IDF Olympics

Vermischt Sport mit Politik: Die Israelische Armee schickt ihre Soldaten an die Olympischen Spiele. Bild: Israeli Defence Forces © IDF

Wie Israel mit Olympia Werbung für den Krieg macht

Philippe Stalder /  Von wegen olympischer Gedanke: Israelische Athleten zelebrieren offen Kriegsverbrechen – und das IOC lässt sie gewähren.

Als Reaktion auf die politische und soziale Unruhe seiner Zeit formulierte Pierre de Coubertin, ein französischer Pädagoge und Historiker, im späten 19. Jahrhundert den olympischen Gedanken. Inspiriert von den antiken Olympischen Spielen in Griechenland und den Idealen von körperlicher Ertüchtigung, Erziehung und internationaler Verständigung, wollte Coubertin eine moderne Bewegung schaffen, die über den Sport hinausging. Sein Ziel war es, Frieden und Völkerverständigung zu fördern, während gleichzeitig die körperliche und moralische Erziehung der Jugend gestärkt wird. Dieser Idealismus legte den Grundstein für die Wiederbelebung der Olympischen Spiele im Jahr 1896 in Athen.

128 Jahre später ist Coubertins Heimatland Frankreich Gastgeberin der Olympischen Spiele. Nach politischen und sozialen Unruhen muss man sich heutzutage nicht lange umschauen, der olympische Gedanke scheint dringender denn je. Doch nicht alle angereisten Athletinnen und Athleten scheinen für Frieden und Völkerverständigung einzustehen. 

Athleten vermischen Sport mit Politik

In Israel gilt die Wehrpflicht für Frauen und Männer. Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, dass praktisch alle israelischen Olympia-Athleten aktive Mitglieder der israelischen Armee sind. Was jedoch erstaunt, ist, wie stark israelische Athleten ihren Sport mit Politik vermischen, obwohl Art. 50 der olympischen Charta vorschreibt, dass die olympische Arena nicht für politische Zwecke missbraucht werden darf.

In zahlreichen olympischen Kategorien haben Athleten der israelischen Mannschaft jedoch öffentlich zum Mord an den Palästinensern aufgerufen und den israelischen Kriegseinsatz unterstützt:

Peter Paltchik etwa, der israelische Judoka-Fahnenträger in Paris, signierte Bomben, die auf Gaza abgeworfen werden sollten. Einen entsprechenden Post auf Instagram kommentierte er mit den Worten: «Von mir für Sie mit Vergnügen.»

«Von mir für Sie mit Vergnügen»: Paltchik postet auf seinem öffentlichen Instagram-Profil Bomben, die auf Gaza abgeworfen werden. Bild: Instagram / peter_paltchik

Ausserdem war Paltchik in Japan bei einer Konfrontation mit friedlichen pro-palästinensischen Demonstranten zu sehen. Ein Mitglied seines Gefolges drohte, einen der Aktivisten zu töten, nachdem dieser Paltchik leicht berührt hatte.

Israelische Flagge über Gaza

Sagi Muki, ebenfalls Mitglied der Judomannschaft der Männer, postete ein Video, auf dem zu sehen ist, wie die IDF-Soldaten eine israelische Flagge am Strand von Gaza hissen, nachdem sie dort einmarschiert waren. Er kommentierte das Video mit der Bildunterschrift «Salute your heroes».

Sein Teamkollege, Yam Wolczak, schrieb in einem Post auf Instagram: «Ich widme diese Medaille unserem Land und meinen besten Freunden, die in den besten Einheiten der IDF kämpfen […] Ich habe den ganzen Wettbewerb über an euch gedacht 🫶».

Lonah Chemtai Salpeter, eine israelische Olympia-Marathonläuferin, postete als Instagram-Story eine apokalyptische Illustration, in der Bomben mutmasslich auf den Gazastreifen herabregnen. Auf dem Bild ist eine Tora abgebildet, als ob Gott diesen Krieg gutheissen würde.

In Anlehnung an das angeblich in der Tora verbriefte Recht Israels, die Palästinenser aus dem gelobten Land zu vertreiben. Bild: Instagram / lonah_chemtai

Anat Lelior, eine Surferin der israelischen Olympiamannschaft, sagte 2020 in einem Interview vor den Olympischen Spielen in Tokyo: «Der Dienst in den IDF ist mehr als nur eine Pflicht. Ich bin glücklich, es zu tun».

Es kommt nicht von ungefähr, dass israelische Olympia-Athleten immer wieder betonen, wie stolz sie darauf sind, in der israelischen Armee zu dienen und ihre Kriege gutzuheissen. Denn die israelische Armee benutzt Sportanlässe wie die Olympischen Spiele gezielt zu Propagandazwecken. Sport und Politik werden dabei bewusst vermischt.

