Der Unruhestifter am Welschgätterli
Pitch Comment gehört zu den drei Zeichnern, die regelmässig Cartoons auf Infosperber veröffentlichen. Er wurde 1970 in Pruntrut (damals im Kanton Bern, heute im Kanton Jura) geboren. Er war an der Ecole Supérieure des Beaux-Arts in Paris, hörte aber 2006 mit dem Malen auf. «Ich höre definitiv auf – im Interesse aller», verkündete er damals.
Aufruhr wegen Plakaten
Seither ist er Zeichner: im Moment für «Vigousse», «Heidi.news», den «Quotidien Jurassien», den «Matin Dimanche», «Générations» und für die «Torche 2.0». 2015 sorgte er für Aufruhr. Jura-Tourismus hatte ihn gebeten, Plakate für verschiedene Standorte an Wanderrouten zu zeichnen. Die Tourismusorganisation stellte sie auf – unter anderem am Welschgätterli, einem Übergang zwischen den Kantonen Jura und Solothurn.
SVP war besorgt
Das Welschgätterli bezeichnete er als «Gipfel des Röstigrabens». Den Wegweiser Richtung Jura versah er mit einem Herz. Der Wegweiser in den «Rest der Welt» sieht ziemlich heruntergekommen aus. Zwei Jahre stand das Plakat an der Wanderroute, ohne dass es jemand beanstandet hätte. Doch plötzlich zeigte sich Didier Spies von der SVP im jurassischen Kantonsparlament besorgt darüber, dass das Plakat die Deutschschweizer verärgern könnte.
Petition fürs Plakat
Der freisinnige Regierungsrat Jacques Gerber teilte die Besorgnis. Doch die welsche Presse macht sich lustig über das Theater. Das Satiremagazin «La Torche 2.0» lancierte sogar eine Petition. Bis die Regierung zurückkrebste und bekanntgab, dass das Plakat bleiben dürfe. Pitch Comment – ein Unruhestifter im guten Sinn.
Zuerst ein Comic
Zur gleichen Zeit realisierte Pitch Comment zusammen mit Camille Rebetez den fünfbändigen Comic «Les Indociles». Er erzählt die Geschichte der Freunde Lulu, Chiara und Joe. Sie beginnt 1973. Die drei sind beeinflusst von der 68er-Bewegung. Sie wollen sich in der ländlichen Umgebung von den gesellschaftlichen, religiösen und sexuellen Zwängen befreien. Der Comic begleitet die drei über Jahrzehnte. Zeigt, wie sie Eltern werden, wie sie sich die Zähne an ihren Utopien ausbeissen, wie sie scheitern, wie sie aber trotz allem auch immer wieder kleine Erfolge feiern können.
Nun eine Serie
Das Westschweizer Fernsehen RTS hat den Comic als fünfteilige Serie verfilmt. Die Serie folgt in den Grundzügen dem Comic. Lulu, Chiara und Joe richten aber auf einem Bauernhof die «Ferme des Indociles» ein – eine Anlaufstelle für Drogenabhängige. Denn die Zürcher Drogenszene schwappt auch in den Jura über.
Die Serie kann bis im Mai 2025 auf playsuisse.ch auf Französisch («Les Indociles») oder auf Deutsch («Die Unruhestifter») gratis angesehen werden. Nötig ist nur eine Registrierung.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Dieser Artikel ist jetzt wirklich ganz praktisch nützlich, und zwar drei Mal:
Ich freue mich erstens auf die Serie, die ja wohl ein Portrait meiner Generation ist, mehr oder weniger, ich bin ein paar wenige Jahre jünger als die Protagonisten, kann mich aber an die Aufbruchstimmung nach 68 durchaus erinnern.
Zweitens werd ich mir den Comic organisieren und freue mich auf die Lektüre und den Vergleich mit dem Film.
Drittens freue ich mich drauf, sobald das Wetter es zulässt, zum Welschgätterli zu wandern. Als Solothurner hätte ich das schon lang kennen sollen. Ich bin gespannt darauf, das Plakat mit der Wirklichkeit zu vergleichen.
Weiter so!