Sperberauge
Apropos Missbrauch des Sozialsystems
Auch in meinem Umfeld höre ich gelegentlich die These, die Zuwanderer kämen gar nicht in die Schweiz, um hier zu arbeiten. Sie wollten nur von unserem Sozialsystem profitieren – oder deutlicher: dieses missbrauchen. Sie seien Schmarotzer.
Meine jeweilige Antwort: Die These ist schon deshalb falsch, weil Migration kein spezifisch schweizerisches Phänomen ist. Migration gibt es zum Beispiel auch innerhalb Afrika, von den einen Ländern in andere, obwohl es dort nichts gibt, was den Namen «Sozialsystem» verdienen würde. Migration hat es immer gegeben, und es gibt sie weltweit: immer in Richtung bessere Aussichten, mit Arbeiten ein anständiges Leben führen zu können – aus eigener Kraft also.
Trotzdem wollte es der Solothurner SVP-Kantonsrat Johannes Brons wissen. In einer Interpellation fragte er, wie hoch der Ausländer-Anteil an den Bezügern einer (staatlichen) Ergänzungsleistung sei. Jetzt liegt die Antwort vor: im Kanton Solothurn 23,6 Prozent, im schweizerischen Mittel sind es 23,4 Prozent.
Und wie hoch war der Anteil der Ausländer an der in der Schweiz wohnhaften Bevölkerung? Ende 2013 waren es 23,8 Prozent.
Schmarotzer? Nein, Menschen wie Du und ich.
(Vermeldet in der AZ Solothurn am 27.8.2014)
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
Beiträge, welche eine öffentliche Aufgeregtheit mit wahren Sätzen dämpfen, sind allzeit empfehlenswert. In Biel oder in Aarburg ist der Lage aber mit Statistiken nicht beizukommen. Ohne Entlastung entwickelt sich die Lage explosiv.