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Gesuchtes Risiko – in wessen Interesse? Ueli Steck solo. © EFG

Ueli Steck – ein Gewinn für den Alpinismus?

Walter Aeschimann /  Zum Tod von Ueli Steck – eine kritische Einordung seiner Leistungen und seines Einflusses auf die Entwicklung des Alpinismus.

Ueli Steck ist tot. Der Profialpinist und gelernte Zimmermann aus Ringgenberg BE kam mit 41 Jahren am Sonntagmorgen, 30. April 2017, zu Tode. Er verunfallte nach bisheriger Sprachregelung auf einer Trainingstour am Nuptse, einem Siebentausender zwei Kilometer südwestlich des Mount Everest.

Die Nachricht verbreitete sich wie eine Explosion. Wogen der Gefühle und tiefe Betroffenheit in den Medien, und gemäss denen, auch weltweit bei den Menschen. Der Tages-Anzeiger publizierte sofort und mit Stolz, das letzte Interview mit ihm geführt zu haben. Er stellte dieses sogleich wieder prominent ins Netz und füllte mit zentnerschwerem Pathos Seite zwei und drei der Printausgabe. Über den «Tod eines Unsterblichen», über einen «Forscher im Grenzbereich zwischen Leben und Tod», der «für uns Daheimgebliebene von dort berichtete, wo kein Wissenschaftler mit Messmethoden oder Intellekt hinkommen konnte», schrieb ein Alpin-Spezialist. Seine «körperlichen und geistigen Höhenflüge führen zu Erlebnissen von fast spiritueller Dimension» und mache sie «für die zu Hause gebliebenen zur Inspiration», stand an gleicher Stelle in einem anderen Text.

Ein Medienhype sondergleichen

Ueli Steck «verschob Grenzen», liess sich Bundesrat Guy Parmelin im Blick zitieren. Er «machte das schier Unmögliche möglich», stand in der FAZ. «Ueli, Ruhe in Frieden!», trauerte Spiegel online, inspiriert vom «Berg-Heil!»-Vokabular. In der NZZ schliesslich steht, dass die Solobegehung der Annapurna-Südwand, die nicht einmal bestätigt ist, «weit entfernt von herkömmlichen Massstäben» gewesen sei. Vergleichbare Würdigungen liessen sich aus Dutzenden von Artikeln zitieren. Texte, ekstatisch voll mit Schwärmerei, ohne Distanz und analytische Substanz.

Den einzig interessanten Text – immerhin – publizierte wiederum der Tagi. Der Autor, wohl Nicht-Alpinist und leicht genervt über den undifferenzierten Medienhype, diagnostizierte bei Steck eine «asketische Biederkeit» und vermochte «keinerlei Hinweise auf eine spirituelle Dimension erkennen. (…) diese Hast am Berg, das hat doch etwas Unsympathisches». Er traf den Kern der Sache. Man darf sich vielleicht einzig fragen, ob er im Nachhinein berufen war, den Toten so zu kritisieren, wenn er Zeit seines Lebens in der Thematik geschwiegen hat.
Ueli Stecks Leiche wurde am 4. Mai 2017 im Kloster von Tengboche, Nepal, unter Anwesenheit seiner Frau und naher Angehöriger eingeäschert und bestattet.

Ein differenzierterer Blick ist überfällig

Nach der medialen Eruption scheint es an der Zeit, eine differenziertere Einordnung vorzunehmen. Wie konnte es dazu kommen, dass ein professioneller Alpinist im Tod zum Helden wird und wie ein globaler Wohltäter und Erlöser gefeiert wird?

Ueli Steck war ein feiner Mensch. Er war keine charismatische Persönlichkeit. Er war vorab ein hervorragender Alpinist. Aber in der Schweiz gibt es ein Dutzend, auf der Welt wohl hundert, die sich alpinistisch auf einem ähnlichen Niveau bewegen. Etliche sind technisch besser. Vom «weltbesten Alpinisten» zu sprechen ist deshalb Unsinn, weil diese Kategorie nicht messbar und eine reine PR- und Medienerfindung ist. Vor diesem Hintergrund gilt es auch ein anderes Missverständnis auszuräumen. Steck war kein Alpinist, auch kein Abenteurer, sondern ein professioneller Hochleistungssportler. Spätestens seit er 2007 zum ersten Mal die Heckmair-Route der Eiger-Nordwand in Rekordzeit durchstiegen hatte, dienten ihm die Berge vorab als Sportstadion und als Kulisse für PR-Inszenierungen. Eis und Fels waren der playing ground, Pickel und Steigeisen die Sportgeräte.

