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Rot für Xhaka: Er foult Højbjerg. Der Ball ist längst schon weg. © SRF

Murat Yakin: «Granit übernimmt Verantwortung»

Marco Diener /  Heute Abend spielt die Schweiz in der Nations League gegen Spanien. Captain Granit Xhaka fehlt. Das ist vielleicht besser so.

Zugegeben: Zuerst fällte der deutsche Schiedsrichter Daniel Siebert im Nations-League-Spiel zwischen Dänemark und der Schweiz einen krassen Fehlentscheid. Er stellte den Schweizer Verteidiger Nico Elvedi vom Platz, obwohl der dänische Stürmer Kasper Dolberg gefoult hatte.

Was anschliessend folgte war allerdings ein unrühmliches Stück Schweizer Sportgeschichte. Der dänische Verteidiger Jannik Vestergaard trat dem Schweizer Stürmer Breel Embolo ohne Absicht auf die Hand. Die Dänen spielten danach den Ball nicht ins Aus, damit Embolo hätte gepflegt werden können. Schiedsrichter Sieber unterbrach das Spiel nicht. Die Schweizer Freuler, Xhaka und Rodriguez reklamierten, statt zu verteidigen. Und die Dänen erzielten prompt das 1:0.

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Der Anfang vom Ende: Der Däne Vestergaard (rechts) steht dem Schweizer Embolo ohne Absicht auf die Hand.
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Embolo liegt am Boden (unten rechts). Freuler, Xhaka und Rodriguez (von unten nach oben) reklamieren, statt zu verteidigen.

Wichtig zu wissen: Es gibt keine Regel, die es den Dänen verbieten würde, weiterzuspielen, während Embolo am Boden liegt. Und auch der Schiedsrichter ist nicht verpflichtet, das Spiel zu unterbrechen.

Dennoch verlieren die Schweizer nach dem Gegentor die Nerven. Besonders Captain Granit Xhaka. Er legt sich mit allen an. Kann von den Mitspielern nur mit Mühe zurückgehalten werden. Und nimmt schliesslich den dänischen Captain Pierre-Emile Højbjerg in den Schwitzkasten. Er sieht – wie auch Akanji und Zakaria – die Gelbe Karte.

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Xhaka (links im weissen Dress) legt sich mit den Dänen an.
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Zakaria (links oben neben dem gestikulierenden Xhaka) versucht ihn zurückzuhalten.
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Der Captain (Nummer 10) reisst sich los und macht sich auf die Verfolgung von Højbjerg.
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Er nimmt ihn in den Schwitzkasten.
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Schiedsrichter Siebert hat die Gelbe Karte schon zur Hand.

Vier Minuten später hat es Xhaka nochmals auf Højbjerg abgesehen. Obwohl dieser den Ball längst abgespielt hat, holt ihn Xhaka rüde von den Beinen und sieht die Rote Karte. Kurz darauf kassiert die Schweiz das 0:2 und verliert das Spiel.

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Rot für Xhaka: Er foult Højbjerg. Der Ball ist längst schon weg.

Und was macht Trainer Murat Yakin? Staucht er Xhaka für seine Dummheiten zusammen? Mitnichten.

Gegenüber dem Schweizer Fernsehen beklagt er sich einerseits über den Gegner: «Das war kein Fairplay der Dänen.»

Er hadert mit dem Schicksal. «Es ist halt alles ein bisschen gegen uns gelaufen.»

Und am Schluss nimmt er seinen Captain sogar noch in Schutz: «Er übernimmt da Verantwortung. Er will sich wehren.»

Verantwortung wofür? Und wehren wogegen? Xhaka war es doch, der sich mehr oder weniger mit jedem Dänen, der in der Nähe stand, anlegte. Weder er noch Trainer Yakin gaben ein gutes Bild ab. Hoffentlich sassen nicht allzu viele Fussball-Junioren und -Juniorinnen vor dem Fernseher. Denn Vorbilder verhalten sich anders – egal ob Spieler oder Trainer.

Dass Sportfunktionäre ihre Sportler trotz allem in Schutz nehmen – das ist leider üblich geworden.

Unvergessen ist das Super-League-Spiel zwischen St. Gallen und den Berner Young Boys vor einem guten Monat. Da ärgerte sich YB-Goalie David von Ballmoos masslos über seinen Mitspieler Jaouen Hadjam. Er ging auf ihn los und packte ihn am Kragen – mit einem Blick, dass einem angst und bange wurde. Auch er musste von einem Mitspieler zurückgehalten werden.

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Von Ballmoos geht Hadjam an den Kragen. Colley eilt herbei, um zu schlichten.

Auch von Ballmoos wurde von der Klubführung nicht gemassregelt. Sportchef Steve von Bergen zeigte gegenüber dem «Blick» sogar Verständnis für den Goalie: «Die Reaktion war übertrieben. Das weiss Dävu selber. Aber Emotionen gehören dazu.» Er fuhr fort: «Wir betreiben Leistungssport. Dann kann sowas mal passieren. Das gibt’s ja auch mal im Training, dass es über die Grenze hinausgeht. Es war nicht das erste und auch nicht das letzte Mal.» Und am Schluss gab’s sogar ein Lob: «Es zeigt, dass die Mannschaft lebt.»

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2 Meinungen

  • am 8.09.2024 um 11:46 Uhr
    Permalink

    Vor Urzeiten galt der Sport – und gerade Fussball – als Hochburg der Fairness, gehört dieser Begriff noch zum Vokabular?

    • am 9.09.2024 um 09:55 Uhr
      Permalink

      Denke hier trifft der Spruch zu: Geld verdirbt den Charakter. Leider werden die ganzen unfairen Praktiken, Schwalben, Zeitschinden, Schauspielern etc als professionell Umschrieben. Rugby ist da wohl um einiges ehrenhafter, aber dort wird halt eben deutlich weniger Geld umgesetzt, gleiches gilt auch für den Frauenfussball.

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