Sperberauge

Wenn sich russische und ukrainische Athletinnen umarmen …

Christian Müller © zvg

Christian Müller /  Sport soll frei von Politik sein, sagen die einen, Sport soll noch mehr politisiert werden, die anderen.

Man stelle sich vor: In Tokio haben sich die beiden Medaillen-Gewinnerinnen im Frauen-Hochsprung, die 28-jährige Russin Mariya Lasitskene (Gold) und die 19-jährige Ukrainerin Yaroslava Mahuchikh (Bronze) bei der Siegerehrung umarmt:

Das gehe gar nicht, befand die Stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin Hanna Malyar. Immerhin seien die beiden Länder miteinander im Krieg, und sie tadelte die erfolgreiche ukrainische Athletin öffentlich. Sie werde Yaroslava Mahuchikh vorladen, wenn diese aus Tokio zurück sei.

Sport als Chance, trotz politischen Spannungen miteinander zu reden, Gemeinsamkeiten zu erleben und sogar zu geniessen, wie es im letzten Kalten Krieg (noch) der Fall war, scheint nicht mehr akzeptiert zu sein. 

Die (kleine) gute Nachricht dazu: Der Ukrainer Stanislav Horuna, in Tokio Bronce-Medaillengewinner in der Kategorie Karate bis 75 kg, wagte auf Facebook den Widerspruch: «Sport und Politik sind zweierlei, verdammt nochmal», schrieb er, «verschont uns Athleten mit Eurer Politik!»

PS: Die Plattform ukraine-nachrichten.de meldet heute morgen in deepl.com-Deutsch, die ehemalige ukrainische Parlamentsabgeordnete Iryna Faryon habe die ukrainische Leichtathletin Yaroslava Mahuchikh als «biologischen Müll» – in Schweizer Hochdeutsch: als «biologischen Abfall» – bezeichnet, weil sie an den Olympischen Spielen in Tokio gemeinsam mit einer russischen Athletin für Fotos posierte. (Zur Quelle in ukrainischer Sprache: «Экс-нардеп Ирина Фарион назвала украинскую легкоатлетку Ярославу Магучих биологическим мусором за то, что она позировала вместе с российской спортсменкой для фото после соревнований на Олимпиаде в Токио.»)


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Zum Infosperber-Dossier:

Ukraine_Sprachen

Die Ukraine zwischen Ost und West: Jetzt von Russland angegriffen

Die Ukraine wird Opfer geopolitischer Interessen. Die Nato wollte näher an Russland. Seit dem 24.2.2022 führt Russland einen Angriffskrieg.

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2 Meinungen

  • am 11.08.2021 um 14:14 Uhr
    Permalink

    Ich finde, es ist ganz einfach:
    Die beiden Athletinnen haben sich wunderbar verhalten. Und jeder lebensbejahende Mensch muss die Äußerungen von Hanna Malyar und Iryna Faryon auf’s schärfste zurückweisen.
    Das geht gar nicht, und mehr gibt es dazu nicht zu sagen!

  • am 11.08.2021 um 17:48 Uhr
    Permalink

    Ein gewaltiges Hoch und BRAVO für diese beiden echten Sportlerinnen! Schön, dass das noch geschieht. Die Reaktion der ukrainischen Politiker ist doch mehr als typisch und äusserst verwerflich und abstossend: Das sind effektiv Marionetten der USA: Pfui Teufel!

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