Wenn Geld geht

»Geld muss arbeiten», sagen uns die Kapitalisten. «Nicht das Geld, die Arbeiter arbeiten», entgegnen die Sozialisten. «Bei uns arbeitet Ihr Geld», werben die Banker. Die Streitfrage bleibt: Obwohl noch nie jemand einer Hunderternote beim Arbeiten zuschauen konnte, zeigen Bankauszüge, dass das Geld auf unseren Konti Mehrwert schafft.

Noch bevor wir das alte Rätsel lösen konnten, stehen wir jetzt einem neuen Phänomen gegenüber: Geld kann gehen, sogar über Wasser, wie weiland Jesus. Einfach so, raus aus der Bank, geht unser Geld in die weite Welt hinaus, ohne dass wir etwas davon erfahren.

Dieses Phänomen hat auch den einstigen Fussballkönig Franz Beckenbauer heimgesucht. Und das schon 2002. Damals gingen nicht weniger als sechs Millionen Franken von seinem Konto weg. Die Millionen marschierten über Grenzen und Meere, landeten schliesslich im Wüstenstaat Katar, und der Ball-Jongleur hat 14 Jahre lang nichts davon gewusst. Denn, so sagte er am Wochenende in einem Interview gegenüber Bild am Sonntag: «Ich habe erst vergangenen Mittwoch erfahren, dass das Geld nach Katar gegangen ist.»

Obwohl er nicht wusste, wohin sein Geld ging, weiss der Mitorganisator der Fussball-WM 2006 in Deutschland heute, was das ausgebuxte Geld getan respektive nicht getan hat: Die Millionen seien nicht zum Stimmenkauf für die Weltmeisterschaft verwendet worden, beteuert Beckenbauer. Das tröstet uns alle: Wir wissen zwar nicht, wohin unser Geld geht, aber wir wissen immer ganz genau, was das Geld nicht tut, wenn es geht.