Blocher: Masslose Heuchelei über «masslose Zuwanderung»
Ob drohende AHV-Defizite, steigende Krankenkassenprämien, Verbetonierung der Schweiz, zu wenige Lehrer und Fachpersonal, fehlende Ärzte, zunehmender Stau auf den Strassen oder zunehmende Gewalt und Kriminalität: «Woran liegt das alles?», fragte SVP-Vordenker Christoph Blocher in einem NZZ-Gastbeitrag.
Seine Antwort: «Sagen wir es offen: am masslosen Bevölkerungswachstum».
Auf dem Fuss folgt Blochers Empfehlung für die Parlamentswahlen im Herbst: «Am 22. Oktober müssen Politker gewählt werden, welche die masslose Zuwanderung und den Asylmissbrauch endlich unterbinden.»
Keine Lösungsansätze präsentiert die SVP für die Klimakrise, das Finanzcasino oder die Milliardengewinne ohne Leistung. Vielmehr will die SVP in den kommenden Parlamentswahlen Sitze gewinnen, indem sie ein verbreitetes Unwohlsein über die Bevölkerungsdichte ausschlachtet. In der NZZ kommentierte Christina Neuhaus: Solange «fast ein Drittel der Stimmbevölkerung das Gefühl hat, von allen Parteien nehme nur die SVP das wachsende Unbehagen gegenüber dem rasanten Bevölkerungswachstum ernst», werde die SVP dieses Unbehagen weiter bewirtschaften.
Tatsächlich kann die SVP von diesem Unbehagen allein profitieren, weil andere Parteien offensichtlich kein Problem darin sehen, dass die Bevölkerung in der Schweiz im Laufe des Jahres 2022 um 77’000 Personen zunahm – das sind etwa so viele Menschen, wie in der Stadt St. Gallen leben.
Christoph Blocher schreckt auch vor masslosen Übertreibungen nicht zurück, um die «masslose Zuwanderung» anzuprangern. In der NZZ durfte er die Lüge verbreiten, dass «die Bevölkerung im letzten Jahr netto sogar um rund 180’000 Menschen wuchs». Tatsächlich lebten Ende 2022 wie erwähnt 77’000 mehr Menschen in der Schweiz als ein Jahr zuvor.*
Das Pikante an der Geschichte: Die SVP kann gar nicht interessiert daran sein, dass ihr das Wahlkampfthema der «masslosen Zuwanderung» abhanden kommt. Denn davon erhofft sie sich am meisten Erfolg. Anders ist es nicht zu erklären, dass die SVP seit Jahren Stimmung macht gegen eine übervölkerte Schweiz, jedoch bisher nur untaugliche Mittel vorschlug, um das Wachstum der Bevölkerung zu begrenzen. Wirksame Massnahmen lehnte die SVP regelmässig ab. Infosperber hatte bereits im letzten Wahlkampf vor vier Jahren darauf hingewiesen: «Die SVP-Politik ist zur Begrenzung der Bevölkerung unbrauchbar».
- Als es um konkrete Entscheide ging, stellte sich die SVP meistens auf die Seite derjenigen, welche neuen ausländischen Unternehmen Steuer- und andere Standortvorteile gewährten, wohl wissend, dass diese angelockten Unternehmen zusätzliche ausländische Arbeitskräfte benötigen.
- Die SVP unterstützt generell wachstumsfördernde Massnahmen, die in den meisten Branchen mehr ausländische Arbeitskräfte nötig machen. Am 20. August titelte der «Blick»: «So befeuert die Schweiz mit aktiver Unterstützung der SVP die Zuwanderung» und schrieb: «Bund und Kantone tun alles, um zusätzliche Jobs ins Land zu holen. Die SVP trägt diese Wachstumsstrategie mit – und wettert über die ‹Bevölkerungsexplosion›.»
