Das Spiel: Alles eine Frage des Blickwinkels
Der Verlag HABA ist vor allem für seine Kinderspiele bekannt. Seit einigen Jahren erscheinen aber auch regelmässig Spiele für Erwachsene dort. «Point of View» ist ein kooperatives Suchspiel, das einen eigenen Rätselcharakter besitzt und eine Story über vier grosse Kapitel führt. Als Teil einer Expeditionsgruppe sind wir auf einer verlassenen Insel gelandet. Die vielen Lost Places auf der Insel locken unsere Gruppe aus unterschiedlichsten Gründen an. Wir versuchen gemeinsam, das Geheimnis zu lüften.
Am besten spielt sich «Point of View» zu viert. Dann erhalten alle Spielenden einen grossen Faltplan mit je einem eigenen Blick auf die Insel. Die Himmelsrichtungen geben den Ton an. Während von der einen Seite ein Leuchtturm zu erkennen ist, sieht man von der gegenüberliegenden Seite eine kleine Strandhütte. Ein Flugzeugwrack ist von Westen her gut erkennbar, während von Osten die Sicht darauf eingeschränkt ist. Es lauert also ein gefährliches Halbwissen über dem Spiel, dem man entschieden entgegentreten muss.
Lückenlose Kommunikation ist gefordert
Gesteuert wird «Point of View» von einem Kartenstapel. Er liefert die Hintergrundstory des Spiels. Mit einem Kartenstapel ist die Gruppe etwas mehr als eine Stunde gut beschäftigt. Die Karten erklären, weshalb die bunte Expeditionsgruppe sich auf den Weg gemacht hat, um die Insel zu erkunden. Die Gründe sind vielfältig. Die Karten liefern in regelmässigen Abständen neue Hinweise, mit denen wir aus unserem Blickwinkel arbeiten. Und immer wieder tauchen neue Fragen auf, die wir gemeinsam beantworten müssen.
Da entdecken wir plötzlich seltsame, rote Riesenblumen verteilt über die ganze Insel. Wie viele Blumen sind es aber? Eine einfache Frage wird zur grossen Herausforderung. Während aus Süden genau 3 Blumen zu erkennen sind, meldet der Norden gleich 5 Blumen. Nun sind exakte Abklärungen nötig. Kommunizieren darf man bei «Point of View». Wo genau sehen der Norden und der Süden die Blumen? Haben Ost und West ebenfalls noch Angaben zu machen? Gemeinsam einigt man sich auf eine Zahl und kontrolliert die Angaben mit der nächsten Karte.
Geschichte mit überraschenden Wendungen
Die Frage zu den roten Blumen gehört zu den einfacheren im ersten Kapitel. Die Kommunikation ist der Schlüssel zum Erfolg, in einer Story, die noch einige Wendungen nimmt. Die Bilder der Insel sind gefüllt mit Material. Vieles beachtet man ganz nebenbei, doch plötzlich ergeben gewisse Details einen Sinn. Über sämtliche Kapitel spielt man mit den identischen Bildern. Im Laufe der Partie kommen weitere Karten mit Zusatzinformationen hinzu – oft nur für eine der Himmelsrichtungen am Spieltisch.
«Point of View: Lost Places» spielt man im besten Fall mit einer fixen Gruppe. Durch die unterschiedlichen Blickwinkel lässt sich das Spiel aber mehrmals in veränderten Formationen spielen. Nach jedem Kapitel wird abgerechnet. Die Anzahl der richtigen Antworten bestimmt die Leistung der Spielgruppe. Die Zeit vergeht wie im Flug, denn das Suchspiel fesselt mit einer guten Story und mitunter knackigen Rätselaufgaben. Interaktion wird in diesem Abenteuer grossgeschrieben. Mit einer kostenlosen App kann man sich die Geschichte sogar vorlesen lassen und stürzt sich sofort ins Abenteuer.
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Point of View: Lost Places
Ein Suchspiel von Lukas Bleuel
Illustrationen: Rob Rauchfuss, Marko Müller
Für 2-8 Personen
Ab 10 Jahren | ca. 4×60 Minuten
Verlag: HABA | ca. 26 Fr. / 20 Euro
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Patrick Jerg betreibt seit 14 Jahren die Webseite brettspielblog.ch und veröffentlicht regelmässig Spielkritiken über Brett- und Kartenspiele.
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