Krieg als Sport

In diesem Video, das vor den Olympischen Spielen in Tokyo 2020 von der israelischen Armee publiziert wurde, werden Sport- und Kriegsszenarien so montiert, dass fliessende Übergänge entstehen. «Jeden Tag brechen unsere Soldaten Rekorde. Auch Du kannst das», so die Botschaft. 

Die Wechselwirkung zwischen Sport und Militär fliesst auch in die entgegengesetzte Richtung. Etwa wenn israelische Fussballvereine der Armee kostenlose Fanartikel zur Verfügung stellen und dann Fotos von IDF-Mitgliedern veröffentlichen, die diese Artikel tragen, während sie in Panzern und Bulldozern den Gazastreifen zu Schutt fahren. 

Fanartikel des Bnei Yehuda Tel Aviv FC werden im Gaza-Krieg von israelischen Soldaten zur Schau getragen. Bild: Richard Medhurst

IOK praktiziert einen Doppelstandard

Und was unternimmt das Internationale Olympische Komitee? Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieg auf die Ukraine wurden russische Athleten gesperrt und durften nur unter neutraler Flagge antreten. Auch Südafrika war wegen seiner Apartheid jahrzehntelang von den Olympischen Spielen ausgeschlossen. Bei israelischen Athleten wendet das IOK allerdings einen anderen Standard an. Obwohl fast sämtliche israelische Athleten aktiv in der Armee dienen und offen Kriegsverbrechen zelebrieren.

Die israelischen Soldaten verletzen damit die politische Neutralität des Sports. Sie verletzen den Friedensauftrag der Olympischen Spiele, und das Olympische Komitee ist seiner Aufgabe nicht nachgekommen, sie zu sanktionieren. Die Doppelmoral könnte nicht deutlicher sein.


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5 Meinungen

  • am 17.08.2024 um 18:22 Uhr
    Permalink

    Immerhin treten israelische Athleten auch gegen Gegner an, welche aus Ländern kommen, deren Staatsdoktrin die Vernichtung Israel’s beinhalten. Beispielsweise Iranische Athleten, weigern sich aber gegen Israelis anzutreten und werden dafür noch vom islamofaschistoiden Mullah Regime gefeiert. Die Welt ist etwas komplexer, als manche sie sich malen, wie sie ihnen gefällt.

  • am 17.08.2024 um 19:20 Uhr
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    Doppelstandard beim IOK. Der jüdische Gott hat den Juden dieses Land in Palästina versprochen, deshalb misst selbst das Olympische Komitee verglichen mit Russland und Südafrika unter Apartheid mit verschiedenen Massstäben. Ausserdem steht Israel unter amerikanischem Schutz, was immer es auch tut.

    • am 19.08.2024 um 00:43 Uhr
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      Ihre Meinung in Ehren, aber wie belegen Sie Ihre These, wonach das IOC nach alttestamentarischen Kriterien «arbeitet»? Und inwiefern hat die USA einen Einfluss auf das IOC, zumal dieser Verein seinen Hauptsitz in CH hat?

  • am 18.08.2024 um 18:33 Uhr
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    Leider unterstützen wir diese Doppelmoral. Nicht zuletzt dadurch hat sich die «Presse» die Bezeichnung Lügenpresse eingehandelt. Keine Verurteilung durch die UNO oder den Internationalen Gerichtshof zeigen international Wirkung. Menschenrechte haben immer weniger Bedetung, außer sie stützen die israelische-amerikanische Sicht.

  • am 19.08.2024 um 07:05 Uhr
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    =>ISRAEL OLYMPIA IOC
    Der Artikel, insbes. die Überschrift, ist überzogen.Denn die genannten Aktivitäten einzelner israelischer Olympiateilnehmer können auch als persönliche Meinungen AUSSERHALB der Spiele gesehen werden – vermutlich hat das IOC diesen Standpunkt eingenommen – nicht zuletzt wohl wg. Olympia 1972.
    Das ändert aber nichts an den fragwürdigen Grundsätzen der israelischen Politik – und DIE ist durch das beigefügte Bild auf den Punkt gebracht :
    Bild: Instagram / lonah_chemtai :
    Auf dem Bild ist eine Tora abgebildet, als ob Gott diesen Krieg gutheissen würde.
    Denn genau das ist doch die Grundlage der israelischen Regierungspolitik.
    Man sollte sich in diesem Zusammenhang die Begründung in Erinnerung rufen, mit der Einstein das Angebot Ben Gurions ablehnte, Staatspräsident des neuen Staates zu werde.

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