AHV AVS AI IV Swiss pension and invalidity sign

Der AHV geht es besser als gedacht. Das Bundesamt für Sozialversicherungen hat sich verrechnet. © Depositphotos

AHV-Ausgaben: Nicht 4 Milliarden daneben, sondern 14 Milliarden

Marco Diener /  Der Bund liefert unklare Informationen zu den Rechenfehlern bei der AHV. «SRF» und «Blick» verstehen die Zahlen prompt falsch.

Zum Glück hat das Volk diesen März die 13. AHV-Rente angenommen. Sonst gäbe es jetzt grosse Diskussionen darüber, ob die Abstimmung wiederholt werden müsste. Denn der Bund hat sich bei den künftigen AHV-Ausgaben kolossal verrechnet – wegen «fehlerhafter Formeln im Berechnungsprogramm».

Das Bundesamt für Sozialversicherungen schreibt in seiner Medienmitteilung: «2033 dürften die AHV-Ausgaben rund 4 Milliarden Franken oder rund 6 Prozent tiefer ausfallen, als bisher berechnet.»

Das ist zwar – streng genommen – korrekt. Aber es ist auch beschönigend. Wenn nicht irreführend. Der Rechenfehler wirkt sich nämlich nicht erst 2033 aus, sondern bereits 2027. Ab da wächst und wächst er (grüne Balken in der unten stehenden Grafik).Die kumulierten Minderausgaben betragen bis 2033 rund 14 Milliarden Franken.

Prompt verstand der «Blick» die Information des Bundesamts gestern falsch: «Bis 2033 dürften die AHV-Ausgaben um satte 4 Milliarden Franken oder etwa 6 Prozent niedriger ausfallen als gedacht.»

«SRF» folgerte auf seiner Website ebenso falsch: «Vier Milliarden Franken mehr als gedacht stehen der AHV bis 2033 zur Verfügung.»

Anders, aber auch nicht korrekt, berichteten die Tamedia-Zeitungen: «Das Bundesamt für Sozialversicherungen hat sich bei den langfristigen AHV-Prognosen verrechnet. Und zwar gleich um vier Milliarden Franken pro Jahr.»

Dabei sind es – an dieser Stelle sei es wiederholt – nicht 4 Milliarden Franken bis 2033 und auch nicht 4 Milliarden pro Jahr. Es sind 14 Milliarden bis 2033. Bei Betrachtung eines längeren Zeitraums wären es noch mehr. Aber diese Zahlen hat das BSV nicht veröffentlicht.

Nach der Korrektur des Rechenfehlers zeigt sich: Die AHV ist noch solider finanziert, als Infosperber vor einem Monat dargelegt hatte. Das AHV-Vermögen dürfte bis 2030 nicht auf knapp 48 Milliarden Franken ansteigen, sondern auf den Rekordwert von gut 54 Milliarden Franken. Und das ganz ohne Zusatzfinanzierung für die 13. AHV-Rente.

Zahlensalat in der «Tagesschau»

Moderator Florian Inhauser berichtete in der gestrigen Abendausgabe der «Tagesschau» zunächst: «Die AHV-Ausgaben dürften bis 2033 um rund 4 Milliarden Franken pro Jahr tiefer ausfallen als bisher angenommen.»

Dann sagte er: «Mathematik: ungenügend! Diesen Vorwurf muss sich das Bundesamt für Sozialversicherungen gefallen lassen. Sich um 20 oder 50 Franken zu verrechnen – das ist das eine. Aber gleich um 4 Milliarden… Um diesen Betrag hat sich das Amt bei der Berechnung der Finanzlage der AHV vertan.»

Beides ist falsch. Es geht nicht um 4 Milliarden pro Jahr. Und es geht auch nicht um insgesamt 4 Milliarden. Hier die Zahlen:

JahrFehler (in Mia. Franken)
20270,516
20280,858
20291,285
20301,846
20312,509
20323,130
20334,064
Total bis 203314,208
Quelle: Bundesamt für Sozialversicherungen

Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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