- Im Jahr 2014 hätte die SVP Gelegenheit gehabt, dafür zu sorgen, dass jedes Jahr höchstens etwa 60’000 bis 160’000 Ausländerinnen und Ausländer in die Schweiz einwandern dürfen – zusätzlich zu den Asylbewerbern. Doch eine solche fixe Obergrenze wollte die SVP nicht und lehnte deshalb die Ecopop-Initiative mit tatsachenwidrigen und fadenscheinigen Argumenten ab**.
Infosperber bat die SVP damals um eine Stellungnahme. Unbeantwortet blieb die Frage, warum die SVP, die sich angeblich wegen des Bevölkerungswachstums Sorgen macht, eine jährliche Immigration von 60’000 bis 160’000 Ausländerinnen und Ausländern nicht als genügend erachtet – die Asylbewerber nicht mitgerechnet.
Die Partei wollte und will keine solche Obergrenze, sonst hätte sie die Ecopop-Initiative unterstützt. Allerdings wäre ihr ein exklusives Wahlkampfthema abhanden gekommen.
Es bleibt der Eindruck, die SVP wolle gegen ein weiteres starkes Wachstum der Bevölkerung nichts Griffiges unternehmen, sondern nehme im Gegenteil eine Zunahme der Bevölkerung bis zehn Millionen Einwohnerinnen und Einwohner gerne in Kauf, damit sie in Wahl- und Abstimmungskämpfen mit den Themen Übervölkerung und Immigration weiterhin auf Stimmenfang gehen kann.
SVP: «Die Ecopop-Initiative war Unsinn»
Einzig auf die Frage, warum die SVP im Jahr 2014 die Initiative der Ecopop abgelehnt hatte, antwortete die SVP mit dem Hinweis auf ihre Stellungnahme von damals. Darin heisst es, es sei ein «Unsinn, die Zuwanderung praktisch auf Asylbewerber und zurückkehrende Auslandschweizer zu beschränken […] Für ausländische Arbeitskräfte wäre der Laden damit praktisch zu. Das wäre wirtschaftlich ein Eigentor».
Diese Aussagen, an denen die SVP ausdrücklich festhielt, waren eine krasse Irreführung der Öffentlichkeit. Sie dienten der SVP als faule Ausreden, um ihren Worten keine Taten folgen zu lassen. Ein Blick auf den genauen Text der Ecopop-Initiative und auf die Migrationszahlen des Bundesamts für Statistik entlarvt die Aussagen der SVP als simple Lügen. Zuerst der wörtliche Initiativtext:
«Die ständige Wohnbevölkerung in der Schweiz darf infolge Zuwanderung im dreijährigen Durchschnitt nicht um mehr als 0,2 Prozent pro Jahr wachsen.»
Das heisst konkret: Bei einer Bevölkerungszahl von 8,815 Millionen Ende 2022 könnten jährlich 0,2 Prozent oder 17’637 Personen mehr in die Schweiz einwandern als auswandern (Wanderungssaldo). Das bedeutet nicht, dass nur so wenige Personen in die Schweiz einwandern könnten.
Einwanderung von 60’000 bis über 160’000 Ausländerinnen und Ausländer (ohne Asylsuchende) sind der SVP nicht genug
Ein Blick in die Bevölkerungszahlen des Bundesamts für Statistik für das Jahr 2022 zeigt Folgendes: Weil weniger Menschen starben als geboren wurden, nahm die Bevölkerung um 21’000 Menschen zu. Für diese Zunahme infolge «Geburtenüberschuss» sah die Ecopop-Initiative ausdrücklich keine Begrenzung vor.
Bei einer Annahme der Ecopop-Initiative wären deshalb folgende Zahlen relevant gewesen:
Im Jahr 2022 sind 190’900 Menschen aus der Schweiz ausgewandert.
Deshalb hätten bei Annahme der Ecopop-Initiative 208’537 Menschen maximal einwandern können: 190’900 plus 17’637 (0,2 Prozent der bisherigen Bevölkerung).
