiben. Sieben unterschiedliche Gruppen können in der Taverne erscheinen. Alle haben ihre eigenen Bedürfnisse. Trinkgeld geben sie nur, wenn ihre Platzwünsche erfüllt werden.

Knausrige Kobolde und Ereignisse

Es ist gar nicht so einfach, die Tische perfekt zu besetzen. Ist der eigene Tisch zu schnell gefüllt, verpasst man unter Umständen zu einem späteren Zeitpunkt einen reichen Gast. Besitzt man die letzten leeren Plätze in der Taverne, muss man nehmen, was zur Tür hereinkommt. Kobolde bewirtet man höchst ungern, denn sie geben kein Trinkgeld. Das kann sich schlagartig ändern, wenn Kobold Billy-Billy die Taverne betritt. Bei ihm sitzt das Geld locker und er wertet die Kobolde auf.

Kleine Korrekturen lassen sich mit Ereigniskarten anbringen. Für eine Münze zieht man sich eine Ereigniskarte vom Tisch und lässt sich überraschen. Mit den Karten kann man Gäste rauswerfen, umplatzieren, tauschen oder jemandem einen Gast geheim, also verdeckt, an den Tisch setzen. Ereigniskarten sind nur begrenzt erhältlich und verringern das Trinkgeld.

Das Trinkgeld bringt den Sieg

Sind sämtliche Plätze in der Taverne belegt, wird abgerechnet. Das Trinkgeld fliesst, wenn die Gästewünsche erfüllt sind. Die Gäste verlassen danach die Taverne, das Geld bleibt auf den Tischen liegen. In einer neuen Runde buhlt man erneut um Gäste, so lange, bis auf einem Tisch mindestens 25 Münzen liegen.

«Little Tavern» ist ein schnelles Kombinationsspiel mit kleinen Entscheidungen und ein wenig Glück. Die Gästekarten sind humorvoll illustriert. Jeder Gast unterstreicht seine Position mit einem lustigen Satz und dem passenden Namen. Wer anderen schlechte Gäste am Tisch platziert, muss nicht zwingend bessere Gäste erhalten. Die kleine Taverne bringt gute Unterhaltung, Überraschungen und viel Spielspass – und das mit simplen Regeln.

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Little Tavern
Little Tavern

Little Tavern

Ein Kartenspiel von Maxime Rambourg & Théo Rivière
Illustrationen: Gael Lannurien

Für 3 – 5 Personen | Ab 8 Jahren | 25 Minuten
Verlag: Repos | ca. 20 Fr. / 19 Euro


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Patrick Jerg betreibt seit 13 Jahren die Webseite brettspielblog.ch und veröffentlicht regelmässig Spielkritiken über Brett- und Kartenspiele.
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

Portrait Patrick Jerg 2

Das Spiel: Alle Beiträge

Spielen macht Spass. Und man lernt so vieles. Ohne Zwang. Einfach so.

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