Die Aufgabe der Frauen in der katholischen Kirche: dienen
Die beste Szene im Film «Conclave», der für acht Oscars nominiert wurde, ist diejenige mit Schwester Agnes. Sie ist die Chefin der Nonnen – zuständig fürs Kochen, fürs Putzen und für die komplexen organisatorischen Dinge. Sie bewältigt die Logistik mit grandioser Perfektion.
Schwester Agnes verkörpert also die Rolle der Frau in der Katholischen Kirche, die ein Weihbischof einmal so beschrieben hat: «Jesus kam, um Männern das Dienen beizubringen; sie haben das dann an die Frauen delegiert.»
«Gott hat uns Augen und Ohren gegeben»
Isabella Rossellini spielt das mit demütigem Stolz und aufmüpfiger Ergebenheit: «Obwohl wir Barmherzigen Schwestern (…) unsichtbar sein sollen, hat Gott uns doch Augen und Ohren gegeben (…).
Mit dieser Erklärung beginnt sie ihren Monolog vor dem Kardinalskollegium, in dem sie Intrigen und Machtspiele bei der Papstwahl entlarvt und damit dem Konklave eine entscheidende Wende gibt. Ihr Auftritt endet mit einem Knicks vor den Kirchenmännern; und man fragt sich, ob das eine ehrerbietige oder eine ironische Geste ist.
Ein Loblied auf die Frauen
Papst Franziskus singt in seiner lesenswerten (aber bisweilen auch wunderlich geratenen Autobiografie) zwar ein Loblied auf die Frauen und erklärt, dass es keine Gründe gebe, «warum Frauen in der Kirche keine Führungsrolle übernehmen sollten»; er spricht vom «marianischen Prinzip», das in der Kirche wichtiger sei als das «petrianische»: «Maria ist bedeutsamer als Petrus.»
Das ist ein gewichtiges Wort von einem, der der 266te Nachfolger des Heiligen Petrus und Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken ist; aber aus dem gewichtigen Wort folgt – fast nichts. Franziskus verweist darauf, dass er Nonnen ins vatikanische Top-Management befördere und begründet das so: «Was der Heilige Geist uns beschert, sollten wir nicht aufhalten.»
Emanzipation bleibt ein Fremdwort
Aber die Vorstellung, dass Frauen auch priesterliche Ämter innehaben könnten und sollten – diese Vorstellung schiebt er ganz weit weg. Da wird der liebenswürdige Petrus-Nachfolger ganz schmallippig. Er schwurbelt von der «Mystik der Frauen», die grösser sei als «die eines Dieners des Herrn».
Diese Mystik soll aber offenbar weiterhin durch die Ungleichberechtigung der Frau gepflegt werden. Emanzipation ist und bleibt in der grössten Religionsgemeinschaft der Welt ein Fremdwort. Das ist schade. Wie viele Konklaven und wie viele Knickse wird es noch geben müssen, bis sich das ändert?
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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