Und so wären die Zugewanderten im Jahr 2022 aufgeteilt gewesen:
Es wanderten 24’511 Asylbewerbende ein.
Es kehrten 21’800 Auslandschweizer zurück.
➤ Es bleiben demnach 162’226 Ausländerinnen und Ausländer (208’537 minus 21’800 minus 24’511), welche während des Jahres in die Schweiz hätten einwandern können, um die von der Ecopop geforderte Nettozunahme der Bevölkerung von höchstens 0,2 Prozent oder 17’637 infolge Wanderungssaldo einzuhalten.
Tatsächlich aber wanderten im Jahr 2022 nicht 162’226 Ausländerinnen und Ausländer in die Schweiz ein, sondern 226’772. Davon waren 166’919 Erwerbstätige, 43’026 Familiennachzügler und 16’827, die zur Aus- oder Weiterbildung in die Schweiz kamen.
Die Zahl der Asylsuchenden hatte im Jahr 2015 einen Rekord mit fast 40’000 erreicht. Doch selbst in jenem Extremjahr hätten immer noch rund 70’000 Ausländerinnen und Ausländer zusätzlich zu diesen Asylbewerbern sowie zusätzlich zu den Auslandschweizern in die Schweiz einwandern können, damit die Bevölkerungszunahme von 0,2 Prozent infolge Zuwanderung eingehalten worden wäre.
Damit richten sich die Vorwürfe des «Unsinns» und des «Eigentors» gegen die SVP selber: Dass die Ecopop-Initiative dazu geführt hätte – wie die SVP behauptet –, dass eine Zuwanderung «praktisch nur noch für Asylbewerbende und zurückkehrende Auslandschweizer» möglich wäre, war eine bewusste Irreführung. Die SVP wollte damit vertuschen, dass sie eine klare Begrenzung des Bevölkerungswachstums gar nicht wollte.
Der Grund scheint augenfällig: Ihr emotionales Hauptthema zum Gewinnen von Wählerstimmen wollte und will die Partei nicht verlieren. Die Stimmungsmache gegen Ausländer und Immigranten soll von ihrer Politik ablenken, welche einseitig Milliardäre, Grossbanken und Grosskonzerne begünstigt.
SVP-Initiative «für eine massvolle Zuwanderung»
Um es nochmals zu verdeutlichen: Die SVP hat es abgelehnt und lehnt es noch heute ab, dass – bei unveränderter Asylpolitik der Schweiz – zusätzlich zu den Asylsuchenden 60’000 bis 160’000 Ausländerinnen und Ausländer jedes Jahr in die Schweiz einwandern dürfen (davon im Ausnahmejahr 2022 inbegriffen etwa 70’000 aus der Ukraine).
Um ihr Gesicht zu wahren und das Süppchen Zuwanderung und Ausländer am Kochen zu halten, lancierte die SVP nach dem Nein zur Ecopop-Initiative eine eigene «Begrenzungsinitiative», um der früher angenommenen «Masseneinwanderungsinitiative» Nachdruck zu verschaffen. Doch beide Initiativen sahen – trotz des irreführenden Titels «Begrenzungsinitiative» – keine konkrete Begrenzung der Bevölkerungszunahme vor. Laut der angenommenen ersten Initiative soll die Schweiz die Zuwanderung lediglich «eigenständig» regeln. Sie soll durch keine völkerrechtlichen Verträge mehr verpflichtet sein, Ausländerinnen und Ausländer ins Land zu lassen.
Die SVP überliess es dem Bundesrat, die Zuwanderung wie früher mit Kontingenten für einzelne Länder zu begrenzen.
Ähnliches gilt für die neue SVP-Initiative «Keine 10-Millionen-Schweiz!». Erst «ab 2050» «kann» (nicht «muss») der Bundesrat Grenzwerte für die Einwanderung erlassen. Laut Übergangsbestimmungen soll der Bundesrat nach Erreichen von 9,5 Millionen Einwohnern «anstreben», internationale Übereinkommen neu auszuhandeln. Erst bei Überschreiten von 10 Millionen Einwohnern sollen Bundesrat und Parlament «alle ihnen zur Verfügung stehenden Masnahmen» ergreifen.
