Orell Füssli Rösslitor

Hohe Preise, aber wenig Angestellte mit abgeschlossener Buchhändlerlehre: Orell-Füssli-Filiale Rösslitor in St. Gallen. © Orell Füssli auf Facebook

Nervosität bei Orell Füssli

Marco Diener /  «Saldo» und Infosperber hatten über Preise und Löhne bei Orell Füssli berichtet. Jetzt gibt es einen Maulkorb für die Angestellten.

Am Ursprung stand ein Artikel der Konsumentenzeitschrift «Saldo». Darüber berichteten auch nau.ch und Infosperber. «Saldo» hatte einen Preisvergleich angestellt. Dabei kam heraus, dass Orell Füssli von den verglichenen Anbietern am teuersten ist.

Anders sehe es bei den Löhnen aus, schrieb «Saldo». Diese lägen «deutlich unter den Mindestlöhnen von Aldi und Lidl». Orell Füssli habe Mühe, genügend Personal zu finden. Quereinsteiger würden nach einer Schnellbleiche eingestellt. In der Filiale Rösslitor in St. Gallen beispielsweise hätten bloss 11 von 28 Angestellten eine Buchhändlerlehre abgeschlossen.

«Fette Preise und magere Löhne» lautete das Fazit von «Saldo».

Orell Füssli verlangte von «Saldo» und nau.ch die Löschung des Artikels. Das Online-Portal nau.ch knickte ein. «Saldo» blieb standhaft.

«Eine absolut klare Anweisung»

Und nun wirft ein Artikel der Gewerkschaftszeitung «Work» abermals ein schlechtes Licht auf Orell Füssli. Der Buchhändler hat die Angestellten über eine firmeninterne App angewiesen, Journalisten keine Auskunft zu geben. Der Wortlaut: «Nochmals zur Erinnerung: wir dürfen keine Auskünfte an Journalisten/Medien geben, sondern verweisen diese an unseren Pressesprecher Alfredo Schilirò. Bitte haltet euch zwingend daran, das ist wichtig und eine absolut klare Anweisung unseres Unternehmens. Dies wird übrigens in den meisten grösseren Unternehmen so handgehabt.»

Trotzdem sprachen Angestellte mit «Work». Sie berichteten von «Personalmangel, Stress und Überarbeitung». Abgänge würden nicht gleichwertig ersetzt. Häufig kämen auch kranke Angestellte zur Arbeit. Denn ab der dritten Absenz pro Jahr müssten sie schon ab dem ersten Tag ein Arztzeugnis vorlegen. Führungspositionen besetze Orell Füssli gerne mit Branchenfremden, weil diese bei der Durchsetzung von Zielen weniger Skrupel hätten als gelernte Buchhändler.

«Alles falsch»

Zum «Saldo»-Artikel hatte der Orell-Füssli-Pressesprecher gesagt, es sei «ziemlich alles» falsch. Zum «Work»-Artikel wird er noch deutlicher: «Alles falsch.»

So viel kann am «Saldo»-Artikel allerdings nicht falsch gewesen sein. Den Artikel kann man auf der «Saldo»-Website noch immer unverändert nachlesen.


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3 Meinungen

  • am 22.02.2025 um 11:26 Uhr
    Permalink

    Ihre Berichterstattung ist nicht neutral. Wer einmal ein unternehmen geführt hat weiss wie wichtig klare Regeln sind. Unsere Arbeitswelt ist voll von Weichspühler und demotivierten Menschen. Ich kann das Verhaltenvon Orell Füssli verstehen und unterstützen. Wer dreimal pro Jahr krankgeschrieben wird hat ein Problem. Ich könnte noch viel schreiben aber das bringt hier nichts. Das Niveau und Verständnis ist zu tief.

  • am 22.02.2025 um 11:46 Uhr
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    Einen Maulkorb anlegen ist der Tod jeder Firma.
    Eine Unternehmensleitung, die nicht versteht, dass sie für die Angestellten arbeitet und nicht umgekehrt, wird früher oder später ihre wertvollsten Unternehmensschätze verlieren; Die Mitarbeitenden. Eine gute Leitung nimmt die Bedürfnisse der Angestellten ernst und passt sich entsprechend an. Das zum Schweigen bringen wird nichts nützen. Die Leute werden Wege finden um zu reden und ihren Frust ablassen. Eigentlich Schade, dass wir in der Schweiz immer noch so starre Unterbehmenskulturen haben. Gut weiss ich jetzt, wo ich nie arbeiten werde.

    • am 22.02.2025 um 23:07 Uhr
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      Keineswegs arbeitet der Arbeigeber für die Arbeitnehmer. Das ist eine hoch linke Ansicht. Wem es nicht passt bei OF kann ja gehen. Es wird niemand gezwungen dort zu arbeiten. Es ist zum Glück ein Wandel in Dicht und der Arbeitnehmermarkt gehört für den Moment der Vergangenheit an

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