Kommentar

UBS: Ermotti 12,5 Millionen, Khan 8 Millionen Golden Hello

Lukas Hässig © zvg

Lukas Hässig /  Leistungslohn zuoberst? Eher ein fixes Anrecht auf Super-Boni. Einzig unten beim Personal, da wird bei der UBS gespart.

Red. Dieser Artikel erschien auf InsideParadeplatz.
Die UBS-Spitze wurde in Paris vor Jahresfrist zu rund 5 Milliarden Franken Strafe und Schadenersatz wegen Schwarzgelds verurteilt. Darauf verweigerten die Besitzer der Bank ihren obersten Delegierten die Décharge. Ein einzigartiger Vorgang, ein klares Misstrauensvotum.
Erhält UBS-CEO Sergio Ermotti als wichtigster Mann entsprechend weniger? Die Hälfte, einen Viertel des früheren Gehalts und Bonus? Nichts Dergleichen. Statt den 14,1 Millionen für das Jahr 2018 sind es nun 12,5 Millionen für das Jahr 2019. Ein homöopathisches Minus, das Ermotti kaum belastet.
Da sprechen wir vom Annus horribilis der UBS, einem Jahr, das die Bank in schwere Bedrängnis bringen kann, sollte auch der Revisionsprozess verloren gehen. Aber der Rubel rollt. Neben Ermotti wurde auch die ganze Konzernleitung der UBS, die mitverantwortlich für alles ist, mit 102 frischen Millionen bei Laune gehalten. Das sind fast 2 Millionen mehr als im Jahr zuvor.
Es wird noch besser. Iqbal Khan, der fliegend von der CS zur UBS wechselte und dort mitten in einer Spionage-Affäre am 1. Oktober seinen Job als Co-Chef Private Banking aufnahm, wurde mit Gold begrüsst. 8 Millionen Willkommensbonus. Bevor der Mittvierziger zum ersten Mal den Bleistift in die Hand nahm, war er schon Multi-Millionär, gespendet von seiner neuen Firma.
Dabei hatte Khan auch bei der CS gut verdient, mehrere Millionen im Jahr. Er konnte mit einer Mini-Kündigungsfrist von 3 Monaten zum Erzrivalen springen, ihm wurden keine Steine in den Weg gelegt. Und dann 8 Millionen „one-time replacement award“: Khan im Glück.
Der Gang nach Paris, die Schwäche im Private Banking, der Absprung potenzieller CEO-Nachfolger, die viel zu hohen Kosten, das Dümpeln im Geschäft, die Aktie, die weit weg von allem Erträglichen ist: Alles egal. Ermotti kassiert. Und zwar Jahr für Jahr, mal etwas mehr, mal etwas weniger. Seit der Tessiner im Herbst 2011 das Ruder übernommen hatte, erhielt er von seiner Arbeitgeberin mehr als 100 Millionen. Die Zeitschrift Bilanz führt Ermotti in ihrer 300 Reichsten-Ausgabe in der Kategorie der 100 bis 150 Millionen-Vermögenden auf.
Dabei ist Ermotti nur ein Angestellter. Zwar ein Wichtiger, der einen Unterschied ausmachen kann. Mit Paris einen Deal machen, die UBS dynamisieren, interne Königreiche schleifen, gute Zukäufe tätigen. Wenn Ermotti die UBS, immerhin die weltgrösste Verwalterin von Privatkunden-Vermögen, zu einer florierenden Bank mit Zukunft gemacht hätte, dann hätte er seine Millionen verdient.
Tatsächlich aber braucht die UBS einen neuen Mann von aussen, der die Bank von ihrer Lethargie befreien muss. Sonst bleibt die UBS ein Tanker ohne Richtung mit einer himmeltraurigen Aktie.
Ermotti hat also seine Aufgabe nicht erfüllt. Und doch wurde er unendlich reich. Er holte Iqbal Khan und überschüttete ihn mit 8 Millionen Golden Hello (Antrittszahlung). Unter Ermotti wurde der Rechtschef, der Paris mit zu verantworten hat, zu einem reichen Mann, mit mehreren Millionen im Jahr für einen Backoffice-Job.
Umgekehrt blieben die Gesamtvergütungen praktisch gleich, obwohl der Personalbestand um 2’000 Leute zunahm auf 68’000 Mitarbeiter. Das heisst: Pro UBS-Angestellter ging die Gesamtentschädigung zurück.
Die Boni werden unten und bei den einfachen Kadern knappgehalten. Die Normalos verdienen weniger. Party oben, Trübsal unten.

Der Mann, der dies alles zulässt, heisst Axel Weber (rechts im Bild neben Sergio Ermotti). Er ist der Präsident der UBS seit 2012. Warum sagte Weber nie Stop?
Vielleicht, weil er selbst im grossen Stil absahnen kann.
Weber, ein ehemaliger Funktionär der deutschen Zentralbank, erhielt in seinen bisherigen 8 Jahren auf dem Präsidentenstuhl gegen 50 Millionen.
Ein halber Ermotti. Auch nicht schlecht.

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Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine. Lukas Hässig ist Redaktor und Herausgeber des Finanzblogs «Inside Paradeplatz».

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Eine Meinung zu

  • am 1.03.2020 um 14:15 Uhr
    Permalink

    Mangerlöhne: Lohndeckel sind gerechtfertigt!

    Die Top-Leute einer Unternehmung fällen Strategieentscheide mit grossen finanziellen Folgen. Dies sind aber in den seltensten Fällen Entscheide einer Einzelperson. Meist wird eine Auslegeordnung von möglichen Entwicklungsrichtungen durch einen Strategiestab erstellt und der oberste Boss entscheidet aufgrund von Chancen- und Risikobewertungen der Varianten. Die Ungewissheiten über den Erfolg einer Strategie sind auch nach einer Evaluation riesig, abhängig von unbeeinflussbaren oder schwer abschätzbaren Faktoren wie Konjunktur, Reaktionen der Konkurrenz, Werbeerfolg, usw. Der Erfolg einer Strategie einer Einzelperson zuzuschreiben und dann noch zu sagen, diese habe die Verantwortung dafür getragen, ist naiv. Kein Top-Manager kann die hohen Verluste einer Fehlstrategie verantwortlich tragen, muss er auch nicht, weil die Ungewissheiten bei der Wahl der Strategie zu gross sind. Er darf aber bei der richtigen Wahl der Strategie auch nicht für etwas belohnt werden, bei dem die Umstände, sein Mitarbeiterstab und das Glück eine wesentliche Rolle gespielt haben. Zudem verliert ein Topshot bei Misserfolg lediglich seine Stelle und kann als gut Qualifizierter bald wieder eine neue antreten. Die Konsequenzen aus seiner Verantwortlichkeit sind also im Misserfolgsfall beschränkt, rechtfertigen also auch keinen Riesenlohn im Erfolgsfall.

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