Glosse

Blocher kämpft gegen Gespenster: «die unsägliche Woke-Kultur»

Urs P. Gasche © Peter Mosimann

upg. /  Die Bürokraten bei der Economiesuisse seien woke. Grund: Sie würden die Minderheitsmeinung seiner Tochter nicht ernst nehmen.

Alt-Bundesrat Christoph Blocher hat mal wieder ein Feindbild. In der «Sonntags-Zeitung» vom 30. März empörte er sich über die «unsägliche Woke-Kultur», die sich nun auch beim Wirtschaftsdachverband Economiesuisse ausbreite. Der Vorwurf? Die Verbandsbürokraten würden mit Vorstandsmitglied Magdalena Martullo-Blocher nicht reden, weil sie eine abweichende Meinung habe. Blochers Fazit:

«Wer anderer Meinung ist, mit dem spricht man nicht. Die unsägliche Woke-Kultur scheint sich jetzt auch bei der Economiesuisse einzunisten.»

Die Woke-Diktatur schlägt also wieder zu!

Doch Moment mal: Was woke tatsächlich bedeutet, scheint dem SVP-Doyen entgangen zu sein. Denn wäre Economiesuisse wirklich «woke», dann hätte der Verband gerade wegen Martullo-Blochers Minderheitsmeinung das Gespräch mit ihr gesucht – statt sie zu ignorieren. Das bewusste Übergehen von Andersdenkenden hat mit Wokeness so viel zu tun wie Blocher mit progressiver Gesellschaftspolitik.

Was an der ganzen Aufregung aber wirklich bemerkenswert ist: Der selbsternannte Kämpfer gegen den Mainstream reiht sich plötzlich brav in das Woke-Bashing ein. Dieses ist gerade en vogue – nicht nur bei Trump, sondern auch bei anderen, die sonst immer über den bösen Meinungseinheitsbrei jammern. Blocher, der einsame Rufer gegen den Strom? In Wahrheit nur der nächste, der auf der populistischen Anti-Woke-Welle mitschwimmt.


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10 Meinungen

  • am 31.03.2025 um 11:33 Uhr
    Permalink

    Wikipedia woke: «Als Begriff wurde „woke“ von Afroamerikanern ab Mitte des 20. Jahrhunderts verwendet, die damit ein Bewusstsein für soziale Unterdrückung bezeichneten.»
    Höchst aufschlussreiche Aussage im Artikel : «Die Verbandsbürokraten würden mit Vorstandsmitglied Magdalena Martullo-Blocher nicht reden, weil sie eine abweichende Meinung habe…» Könnte wohl die Möglichkeit bestehen, dass Christoph Blocher die Vermutung haben könnte, weil seine Tochter Milliardärin und Frau ist und so zu einer kleinen Minderheit gehört, könnte ihre Meinung von einer elitären Männerwelt unterdrückt werden und so ein Woke-Opfer geworden sein könnte. Das könnte wohl auch heissen, dass die Blocher-Partei zur Hüterin von sozial benachteiligten Milliardärinnen werden wird, weil die Unterdrückung der Meinungen von Minderheiten den sozialen Frieden stören könnte.
    Gunther Kropp, Basel

  • am 31.03.2025 um 12:43 Uhr
    Permalink

    Blocher ist und bleibt Weltmeister in werfen von Nebelpetarden, Vertuschungen, Verdrehungen.

  • am 31.03.2025 um 15:41 Uhr
    Permalink

    Profiliert sich der Autor hier als Vertreter des Mainstreams?
    Das überrascht mich sehr!
    Ist doch InfoSperber vor allem deswegen für mich interessant, weil diese Digital-Publikation «das sieht, was andere übersehen».
    Die andern, die vieles übersehen, das sind doch die Leitmedien, die den Mainstream füttern.
    Es braucht also dringend Alternativen zum Mainstream – und dazu gehörte bisher auch InfoSperber! – Meine Anmerkungen zum Kurz-Artikel, die mich zum zweifeln – in der eben dargelegter Weise – veranlassen:
    1. Herr Blocher hat recht, wenn er darauf hinweist, das die Woke-Gemeinde abweichende Minderheitsmeinungen nicht respektiert!
    2. Ein Woke-Bashing ist eine ernstzunehmende Kritik am woken Totalitarismus, der andere ernsthafte Themen wie Krieg, soziale Ungleichheit, totalitärer Internationalismus und politische Heuchelei ins Abseits schiebt.
    3. Wenn die Kritik am Wokismus en vogue ist, dann sollte dies auch InfoSperber freuen.

  • am 31.03.2025 um 17:20 Uhr
    Permalink

    Sie haben den Kontext vergessen, Herr Gasche. Man will Martullo-Blocher aus der Economiesuisse rausschmeissen. Das wäre eine Diskriminerung einer Andersdenkenden, also woke. Blocher hat wieder mal recht.

    • Favorit Daumen X
      am 31.03.2025 um 17:41 Uhr
      Permalink

      Eine Diskriminierung Andersdenkender ist eben gerade nicht woke. «Woke» heisst aufgeweckt und sensibel sein gegenüber Andersdenkenden und Minderheiten.

      • Favorit Daumen X
        am 31.03.2025 um 18:05 Uhr
        Permalink

        Wir haben zudem festgestellt, dass Sie sich bei uns unter falschem Namen und mit einer falschen Adresse registriert haben. Deshalb werden wir Ihr Konto löschen.

      • am 31.03.2025 um 19:26 Uhr
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        Also, die «Woken» respektive die Anhänger der Identitäts Politik, stechen nicht gerade groß raus, gegenüber Andersdenkenden sensibel zu sein. Eher im Gegenteil, da sie denken moralisch und intelektuel überlegen zu sein. So empfinde ich es jedenfalls und wohl auch viele andere, deshalb der grosse Backclash gegen diese Bewegung.

      • am 31.03.2025 um 20:10 Uhr
        Permalink

        Die Woken wollen Diskriminierung verhindern, diskriminieren aber selber.

  • am 31.03.2025 um 17:53 Uhr
    Permalink

    An dem Artikel gibt es an sich nichts auszusetzen. Bis auf die Tatsache, dass Cancel Culture interessanterweise eine Erfindung der sogenannt «woken» ist. Es war eindeutig die woke Bewegung, die damit begonnen hat, alles was den Standpunkt hinterfragt einfach grundsätzlich abzulehnen. Das war auch der Moment wo ich begann, mich persönlich davon zu distanzieren. Die Bewegung entpuppte sich schlussendlich nur als weiteres Instrument eines Systems voller Doppelmoral.

    • am 1.04.2025 um 08:59 Uhr
      Permalink

      Die ganze Woke-Bewegung wurde als Psy-Ops in den USA und GB aufgestellt. Ziel ist es Studierende zu konditionieren, dass andere vorgeben, was gebildete Menschen sagen dürfen und was nicht. Mit dem Ziel, dass sich die Anwender besser und überlegen fühlen. Damals ergaben Studien, dass die Eliten so einfacher zu steuern sind. Was seit geraumer Zeit bewiesen wurde, wenn wir so die restlichen Medien und unsere studierten Politiker betrachten. Tragisch ist, es durchschauen anscheinend nur Proletarier wie ich die Manipulation. *Zwinkersmiley*

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