Extremsport ist vor allem auch Business

Damals begab sich Steck in die Abhängigkeit der Industrie und setzte sich deren Marktbedingungen aus. Während andere, hervorragende Alpinisten, diese Entwicklung kritisieren und sich ihr bewusst entzogen, kletterte Steck seit zehn Jahren meist in jenen Gegenden, die Medien und Sponsoren interessieren und eine breitere Öffentlichkeit vom Namen her auch kennt: Eiger-Nordwand und Mount Everest. Dadurch entglitt ihm die Kontrolle über seine Tätigkeit. Aus Steck wurde die «swiss machine», ein marktkompatibles, einträgliches Kunstprodukt, eine Pop-Ikone der Sehnsuchtsindustrie, assistiert von PR-Journalisten der Outdoorbranche.

In der öffentlichen Wahrnehmung galt Todesnähe fortan als intensives Leben, nicht als elende Schinderei. Das höchste Risiko erschien nicht mehr als (selbst)zerstörerischer Grenzgang, sondern als begehrenswert. Zum ritualisierten Jargon gehörte auch das Scheitern, das den Tod bedeutet und dass er – frei von Sponsoring-Zwängen – sein «eigenes Ding» durchziehen könne. Das war vor Steck schon so, aber niemals mit dieser medialen Aufmerksamkeit und derart professionell vermarktet.

Alpinismus – auf dem richtigen Weg?

Der Alpinismus entwickelte sich mit Steck in eine «neue Dimension», wie einige richtigerweise, aber mit falschen Prämissen schrieben. Sponsoren und Medien unterwarfen den Alpinismus dem Primat der Leistungsmaximierung um jeden Preis. Zeiteinheit pro gelaufener Höhenmeter war das einzige Kriterium für alpinistische Qualität und ökonomische Verwertbarkeit. Die mediale Fixierung auf den Rekord führte nicht zuletzt dazu, dass jeder professionelle Alpinist sich in das Marktsegment des ‚Speed-Kletterns’ begeben musste, wollte er Aufmerksamkeit erlangen und etwas Geld verdienen. Das hemmte den kreativen Prozess in Eis und Fels. Die alpinistische Entwicklung stagnierte in den letzten Jahren. Das war sicher nicht die Schuld von Steck und wohl kaum bezweckt. Aber er war der prominenteste Vertreter dieser Hatz am Berg. Die EFG International, eine Privatbankengruppe mit Sitz in Zürich als Hauptsponsor und mehr als ein Dutzend Official Sponsors und Suppliers dankten ihm das Engagement mit grösseren finanziellen Zuwendungen.

Man kann diesen Verlauf in einer leistungsorientierten Welt durchaus begrüssen und für einen Fortschritt halten. Man kann es auch anders sehen. Wer professionellen Sport betreibt und damit viel Geld verdient, sollte sich aber dessen Kriterien unterordnen. Das hat Steck zuletzt oft nicht mehr getan.

Unbestätigte Superleistungen

Am offensichtlichsten wohl, als er im Oktober 2013 die erste Solobegehung der Annapurna-Stüdwand (8091 m) vermeldete, 28 Stunden für Auf- und Abstieg. Die Medien feierten die Leistung als Quantensprung des Alpinismus. Für die Richtigkeit der Leistung lieferte er aber keinerlei Beweis. Seit einigen Jahrzehnten ist es jedoch üblich, alpinistische Taten materiell zu belegen, sonst werden sie nicht anerkannt. Steck wusste das und die Branche auch. Diese konnte jedoch nicht erlauben, dass der Annapurna-Gang und Stecks Übermenschen-Image angezweifelt wurde. Zu stark waren unterdessen die gegenseitigen kommerziellen Abhängigkeiten. Ueli Steck war ‚too big to fail’. Demonstrativ verlieh ihm deshalb die Berggemeinde 2014 den piolet d’or, die höchste alpinistische Auszeichnung. Steck nahm sie bedenkenlos entgegen. Er schuf sich unter den Berufskollegen damit nicht nur Freunde.

