Sperberauge

FC Basel plötzlich auf Platz 3 – es ist kein «Shaq-Effekt»

Marco Diener © zvg

Marco Diener /  Platz 3 hat nichts mit Shaqiri zu tun. Sondern mit der Tabelle der «Swiss Football-League». Die Medien übernehmen sie unkritisch.

Fünf Spieltage sind in der Schweizer Fussballmeisterschaft vorbei. Die Tabelle hat bereits erste Konturen angenommen – der amtierende Meister YB liegt zusammen mit Yverdon am Tabellenende. In der Tabellenmitte liegen aber noch immer fünf Mannschaften mit je neun Punkten gleichauf:

  • Basel, St. Gallen, Sitten, Lugano und Servette haben je drei Mal gewonnen.
  • Unentschieden gespielt hat bisher keine der fünf Mannschaften.
  • Verloren – und jetzt wird es interessant – haben St. Gallen und Lugano bloss einmal, Basel, Sitten und Servette hingegen schon zweimal.
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Xherdan Shaqiri spielt wieder in Basel. Sein FCB ist auf Platz 3 vorgestossen. Die Rangliste der «Swiss Football-League» ist allerdings eigenartig.

Das heisst: St. Gallen und Lugano haben ihre neun Punkte in nur vier Spielen geholt. Basel, Sitten und Servette brauchten dazu fünf Spiele. Trotzdem liegt Basel in der Tabelle vor St. Gallen und Lugano. Das ist eigenartig. Eigentlich müsste die Rangliste nicht wie die linke, sondern wie die rechte aussehen:

Unbenannt
St. Gallen und Lugano müssten besser klassiert sein. Denn sie haben weniger Punkte abgegeben als Basel und Sitten. (P = Punkte; Sp = Spiele: S = Siege; U = Unentschieden; N = Niederlagen; TV = Torverhältnis)

Früher nach «Verlustpunkten»

So wie in der rechten Tabelle rechnete die Nationalliga während Jahrzehnten. Bei Punktgleichheit rangierte sie die Mannschaften mit weniger Spielen vor den Mannschaften mit mehr Spielen. «Rangliste nach Verlustpunkten» – so hiess das damals. St. Gallen und Lugano haben erst drei Punkte abgegeben – also drei «Verlustpunkte». Basel, Sitten und Servette haben hingegen schon deren sechs.

Tordifferenz als erstes Kriterium

Mittlerweile zähle bei Punktgleichheit als erstes Kriterium die Tordifferenz, erklärt Philippe Guggisberg, Mediensprecher der «Swiss Football-League». So ist es im Spielbetriebsreglement festgeschrieben. Guggisberg sagt: «Die unterschiedliche Anzahl Spiele in diese Berechnung einzubeziehen ist ein alter Zopf.»

Wann der Zopf «abgeschnitten» worden ist, kann er nicht sagen. Er findet: «Die Regel ergibt auch wenig Sinn, weil ein Spiel weniger ja nicht automatisch mit einem Punktgewinn gleichzusetzen ist.»

Stimmt schon. Aber St. Gallen und Lugano haben trotzdem noch eine Möglichkeit mehr, Punkte zu holen, als Basel, Sitten und Servette.

Überall die offizielle Tabelle

Die Medien übernehmen die offizielle Tabelle. Und die besagt, dass der FC Basel am Wochenende dank des 2:0-Siegs über Yverdon einen Sprung vom 7. auf den 3. Platz gemacht hat. Viele Medien feiern den FCB, weil er erstmals seit dem November 2022 so weit vorne liegt. Aber eben: Auf Platz 3 ist Basel nur, weil die «Swiss Football-League» eigenartig rechnet.

Zeitungen und elektronische Medien berichten auch vom «Shaq-Effekt». Von diesem sprach Rückkehrer Xherdan Shaqiri nach dem Spiel gleich selber. Dabei war er erst in der 66. Minute eingewechselt worden. Er spielte keine halbe Stunde.

Im Eishockey ist es anders

Am angeblich «alten Zopf» hält übrigens die «National League» im Eishockey fest. Sie berücksichtigt bei ungleicher Anzahl Spiele die «Verlustpunkte». «Wir führen die Rangliste wie immer», sagt Willi Vögtlin, der für die Spielpläne verantwortlich ist. «Bei uns wären St. Gallen und Lugano vor Basel.»


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