Erschütternde Bilder einer tödlichen Flucht
«Es ist eine Schande», sagte Papst Franziskus und sprach damit aus, was viele Menschen dachten. Am 3. Oktober 2013 kenterte vor der italienischen Insel Lampedusa ein Schiff mit 540 Flüchtlingen auf dem Weg von Afrika nach Europa. Rund 370 von ihnen ertranken, weil die Küstenwache sich weigerte, den in Seenot geratenen Menschen zu helfen.
Welcher Horror hinter den Flüchtlingen liegt, die derzeit in Scharen nach Europa kommen, lässt sich nur erahnen. In der ARD Dokumentation «Tod vor Lampedusa» zeichnen die Autorinnen Natalie Amiri und Ellen Trapp den langen und leidvollen Weg eines Flüchtlings nach. In Deutschland treffen sie einen Überlebenden jener Unglücksnacht: Dawit, einen jungen Mann aus Eritreas Hauptstadt Asmara. Zusammen mit seinem Freund Bimnet verliess er seine Heimat, getrieben von der Hoffnung auf ein besseres Leben jenseits von Folter und Verfolgung im eigenen Land. Zwei Jahre dauerte die Odyssee bis sie es auf ein Flüchtlingsboot schafften. Es sollte sie nach Europa bringen, aber nur Dawit erreichte das Ziel. Sein Freund Bimnet ertrank vor Lampedusa – nach rund 5000 Kilometern Fluchtweg.
Verzweiflung, Angst und Misshandlungen
Die Filmemacherinnen folgen mit offener und versteckter Kamera den Stationen der abenteuerlichen Flucht von Eritrea über den Sudan, 3000 Kilometer durch die Wüste ans Mittelmeer. Die Reporterinnen besuchen Verwandte, Freunde, Schicksalsgenossen. Sie fliegen nach Eritrea und treffen dort auch Dawits Schwester, die von den Fluchtplänen nichts gewusst hat. Es sei die Unterdrückung, die mangelnde Freiheit, die viele in die Flucht schlägt, heisst es im Film. Und man erfährt, dass pro Monat rund 5000 Menschen Eritrea verlassen – wegen Folter und Gefangenschaft unter einem Regime, das als eines der repressivsten der Welt zählt.
In Interviews und erschütternden Bildern nimmt die Not verzweifelter Menschen Gestalt an. Dabei ist die unterlassene Hilfe der Küstenwache nur die letzte von zahlreichen viel grösseren Brutalitäten. Im Sinai verschleppen und misshandeln Beduinen Flüchtlinge, um von ihren Verwandten daheim Schutzgeld zu erpressen. In der Libyschen Wüste hält man sie in Lagern fest. Dort werden Frauen und Mädchen von Schleppern vergewaltigt, die Männer gefoltert.
Europa macht sich schuldig
Die Dokumentation erzählt von Menschen und ihren Hoffnungen auf ein besseres Leben. Dem Leid, der Angst, der Verzweiflung und ihrem Vertrauen auf Europa, dort in Sicherheit und Würde einen Neuanfang machen zu können. Und der Film prangert die Abschottungspolitik der Europäische Union an, die Flüchtlinge nicht menschenwürdig behandelt. Das Unglück vor Lampedusa hat die europäische Flüchtlingspolitik zu wenig verändert. Mit dem Rettungsprogramm «Mare Nostrum» werden zwar seit Januar Flüchtlingsboote frühzeitig aufgespürt und Schiffbrüchige von der italienischen Küstenwache aufgesammelt. Seither seien rund 100’000 Flüchtlinge gerettet worden. Doch allein in diesem Jahr sind bereits rund 3300 Flüchtlinge auf ihrer prekären Überfahrt im Meer ertrunken.
Im kommenden November stellt Italien nach eigenen Angaben seine Aktion «Mare Nostrum» ein. Ersetzt wird sie durch die Frontex-Aktion «Triton»: Andere EU-Staaten wollen Italien mit Flugzeugen, Schiffen und Personal unterstützen. Anders als «Mare Nostrum» soll «Triton» nicht in der Nähe der libyischen Küste, sondern viel näher an der italienischen Küste zum Einsatz kommen. Das wurde am 9. Oktober nach einer Konferenz der EU-Innenminister in Luxemburg bekannt. «Die Hoffnung, dass das Sterben im Mittelmeer ein Ende findet, äusserte in Luxemburg niemand», berichtete die NZZ am 10. Oktober. Die Aussengrenze des Schengenraums, zu dem die Schweiz gehört, bleibt eine Todeszone.