Im Frühjahr 2013 wollte Ueli Steck jene Tour unternehmen, bei dessen Vorbereitung er nun zu Tode kam: die Überschreitung des Mount Everest und des Lhotse. Auf einer Trainingstour querten Steck und Berg-Partner Simone Moro das Arbeitsfeld der Sherpas. Gemäss den Sherpas hätten die beiden lebensbedrohliche Eisschläge ausgelöst. Die Sherpas richteten gerade Fixseile für kommerziell geführte Touren ein. Es wird unter den Alpinisten allgemein akzeptiert, diese Arbeit der Sherpas nicht zu stören und während dieser Zeit auch nicht zu klettern. Steck und Moro missachteten das ungeschriebene Gesetz. Es war wohl nicht die unmittelbare Gefahr, sondern viel eher der Tabubruch, die Geringschätzung der Arbeit, die die Sherpas danach gewalttätig werden liess. Steck und Moro mussten aus dem Basislager fliehen und das Unternehmen abbrechen.

Vorwurf: Zu früh aufgegeben

Im September 2014 schloss sich Steck einer Gruppe an, die einen ‚Weltrekord’ unternehmen wollte: den Shishapangma (8027 m) und den Cho Oyu (8201 m) in je 24 Stunden zu besteigen. Die Fünfergruppe geriet am Shishapangma in eine Lawine, zwei fanden den Tod, einer wurde verschüttet und später doch gerettet. Steck und Expeditionsleiter Benedikt Böhm blieben verschont. Sie entschieden, die Lawinengefahr sei zu gross, um nach den Verschütteten zu suchen und stiegen ab. Der später – von anderen Alpinisten – gerettete Martin Maier erhob im Nachhinein schwere Vorwürfe gegen Böhm und Steck. Die beiden hätten ihn zu früh aufgegeben und nicht alle Möglichkeiten zu seiner Rettung ausgeschöpft.

Diese Ereignisse machen deutlich, welch ungeheurer Konkurrenz- und Leistungsdruck in der Branche herrscht. Anders als bei herkömmlichen Spitzensportlern geht es nicht nur um den Sieg. Siegen bedeutet im Hochleistungsalpinismus immer höhere Risiken einzugehen, die jedoch, auch wenn das Gegenteil beteuert wird, kaum mehr abzuschätzen sind. Ueli Steck wusste, dass dieses Berufskonzept altershalber zu Ende ging. Ihm lief die Zeit davon. Diese Endzeitstimmung machte ihn zum Getriebenen eines gnadenlosen Wettbewerbskonzepts, das er mitbegründet hatte. Er bestieg die schwierigsten Routen vieler Berge auf der Welt. Aus der Wettbewerbsspirale nach oben vermochte er nicht rechtzeitig abzusteigen.

Nachtrag 1: Beim Versuch, als ältester Mensch der Welt den Mount Everest zu besteigen, ist am Samstagnachmittag, 6. Mai 2017, ein 85jähriger Mann aus Nepal gestorben.

Nachtrag 2: Nepal erwartet in diesem Jahr eine Rekordzahl von Bergsteigern, die auf den Mount Everest wollen. Das Amt für Tourismus in Kathmandu vergab gemäss eigenen Angaben Lizenzen an 372 Alpinisten zur Besteigung des höchsten Berges der Welt. Das sind rund 80 Lizenzen mehr als letztes Jahr. Hinzu kommen rund 400 lokale Bergführer, Köche und Gepäckträger, welche die Bergsteiger beim Aufstieg unterstützen. Die Lizenz kostet 11’000 US-Dollar pro Person.
——————
Anmerkung vom 16. Mai
Einen von der Redaktion gesetzten Zwischentitel haben wir ersetzt durch «Vorwurf: Zu früh aufgegeben».


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Walter Aeschimann ist Historiker, Publizist und Filmer. Er ist leidenschaftlicher Berggänger und schreibt regelmässig – und unabhängig – über Belange der Outdoor-Industrie.

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19 Meinungen

  • Helmut_Scheben_310
    am 14.05.2017 um 12:03 Uhr
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    ein hervorragender Kommentar. Es wurde viel geschrieben, aber man muss offensichtlich infosperber anklicken, um etwas wirklich Substantielles zu lesen.