Das Bundesamt für Statistik rechnet mit 10 Millionen Einwohnern im Jahr 2040. Bis dann finden neben der diesjährigen noch vier weitere Wahlkämpfe für das Bundeshaus statt, während denen die SVP mit der «masslosen Zuwanderung» auf Stimmenfang gehen kann. Für die weitere Zunahme der Bevölkerung wird die SVP stets den anderen die Schuld zuweisen und vom Unbehagen in der Bevölkerung profitieren.
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FUSSNOTEN
*Einige wenden ein, Blocher habe zu den 77’000 noch die Ukrainer und die im Jahr 2022 insgesamt 24’511 Asylsuchenden mitgezählt, die das Bundesamt für Statistik im Jahr 2022 nicht zur ständigen Wohnbevölkerung zählte. Nur ging Blocher bei den anderen Zahlen in seinem Artikel von der – relevanten – Zunahme der ständigen Wohnbevölkerung aus, so dass für die Lesenden klar war, dass er auch mit seinen 180‘000 die ständige Wohnbevölkerung meinte. Bei den Asylsuchenden ist es so, dass das BFS diese jeweils nach zwölf Monaten Aufenthalt zur ständigen Wohnbevölkerung zählt. So waren bei den 77’000 zusätzlichen Einwohnerinnen und Einwohnern im Jahr 2022 23’000 Personen inbegriffen, die im Jahr 2021 noch nicht zur ständigen Wohnbevölkerung zählten.
**Neben dem hier diskutierten Argument kritisierte die SVP, dass die Ecopop-Initiative zusätzlich vorsah, zehn Prozent der Entwicklungshilfegelder für Aufklärung und Kondome zu reservieren. Die SVP weckte damals den falschen Eindruck, dass dafür zusätzlich «200 Millionen Franken Steuergelder» erforderlich gewesen wären.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Für die Welt wird in eine Obergrenze von 12 Mrd genannt, wo das System absolut Instabil wird.
Betreffend grenzenlosem Wachstum, siehe «Die SRF-Wirtschaftsredaktion ignoriert Klima- und Umweltkrise»
https://www.infosperber.ch/wirtschaft/wachstum/die-srf-wirtschaftsredaktion-ignoriert-klima-und-umweltkrise/
Wie will man bei einer Klimaänderung von +/- 5°C bspw. wegen ‹Sonnenflecken›, Änderung der Erdumlaufbahn wegen Jupiter o.ä. die 12 Mrd resp. 10 Mio Leute ernähren, wenn das System völlig ausgereizt ist? Es implodiert.
Jeder kennt es aus eigener Erfahrung, wenn man 12 Würfel aufeinander stappelt wird der Turm instabil, ein Hauch genügt und er stürzt zusammen. Resp. Was nützt Realitätsverweigerung, am Ende gewinnt die Realität.
Die SVP kann mit einer einwanderungsfeindlichen Politik nicht gewinnen, dies gilt auch für die serbelnde FDP. Aber es gilt für die Schweiz, sich gegen die Umklammerung durch die EU-Krabbe zur Wehr zu setzen. Die Schweiz ist für ausländische EU-Arbeitskräfte keine Wohltätigkeitsorganisation, die Schweiz kann und muss die besten und fähigsten «Fachkräfte» auswählen, heute gilt bald jede Arbeitskraft als Fachkraft.
Die Drittländer sollen die gleiche Chance haben, sofern sie dazu qualifiziert sind, bei uns eine Fachkräftestelle zu besetzen.
Die Frage des Bevölkerungswachstums in der Schweiz ist einzig und alleine ein Problem der bilateralen Beziehung der Schweiz zur EU. Wo liegen denn da die Vorteile einer weiteren Verständigung mit der EU?