Die ARD hat die Dokumentation «Tod vor Lampedusa» erst im Spätprogramm um 22.45 Uhr gezeigt. Der eindrückliche Film hätte eine Ausstrahlung zur Hauptsendezeit verdient. Eine Ausstrahlung im Schweizer Fernsehen SRF zur Hauptsendezeit würde bestimmt eine ebenso hohe Einschaltquote bringen wie einige belanglose Unterhaltungssendungen.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine.
Papst Franziskus hat recht !
Es ist eine «Schande» und so was muss sofort aufhören, aber das «Wie» bleibt schwierig, alle sind ratlos und das sterben geht weiter.
Seit Jahrzehnte wird Entwicklungshilfe nach Afrika geleistet und fast nichts hat sich verbessert, im Gegenteil. Also ist es doch Zeit die Paradigmen zu wechseln und das übel an der Wurzel anzupacken, das übel heisst : Überbevölkerung !
Wir im Westen sind überfordert, wir können doch nicht ganz Afrika bei uns aufnehmen, dies würde auf die länge auch unser Untergang bedeuten, und dann sind auch die „Helfer“ weg, wir ALLE sind dann Verlierer, inklusive die Migranten.
Also das Tabu Thema «Geburten-Rate-Senken» anpacken und rigoros durchziehen und zwar sofort, eine andere Lösung sehe ich nicht.
Zum Beispiel die Entwicklungshilfe an die Geburtenrate koppeln. Die Staaten die sich uneingeschränkt vermehren bekommen weniger als die die eine Bremse einführen, so Ca. in diese Richtung ansetzen.
Wenn wir nicht handeln ist es dann „die Natur“ die die Regulierung vornimmt und das Problem löst indem es Seuchen und Epidemien ausbrechen lässt. Dies ist dann viel grausamer als eine präventive Intervention.
Die Politik ist gefordert das Heisse Eisen „Geburten Rate in Afrika“ gefälligst anzupacken !
Frau Bruderer,
Ihre Sicht ist zu simpel. Die Geburtenrate eines Volks ist das Ergebnis/der Spiegel seiner Zukunftsperspektive. Wenn ich Aussicht auf die EIGENE wirtschaftliche Unabhängigkeit dank Ausbildung und Arbeitsmarkt habe, reduziere ich die Anzahl Nachkommen oder verzichte auf Kinder (ebenso, wenn die Kindersterblichkeit gering ist, wenn ich ein höheres Bildungsniveau erreiche). Wenn nicht, brauche ich Nachkommen als Arbeitskräfte, Altersvorsorge, Anerkennung. Also muss da angesetzt werden: Bildung -> wirtschaftliche Entwicklung -> mediz. Versorgung.
Nicht nur simpel, sondern grundfalsch und verheerend ist die Forderung, die Grenzen Europas (und der bereits am dichtesten bevölkerten Schweiz) zu öffnen um damit das Flüchtlingselend zu mildern. Weil zuviele es schaffen, werden auf dem Weg zur nordafrikanischen Küste noch mehr Menschen elendiglich missbraucht, vergewaltigt, erschlagen, gefoltert, ausgenommen, verrecken und davon Schlepperbanden Millionen verdienen. Diejenigen, die das fordern, sind ignorant und fördern genau das, was sie anprangern. Wie denn sollen ungebildete und einer westlichen Sprache und Kultur, dazu noch psychisch aufs schlimmste traumatisiert in Europa eine würdige Existenz aufbauen können und einen eigenen wirtschaftlichen Beitrag leisten können?
Der Lösungsansatz muss in der Heimat erfolgen, wie es in einigen Ländern mit Erfolg geschieht. So kommen aus Uganda, Ruanda, Angola und Äthiopien keine Flüchtlinge mehr…das sollte uns eine Lehre sein!!
