Nervosität bei Orell Füssli
Am Ursprung stand ein Artikel der Konsumentenzeitschrift «Saldo». Darüber berichteten auch nau.ch und Infosperber. «Saldo» hatte einen Preisvergleich angestellt. Dabei kam heraus, dass Orell Füssli von den verglichenen Anbietern am teuersten ist.
Anders sehe es bei den Löhnen aus, schrieb «Saldo». Diese lägen «deutlich unter den Mindestlöhnen von Aldi und Lidl». Orell Füssli habe Mühe, genügend Personal zu finden. Quereinsteiger würden nach einer Schnellbleiche eingestellt. In der Filiale Rösslitor in St. Gallen beispielsweise hätten bloss 11 von 28 Angestellten eine Buchhändlerlehre abgeschlossen.
«Fette Preise und magere Löhne» lautete das Fazit von «Saldo».
Orell Füssli verlangte von «Saldo» und nau.ch die Löschung des Artikels. Das Online-Portal nau.ch knickte ein. «Saldo» blieb standhaft.
«Eine absolut klare Anweisung»
Und nun wirft ein Artikel der Gewerkschaftszeitung «Work» abermals ein schlechtes Licht auf Orell Füssli. Der Buchhändler hat die Angestellten über eine firmeninterne App angewiesen, Journalisten keine Auskunft zu geben. Der Wortlaut: «Nochmals zur Erinnerung: wir dürfen keine Auskünfte an Journalisten/Medien geben, sondern verweisen diese an unseren Pressesprecher Alfredo Schilirò. Bitte haltet euch zwingend daran, das ist wichtig und eine absolut klare Anweisung unseres Unternehmens. Dies wird übrigens in den meisten grösseren Unternehmen so handgehabt.»
Trotzdem sprachen Angestellte mit «Work». Sie berichteten von «Personalmangel, Stress und Überarbeitung». Abgänge würden nicht gleichwertig ersetzt. Häufig kämen auch kranke Angestellte zur Arbeit. Denn ab der dritten Absenz pro Jahr müssten sie schon ab dem ersten Tag ein Arztzeugnis vorlegen. Führungspositionen besetze Orell Füssli gerne mit Branchenfremden, weil diese bei der Durchsetzung von Zielen weniger Skrupel hätten als gelernte Buchhändler.
«Alles falsch»
Zum «Saldo»-Artikel hatte der Orell-Füssli-Pressesprecher gesagt, es sei «ziemlich alles» falsch. Zum «Work»-Artikel wird er noch deutlicher: «Alles falsch.»
So viel kann am «Saldo»-Artikel allerdings nicht falsch gewesen sein. Den Artikel kann man auf der «Saldo»-Website noch immer unverändert nachlesen.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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