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 14.05.2017 um 13:03 Uhr
    Permalink

    Ueli Steck war, längst nicht jenseits jeder Kritik, eine ganz andere Nummer als diejenigen, die zum Beispiel im Tagi unter jeder Kritik pseudokritisch hervorheben, dass Trauer über seinen in der Tat nicht notwendigen, aber auch nicht zufälligen Hinschied nicht angebracht sei. Diese Namen, vielleicht auch denjenigen von Herrn Aeschimann, wird man vielleicht durchaus wieder lesen, wenn 2076 eine Biographie zum 100. Geburtstag von Ueli Steck erscheinen wird. Die hier bei Infosperber vorgebrachten kritischen Argumente werden wohl mit einem Teil von Berechtigung wieder referiert werden, ändert nichts daran, dass Steck in der Geschichte des Alpinismus ein paar Pflöcke eingeschlagen hat, welche jenseits der Reichweite der Mittelmässigen und der Moralisten liegen. Beni Thurnheer mailte mir zum Tode von Ueli Steck das Seemannssprichwort: «Nirgends sind Schiffe so sicher als wenn sie im Hafen liegen. Aber dafür sind sie nicht gebaut."

  • am 14.05.2017 um 14:20 Uhr
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    Einmal mehr bestätigt sich, dass es nicht besonders sympathisch wirkt, die Leistungen eines Verstorbenen «kritisch einzuordnen». Zumal es in diesem Falle völlig unnötig ist.
    Die Medien haben sich extrem stark für Steck interessiert, schon vor seinem Tod. Das mag übertrieben gewesen sein. Aber es war in keiner Weise ein reales Problem für die Öffentlichkeit. Wer findet, das sei zu viel Tamtam, kann solche Meldungen entspannt überspringen. Wer sich gross darüber aufregt, vergrössert nur seinerseits den Medinerummel.

  • Portrait.Hanspeter Guggenbühl.2020
    am 14.05.2017 um 15:57 Uhr
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    Endlich: Ein Bericht über Steck und sein Umfeld, der zwischen Huldigung (der meisten) und Bashing (TA-Büttner) differenziert und Hintergründe liefert.
    Dem Autor, der regelmässig für die NZZ arbeitet, ein Dank, dass er diesen Text nicht an die Falkenstrasse, sondern an Infosperber schickte. Offenbar will er gelesen werden.
    Hanspeter Guggenbühl

  • am 15.05.2017 um 08:55 Uhr
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    Ich finde es interessant, dass die Gesellschaft nicht in erster Linie die körperliche Ausnahmeleistung oder das alpinistische Können positiv bewertet, sondern die Risikobereitschaft, ohne welche diese Art des Geschwindigkeitsklettern nicht möglich ist, oder zumindest die Kombination dieser Faktoren.

    Gleichzeitig werden andere, die aus pragmatischen Gründen Eigenrisiken eingehen (mit Turnschuhen in die Alpen, bei Rot über die Kreuzung, usw.) mit Häme eingedeckt und verurteilt. Auch bei andern Sport- bzw. Fortbewegungsarten.

  • am 15.05.2017 um 09:29 Uhr
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    Ein sehr gut geschriebener, ausgewogener Artikel, der auch zeitlich richtig platziert wurde.
    Bei aller Faszination für Stecks Leistungen, die Art und Weise entspricht exakt dem neo-liberalen Credo unserer Zeit: Leistung & Vermarktung derselben. Der Hype des Tagesanzeigers ist unter diesem Aspekt selbstverständlich, ist der TA doch im Kern durch und durch neoliberal ("Kommerzbrei mit links-liberalem Deckmänntelechen").

  • am 15.05.2017 um 20:18 Uhr
    Permalink

    Zur Frage der eventuell vernachlässigten Hilfe: Maier hat Böhm und Steck vorgeworfen, dass sie alleine entschieden hatte, dass die Lawinengefahr zu gross sei, anstatt weitere Helfer beizuziehen, die das Risiko evtl. in Kauf genommen hätten. Ich sehe nicht, was das mit dem Konkurrenz- und Leistungsdenken zu tun hat. Erwähnen müsste man fairerweise auch, dass Ueli Steck am Annapurna 2008 unter hohem Risiko eine Rettungsaktion für einen Spanier startete und dafür seine Chance für eine Besteigung opferte.
    @Neuenschwander: Der Zwischentitel "Vernachlässigte Hilfe" ist nicht von Walter Aeschimann gesetzt worden, sondern vom online-stellenden Redaktor. Leider ist das Fragezeichen dabei nicht mitgekommen. Der Zwischentitel wurde jetzt auf "Vorwurf: Zu früh aufgegeben" geändert. (Red./cm)

  • am 15.05.2017 um 21:25 Uhr
    Permalink

    Dieser Artikel ist tendenziös geraten und lässt viele Fakten einfach weg. Fakten hätten halt nicht zu dieser Art Abrechnung gepasst.

