PK: Rund 1000 Franken Verwaltungskosten pro versicherte Person
Red. – Josef Hunkeler, der Autor dieses Beitrags, arbeitete bis zu seiner Pensionierung jahrelang für den Eidgenössischen Preisüberwacher. Er ist einer der wenigen unabhängigen Pensionskassen-Spezialisten. Für Infosperber analysierte er die Zahlen des Bundesamts für Statistik zu den Pensionskassen für das Jahr 2021. Der erste Teil dieses Beitrags ging auf die Relation von aktiv Versicherten und Rentenbezügern ein.
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2021 überschritt das von insgesamt 1389 Pensionskassen verwaltete Anlagevermögen zum ersten Mal die Schwelle von 1’200 Milliarden CHF (inklusive von der Finma kontrollierte Versicherungen). Das entspricht 1,75-mal dem Bruttoinlandprodukt, beziehungsweise 115 Prozent der laufenden Inlandhypotheken.
Das Nettoergebnis aus Vermögensanlagen wird für die Jahre 2004 bis 2021 mit durchschnittlich jährlich 30,9 Milliarden Franken angegeben. Das entspricht 38 Prozent der gesamten Beiträge und Eintrittsleistungen (80 Milliarden Franken).
Die Wahl des Stichtages zur Bewertung der Anlagen hat einen bedeutenden Einfluss auf diese «Erträge» (Buchwerte). So wurde 2018 der tiefste Börsenstand seit zwei Jahren, im Jahr 2022 (in der Grafik oben noch nicht gezeigt) sogar der tiefste seit der Finanzkrise 2008/09 zum ausschlaggebenden Kriterium. «True and fair» ist das wohl nur bedingt.
Anstieg der Verwaltungskosten
Parallel zum Ertrag stiegen die Verwaltungskosten. Zum Vergleich: Bei der AHV machten die gesamten Verwaltungskosten im Jahr 2021 0,4 Prozent des Anlagewerts aus (219 Millionen Franken). Bei den Pensionskassen dagegen kostet nur schon die Vermögensverwaltung so viel wie 0,5 Prozent der Anlagewerte.
Der starke «Sprung» im Jahr 2013 wird durch eine «neuere verbesserte Erfassungsmethode» begründet. Dies ist aus Sicht des Autors nicht nachvollziehbar. Zum Vergleich: Von der Finma beaufsichtigte Versicherungen rapportierten Verwaltungskosten in der Grössenordnung von 0,2 Prozent des Anlagevermögens.
Die Zahl der aktiven Versicherten bei den Pensionskassen stieg von 3,2 Millionen im Jahr 2004 auf 4,48 Millionen per 2021. Die Anzahl Rentenbezüger nahm von 847’000 auf 1,23 Millionen zu.
Die ausgewiesenen Versicherungskapitalien erhöhten sich von 2004 bis 2021 von 246 Milliarden CHF auf 537 Milliarden bei den aktiven Versicherten und von 198 Milliarden auf 396 Milliarden CHF für die Rentenbezüger.
Der durchschnittliche Wert des Vorsorgekapitals pro versicherter Person stieg in diesem Zeitraum von 77’000 CHF auf 120’000 CHF bei den Aktiven sowie von 234’000 auf 321’000 CHF für die Rentenbezüger.
Vor allem Männer lassen sich das Kapital bei der Pensionierung auszahlen
Zwei Drittel aller ausbezahlten Renten gehen an Männer. Unter den Personen, die sich bei der Pensionierung das Kapital auszahlen lassen, beträgt der Anteil der Männer sogar fast 80 Prozent.
Auffallend ist ein «Sprung» bei den Kapitalauszahlungen im Jahr 2010. Der Grund für diesen Sprung konnte nicht abschliessend geklärt werden. Denkbar wäre, dass das Vertrauen der Versicherten durch die Finanzkrise 2008/09 erschüttert wurde und zu mehr Kapitalrückzügen führte. Die 2. Säule verlor durch Korrekturen der Buchwerte per 2008 etwa 15 Prozent der Versicherungssubstanz. Das waren fünf Milliarden Franken mehr als der ganze Jahreszufluss an reglementarischen Beiträgen und Eintrittsleistungen einbrachte.
Die durchschnittliche Rente der Frauen erreichte 2021 – auch mit Einbezug der Ehegattenrente – mit 19’000 CHF nur knapp 60 Prozent der Durchschnittsrente der Männer (33’000 CHF). Dies ist das Ergebnis der historisch bedingten Verteilung der Lohnarbeit und damit einhergehend der entsprechenden Verteilung der kumulierten Pensionskassen-Beiträge.
Ein einziger Tag ist massgebend bei der Evaluation der Jahresperformance
Um die Jahresperformance der Pensionskassen darzustellen, wird gemäss den «Gaap»-Regeln jeweils der Jahresendwert des «Swiss Performance Index» herangezogen. Er zeigt für 2022 – wie schon Ende 2018 – extreme Buchwerte. Per Stichtag 31.12.2022 wies die CH-Börse eine Negativperformance von annähernd minus 17 Prozent aus – doch bereits Mitte Januar war die Hälfte dieser Buchverluste wieder aus den Büchern verschwunden.
Da der Börsenkurs ständig schwankt, ist er – aus ökonomischer Sicht – kein nützliches Mass, um den Wert der Pensionskassen einzuschätzen, weil er vor allem im Aktienmarkt zu grossen täglichen Buchwertveränderungen führen kann. Eine Pensionskasse anhand dieses Faktors zu beurteilen und aufgrund eines tiefen Buchwerts am 31.12. jeden Jahres nach Prämienerhöhungen oder Umwandlungssatz-Senkungen zu rufen, ist ökonomischer Unsinn. Besser wäre daher, wieder Zahlen zu echten ökonomischen Fakten zu publizieren und effektiv realisierte Verluste und Erträge anzugeben.
Ein Beispiel dafür sind die Jahresendwerte per 2018 und 2022. Sie widerspiegelten besonders grosse «Börsenabstürze». Wäre der Stichtag 31.12. jedoch durch einen Monatsdurchschnittswert ersetzt worden, dann wären die jeweiligen «Buchverluste» massiv tiefer ausgefallen und das Bild zur Performance der Pensionskassen wäre realistischer. In den Publikationen der Finma beispielsweise werden Anlagewertänderungen in der Regel auf «statutarischer Basis» und nicht auf der Basis von Tageskursen berechnet.
Differenziertere Darstellung bei der AHV
Die AHV zeigt, im Gegensatz zur Pensionskassenstatistik, die Details zu den realisierten Anlageerträgen und den Buchwertänderungen. Die Summe der Buchwertänderungen von 2004 bis 2021 ergibt bei der AHV 5,2 Milliarden Franken. Das entspricht 10,4 Prozent des Anlagewertes per 2021. Die realisierten Erträge für diese Periode erreichen 12,9 Milliarden Franken und entsprechen 26 Prozent des aktuellen Anlagewertes.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.