Wenn ich die Zahlen des Bundesamts für Statistik richtig lese, stimmen auch die Zahlen des infosprebers nicht. In der Ausländerstatistik steht, dass die Nettozunahme um «81 345 Personen war, was einer Zunahme von 19 819 Personen entspricht.» Infosperber schreibt 77 000 – auch das eine Lüge, wenn man so will. Auch die anderen Zahlen stimmen nicht mit der Statistik des Bundes überein. Ist Infosperber nicht in der Lage, die Zahlen richtig abzuschreiben oder woher stammen denn diese Zahlen?
https://www.sem.admin.ch/sem/de/home/sem/medien/mm.msg-id-93093.html
@Girschweiler. Eine Lüge bleibt eine Lüge, nicht nur «wenn man so will». Das BFS schreibt auf der oben verlinkten Seite: «Die ständige Wohnbevölkerung nahm somit um 76 600 Personen zu.» Es sind oben alle Zahlen mit den Quellen verlinkt. Sie können einfach behaupten, die Zahlen würden «nicht mit der Statistik des Bundesamts übereinstimmen». Aber das ist nicht besonders seriös. Geben Sie doch die nach Ihrer Ansicht «richtigen» Zahlen an. Dann können wir weiter diskutieren.
Ihre Zahl 19’819 ist nicht die Zunahme der Bevölkerung, sondern nur die Zunahme der ausländischen Wohnbevölkerung in der Schweiz.
Die SVP-ler kommen mir vor wie die Tibeter mit ihren Gebetsmühlen.
Ich erinnere mich noch gut an die Schwarzenbach-Initiativen 1, 2 und 3.
Schon damals sprach die SVP von einer massiven Überfremdung.
Nur dank geöffneten Grenzen ging es uns bis jetzt gut.
Wir haben die Tschechoslowaken, die Polen und die Tamilen gut «verdaut».
Wichtig ist, dass wir, die uns «Femden» in unsere Gesellschaft gut integrieren, dass sie keine Fremden bleiben.
Auf diesem Gebiet sind wir Meister!
Wir dürfen nicht vergessen, dass ehemalige Fremde wie Hayek oder anderen einmal Ausländer waren.
Sehr geehrter Herr Gasche
dass Sie das Thema aufbringen finde ich persönlich sehr gut, Sie wissen aber selber, dass Sie einfach die Gegenseite (ohne eigene Lösungen) vertreten und die ganze Sache mit vielen (zu vielen) Zahlen versuchen zu verkomplizieren. Sie wissen auch und haben das der SVP auch unterstellt, dass wir eine gewisse Einwanderung benötigen, einfach des Gesetzes der Grösse folgend, die Grundlage des Kapitalismus ist. Sie unterschaleren aber bewusst , dass man sehr wohl von Zuwanderung und Zuwanderung sprechen kann. Da gibt es sogenannte Fachkräfte, was immer man darunter versteht mag und es gibt die «Einwanderung» durch Asylsuchende, Kriegsopfer, Wohlstandsflüchtlinge etc.
Wenn die SVP von einer Begrenzung spricht, dann spricht sie von der Asylbewegung, die heute Europa erschüttert und wir Teil davon sein dürfen. Diese Diskussion muss geführt werden auch ohne Wahlen der nächsten Jahre. Dass Sie 2Mal das Wort Lüge verwenden macht Ihren Beitrag zu reiner Propaganda.
Die verschiedenen Meinungen sind im Infosperber-Dossier: ‹Pro und Contra Bevölkerungszunahme› archiviert.