    Alpinismus – auf dem richtigen Weg
    Der Historiker sollte wissen, dass nach dem Expeditionsstil der Briten und dem Alpinstil von Messner & Co der Speed-Climbing-Stil aufkam. Das hat nichts mit irgendwelchen Rekorden zu tun. Weniger lange im Berg = weniger lange in Gefahr = weniger Gepäck notwendig. Ein Restrisiko bleibt immer, bei jedem Stil.

    Unbestätigte Superleistungen
    Wie war das mit Messners abgestürztem Bruder am Nanga Parbat? Jahrzehntelange Unterstellungen, die sich in Luft auflösten. Neid ist in dieser Szene an der Tagesordnung. Wenn Steck sagt, er sei oben gewesen, dann wird es so gewesen sein. Als Mauschler war er garantiert nicht bekannt.

    Auf Hilfe zu früh verzichtet
    Auch der erfahrene Berggänger Aeschimann wäre nicht in diesen Lawinenhang gestiegen. Die Rettungsaktion von Steck/Anthamatten an der Annapurna wird elegant weggelassen. Die Beiden stiegen selbstlos 3500 Höhenmeter auf um 2 Bergsteigern zu helfen. Der Spanier ist leider in den Armen von Steck verstorben. Einfach weglassen und Steck als Ego hinstellen, das ist mehr als unfair.

  • am 16.05.2017 um 10:36 Uhr
    Permalink

    Also doch noch: Nach Büttners Einwurf im Tagi musste man befürchten, das sei bereits alles gewesen, was Schweizer Medien in der Aufarbeitung von Stecks Wirken zustande bringen. Der Artikel erhellt nun dankenswerterweise den ökonomischen Kontext der heutigen Profi-Bergsteigerei mit all seinen Fragwürdigkeiten – Aufklärung im besten Sinne.

  • am 18.05.2017 um 03:07 Uhr
    Permalink

    Um der Person und dem Phänomen Ueli Steck näherzukommen, genügt eben eine intellektuelle und in manchen Teilen falsche Betrachtung nicht. «Das Wesentliche können wir nur mit dem Herzen (und unserer Ganzheit) sehen.» Dasselbe gilt meiner Meinung nach für Herrn Büttner vom Tagi. Silvia Bänninger

  • am 21.05.2017 um 08:06 Uhr
    Permalink

    Hype um die Verrücktheiten von Ueli Steck

    Der Hype um die Verrücktheiten von Ueli Steck ist für mich unverständlich. Offenbar leben wir heute in einer Welt voll von Zynikern. Wer denkt an die Eltern und Bekannten von solchen Hasardeuren? Gewisse Menschen muss man vor sich selber schützen wie kleine Kinder. Aber ich stelle ernüchtert fest: Fürsorglichkeit, Rücksichtnahme und christliches Gedankengut verabschieden sich langsam aus unserer Gesellschaft.

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 23.05.2017 um 18:24 Uhr
    Permalink

    Heute war die Abdankung von Ueli Steck im Kursaal Interlaken. Als einziges Zitat zur Abdankung zitierte bluewin-News Mona Vetsch, ein Tag als Tiger sei besser als tausend Jahre als Schaf. Die gute Frau wusste nicht, dass es sich um einen der meistzitierten Sätze von Benito Mussolini handelte, von dessen faschistischer Bewegung auch das Schlagwort «vivere pericolosamente» stammt. Es war insofern nicht angemessen, Steck, in dem ich nach wie vor einen Pionier des Alpinismus sehe, so zu verabschieden, selbst wenn er wie vieles andere diesen Spruch vielleicht mal abgesondert hat. Man ist dem Leben Stecks noch nicht gewachsen, so wie eine angemessene Biographie eines Mannes im potentiellen Heldenstatus nur eine kritische Biographie sein muss, will man überhaupt so etwas wie Grösse herauskristallisieren. Statt Mussolini hätte ich lieber Goethe zitiert: «sollte es abermals auffallen, dass man vom moralischen Standpunkt aus keine Weltgeschichte schreiben kann."