@ Ignaz Heim
Sie meinen also dass die afrikanische Mutter die Schwangerschaften bewusst plant um «Arbeitskräfte» heran zu zaubern ? Welche „Arbeit“ ist dann für die geplant ?
Die nüchterne Realität, denke ich, ist leider eine andere: Die Anzahl sexuelle Kontakte bestimmt die Anzahl Kinder und nicht «die geplante» … und da diese meist von den Männer bestimmt wird … ist da eine Frau hilflos !
Und ich bin mit ihnen einverstanden dass wir die Grenzen nicht weit öffnen dürfen sondern wieder strenge Regulierung einplanen müssen. Die Aktion Mare nostro war wohl zu erfolgreich denn sie erzeugte einen ungeahnten und unheilvollen «Sog» der nun schwer zu stoppen ist.
Einzig mit dem Einzug von allen (gegen grosszügige Entschädigung !), ausgediente Schiffe und sonstige wassertaugliche Fahrgestelle die zur überfahrt dienen können, kann verhindert werden dass es noch mehr tote gibt. Und die echten Flüchtlinge (z.B. aus Syrien), müssen VOR ORT von der Masse herausgeführt werden und separat weiter begleitet werden, z.B. Vom Roten Kreuz.
Die afrikanischen Flüchtlinge folgen den Rohstoffen, die wir aus deren Ländern entführen. Die möchten auch profitieren von der Wertschöpfung und dem Reichtum, den wir aus ihren Rohstoffen erzeugen. Und nicht zuletzt sind sie hier wesentlich sicherer vor unseren Waffen und Munition.
Es ist töricht und deplatziert auf die afrikanische Bevölkerung zu zeigen. Wir sind die Verursacher. Erst jemand beklauen und dann den Beklauten auch noch belehren wollen – typisch.
Mann, sie haben Nerven Herr Bregy !
Den Bogen den sie schlagen mag interessant klingen aber trifft mich z.B. nicht, denn ich bin weder bei Glencore investiert noch horte ich afrikanische raub-Diamanten oder Gold Barren …
Gerade so gut können sie die korrupte Regierungen in Afrika an den Pranger stellen denn dort versickern (auch) viele Entwicklungsgelder.
Und nun weil irgendwelche windige Geschäftsleute lukrative Geschäftsmodelle entwickelt haben ein ganzes Volk (Europa) bestrafen zu wollen mit der „zwangs-aufnahme“ von hunderttausend von Wirtschaftsflüchtlingen ? …. schon etwas abstrus nicht wahr …
Hingegen teile ich (… aber nicht den etwas zu deftigen wortlaut), ihre Meinung dass die Kirche zu wenig tut für das was sie predigt (Wasser u. trinkt dabei selbst Wein), da haben sie absolut recht damit.
Ihre Pensionskasse ist nicht in Glencore investiert ist?
@ Olivier Bregy
Smile … Glücklicherweise nicht, gehöre zu denen die durch den «Raster» gefallen ist und noch keine bekommen hat. Habe aber selbst für mich gesorgt, niemanden muss mich unterstützen. Selber vorsorgen & Sparen hiess bei mir die Devise, hab auch auf vieles verzichtet. Verschwendung ist für mich Horror …
Hut ab, dem kann man nur nacheifern!
Plädoyer für Scheinehen
Kinder dieser Welt vereinigt euch, geht über die Grenzen hinweg, die euch gesetzt werden und vermählt euch mit Senegalesen und Türken, mit Spaniern und Schweizern, mit Kurden und Franzosen, mit Mapuchen und Mongolesen, mit Australiern und Afghanen, mit Palästinensern und Juden, mit Katholiken und Moslems, mit Atheisten und Ausserirdischen, mit Negern, Indianern, Eskimos, Schlitzaugen und Bleichgesichtern und natürlich mit all jenen, die diese Bezeichnungen für verfehlt halten oder sie propagieren. Tretet vor die Standesämter eurer Länder und sagt Ja zu euren Frauen und Männern auch wenn sie nicht eure Frauen und Männer sind. Sucht euch solche, die euch brauchen, um bleiben zu können. Nutzt eure Papiere um das Leben anderer zu vereinfachen. Sie sind gekommen, weil sie es dort wo sie waren, nicht mehr ausgehaltet haben oder vertrieben wurden. Überlegt nicht bis Morgen, wenn ihr mit eurem Ja bereits heute etwas für die Freiheit tun könnt. Spielt das Spielchen der Grenzwächter mit, aber vergesst nicht den Joker zu ziehen. Den habt ihr alle in der Hand. Und wenn ihr ihn spielt, helft ihr nicht nur Grenzen einzureissen. Ihr überwindet auch eure eigenen.