Da gibt es Trouvaillen wie:
* Klimarat verschweigt den Einfluss des Bevölkerungswachstums; Martin Rott / 13.11.2022
* Je mehr Menschen, desto grösseren Schaden werden sie anrichten; Red. / 10.09.2022
* Kampf um Naturraum: It’s the overpopulation, stupid!; Hartmuth Attenhofer / 26.05.2021
* Die NZZ plädiert für mehr Menschen auf unserem Planeten; Urs P. Gasche / 5.01.2020
* «Die Bevölkerungsexplosion ist Grundursache der Umweltprobleme»; Red. / 17.07.2019
* Ein Manifest gegen die Mutterschaft; Barbara Marti / 15.04.2019
* Ecopop-Initiative – der Versuch einer Entwirrung; Hanspeter Guggenbühl / 25.11.2014 (Wer die Plünderung der Natur stoppen will, muss (auch) die Zunahme der Bevölkerung begrenzen.)
Lange Rede kurzer Sinn…die Invasion nach Europa und in die Schweiz kann nicht gestoppt
werden. Die UNO steuert dieses und die Regierenden, besser Herrscher, müssen folgen!
Der sogenannte «Globale Pakt für sichere, geordnete und reguläre Migration»
der am 10. und 11. Dezember 2018 in Marokko von den Mitgliedsstaaten der
Vereinten Nationen (UN) unterzeichnet wurde, ist in Kraft getreten.
Hier zum Nachlesen;
https://refugeesmigrants.un.org/sites/default/files/180711_final_draft_0.pdf
Die SVP ist in der Frage der Einwanderung absolut unglaubwürdig. Sie beackert das Thema nur um Stimmen zu «fangen».
Die SP dagegen ist geradezu naiv, sie vertritt einen unrealistischen «Menschlichkeitsdünkel». Die masslose Einwanderung von Arbeitskräften, ist unter jedem Titel negativ. Nur vielleicht für die Reichen nicht!
Das alte Problem rechter Politik illustriert sich hier. Man packelt mit Großkapital, Industrie, Massenmedien, alten Eliten, Kirchen, will aber im Gewand des Volkstribuns den «kleinen Mann» einfangen. So wie Hitler gleich nach Machtantritt den linken Flügel der NSDAP unter Strasser erledigte (der vielleicht wirklich den «kleinen Mann» im Auge hatte), so warf noch jede rechte Bewegung nach Machtantritt jeglichen sozialen Anspruch über Bord. Österreichs Jörg Haider scheiterte letztlich an dem Anspruch, den sozialpolitisch fordernden freigiebigen Volkstribun mit den unvermeidlichen Hinterzimmergeschäften der Wirtschafts- und Finanzkungelei zu vereinigen. Die SVP ist ja keine Partei der Underdogs, die die Interessen irgendwelcher Ottonormalverbraucher verteidigen, sondern scheint Tummelplatz für Gut- und Sehrgutverdiener zu sein. Und die profitieren von der Zuwanderung: als Immobilienbesitzer, Firmeninhaber, Vermieter, Juristen, Landwirte usw.
Mit ECOPOP wäre die Bevölkerung in den letzten 10 Jahren tatsächlich nicht um ca. 700’000 Menschen gewachsen. Trotzdem würde ich mit der SVP nicht so hart ins Gericht gehen. Sie hatte damals die MEI mit einer hauchdünnen Mehrheit gewonnen. Taktisch war es richtig, dass sie nicht riskieren wollte, kurz darauf zusammen mit ECOPOP eine Schlappe einzufahren. Zudem hatte die ECOPOP-Initiative noch den zweiten, entwicklungspolitischen Teil dabei, welcher mehr Familienplanung der DEZA forderte. Diese Kombination wurde leider von den wenigsten, auch von Exponenten der SVP, nicht verstanden. Wertvoll ist, dass Gasche die ungefähren Zahlen auf den Tisch legt (@Girschweiler: im Detail gar nicht so einfach!) . Wenn Blocher erwähnt, dass 2022 zusätzlich 71’000 Ukrainer in die Schweiz kamen , so stimmt auch diese Grössenordnung. Wichtig ist, die Auswirkungen dieses Bevölkerungswachstums ins Bewusstsein zu rufen. Daher, Danke an Urs Gasche für diesen Artikel! A. Thommen, Sekretär ECOPOP.