  • am 24.05.2017 um 05:48 Uhr
    Permalink

    DIese Heldenverehrung geht mir auf den Geist. Damit verbunden ist immer auch die Aufforderung, es dem «Helden» in dieser oder jener Form gleichzutun. Sein Leben aufs Spiel setzen ist egoistisches Missahten des Lebens und der Gefühle der eigenen Familie und Freunde.

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 24.05.2017 um 06:33 Uhr
    Permalink

    @Schneider. Auch Christoph Kolumbus wäre doch lieber zu Hause geblieben und Hofbeamter geworden, Roland Collombin von Anfang an Weinhändler. Bedenkenswert bleibt indes, dass bei der Erstbesteigung der Jungfrau vor etwas mehr als 200 Jahren die Brüder Meyer, von denen man spricht, dort oben Vermessungen machten, während die beiden Walliser Bergführer den Rosenkranz beteten. Tatsächlich ging man früher nur so weit hinauf, als es die Jagd oder das Sammeln von Edelweiss erforderten. Ich kann auch nicht begreifen, dass es Leute gibt, die im Berggebiet Velofahren. Soeben sind wieder zwei Spitzensportler beim Velofahren zu Tode gestürzt, und auch beim Giro, der Tour de Suisse und bei der Tour de France ist das Risiko zumal der Abfahrten sehr erheblich und eigentlich für Leute mit Familie nicht verantwortbar. Noch unverantwortbarer ist der Boxsport, auch Muhammad Ali hätte sich auf Dienstverweigerung konzentrieren sollen. Nur unter Hitler war Dienstverweigerung allerdings dann auch ein unverantwortbares Risiko.

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 24.05.2017 um 06:48 Uhr
    Permalink

    PS. Im Gegensatz zu uns seinerzeitigen Normalverbrauchern sah sich die Mutter von Bernhard Russi, dem bedeutenden Skipistenbauer, Kommentator und Leser, zu dessen Aktivzeit als Skirennfahrer nicht in der Lage, Abfahrtsrennen am Fernsehen direkt zu verfolgen. Sie wusste wohl warum. Zu Hause hatten sie übrigens noch ein behindertes Kind.

  • am 24.05.2017 um 09:56 Uhr
    Permalink

    Die Abdankungsfeier in Interlaken – geleitet von einem prominenten Gesicht aus der Deutschschweizer Unterhaltungsindustrie: Stecks Tätigkeit in den Bergen perfekt verortet …

  • am 28.05.2017 um 22:15 Uhr
    Permalink

    da spricht der journalist aus meinem herzen

  • am 10.06.2017 um 12:24 Uhr
    Permalink

    Generell ein interessanter Artikel, jedoch wird er der Komplexität des Themas leider nicht gerecht. Bei vielen entscheidenden Punkten dringt die persönliche Meinung des Authors zu sehr durch, es wird mit klaren Statements der Inhalt auf eine zu einfache Ebene runter gebrochen, um dann direkt zum nächsten Punkt überzugehen. Eine umfassende Betrachtung, welche dem Leser Freiheit zu seiner eigenen Meinungsbildung lässt, wäre hierbei aus meiner Sicht deutlich angebrachter. Investigativer Journalismus muss nicht immer Antworten liefern, er darf uns auf fragend zurücklassen, wenn es die Vielschichtigkeit der Thematik mit sich bringt. Es ist sicherlich eine schwierige Diskussion, die viele Meinungen zulässt, dies sollte man jedoch auch akzeptieren und so formulieren. Ob Herr Aeschimann, ich oder der Rest der Welt den hochkomplexen Themenkreis komplett durchdrungen haben, wage ich zu bezweifeln. Natürlich wissend, dass dieser Artikel nur eine Projektion ist und das Thema sehr sperrig ist, um dies umfassend in einen kurzen Bericht zu fassen. Ich danke Ihnen jedoch, dass Sie dieses Thema nicht gescheut und aufgegriffen haben.

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