@ Romano Paganini
Wir hoffen dass so einen leichtsinnigen Rat nicht viele lesen und erst recht nicht viele befolgen ! Es ist schlicht und einfach lächerlich so was zu verbreiten, wie wenn eine Ehe etwas „Nebensächliches“ und geeignet für „Protest“ wäre ! …
Wissen sie überhaupt, rein statistisch gerechnet, wie viele von diesen Ehen dann auch auf die länge «bestand» haben ? Informieren sie sich bitte in der Zwischenzeit über die «überdurchschnittliche Scheidungsrate mit folgen – Kinder /Sozialhilfe -.
Und die viele alleinerziehende Mütter die wir schon haben, fragen sie bitte nach von wem stammen die Kinder … dann reden wir weiter.
Überhaupt solche Äusserungen sollte man eigentlich gar nicht kommentieren, ich kann nur hoffen dass es eine etwas verfehlte Satirische Einlage war.
Man konnte schon in Fernsehreportagen sehen, dass z.B. in Spanien, Italien oder den USA auf Plantagen Erntearbeit in grossem Stil illegal verrichtet wird. Die Behörden könnten dies ohne Schwierigkeiten unterbinden, wenn sie wollten. Wollen sie aber nicht, wohl weil die Behörden und die gutverdienenden Plantagebesitzer in irgendeiner Form gemeinsame Sache machen.
Gleichzeitig können die Regierungen dieser Länder Immigration nicht einfach unlimitiert zulassen, dies wäre politischer Selbstmord.
So entsteht die unselige Situation, dass an der Grenze Abwehreinrichtungen hochgezogen werden, im Land drinnen aber durchaus Verdienstmöglichkeiten bestehen. Der Anreiz zur illegalen Einreise ist gross, für kriminelle Schlepperbanden bestehen gute Geschäftsmöglichkeiten, und wenn die Verdienstmöglichkeiten im Industirieland viel besser als im Heimatland sind, finden sich immer junge Leute, die auch grosse Risiken einzugehen bereit sind.
Aktionen wie «Mare Nostrum» werden nichts nützen, weil sie nichts an der Grundproblematik ändern: Dass die illegalen Arbeitskräfte gesucht, die Menschen jedoch nicht erwünscht sind.
In dieser Situation einfach offene Grenzen für alle zu fordern, scheint mir naiv. Aber eine entschlossene Bekämpfung der Schwarzarbeit wäre möglich. Natürlich müssten vor allem die illegalen Arbeitgeber bestraft werden, denn sie sind es, die das grosse Geschäft machen.
@ Daniel Heierli
Sie haben völlig recht damit, das Magnet sind diese relativ (für afrikanische Verhältnisse), gut bezahlte illegale Jobs in Spanien und Italien.
Aber was ist mit denen die direkt von Italien in die Schweiz kommen ? Die sind bestens informiert und wissen das es hier keine Arbeit gibt sondern nur grad Haus & Geld !
Also ist die „allzu gute Versorgung“ das Magnet bei uns … und solange es so bleibt kommen sie weiterhin in Scharen. Dann ist es nicht mehr die legale Einwanderung ( 80’000 pro Jahr), die zu 95 % Ca. immerhin noch für „sich selbst sorgt“, nein dann sind es die Wirtschafts-Flüchtlinge aus Afrika die unser Land „übernehmen“ …
Und durch die Geiselhaft der „humanitäre Tradition“ werden wir uns ergeben müssen. Ich rechne dass in 100 Jahre es die Schweiz so wie sie Heute ist, nicht mehr gibt. Es wird dann ein europäisches multikulturelles herunterwirtschaftetes Land sein welches selbst Hilfe braucht …
Ok, etwas überzeichnet, … aber bei gründlicherer Überlegung ist das Bild gar nicht so daneben !