Gaza: Militär nutzt gefangene Palästinenser als Schutzschilde
Das israelische Militär setzt in Gaza regelmässig gefangene palästinensische Zivilisten als menschliche Schutzschilde ein. Das berichtet die «New York Times» aufgrund von Zeugenaussagen von Soldaten und Häftlingen. Die Zeitung kommt zum Schluss, dass diese Praxis bisher regelmässig zur Anwendung kam. Sie verstosse sowohl gegen ein Urteil des israelischen Obersten Gerichtshof aus dem Jahr 2005, als auch gegen das humanitäre Völkerrecht. Das Völkerrecht verbietet den Einsatz von Zivilisten oder Kriegsgefangenen in militärischen Operationen, insbesondere in gefährlichen Situationen.
Einige israelische Offiziere hätten die Praxis damit gerechtfertigt, dass es sich bei den Gefangenen um Terroristen handle. Doch etliche von ihnen seien später ohne Anklage freigelassen worden.
Die «New York Times» zitiert den Fall des damals 17-jährigen Mohammed Shubeir. Israelische Soldaten hätten ihn gezwungen, an Orten seiner zerstörten Heimatstadt voranzugehen, wo Sprengfallen der Hamas vermutet wurden.
Das israelische Militär habe Zivilisten wie Mohammed Shubeir oft auch mit verbundenen Augen und in Handschellen in gefährliche Situationen geschickt, um mögliche Bedrohungen beispielsweise bei Tunneleingängen oder in Tunnels zu identifizieren. Sie seien dem Risiko ausgesetzt gewesen, verletzt oder getötet zu werden, während israelische Soldaten sich hinter ihnen versteckten oder sie aus der Ferne überwacht hätten.
Solche Verstösse gegen das Völkerrecht hätten mindestens elf Militäreinheiten in verschiedenen Teilen Gazas begangen – oft unter Beteiligung von Geheimdienstoffizieren. Das berichteten israelische Soldaten und palästinensische Häftlinge.
Einige israelische Soldaten, die an diesen Aktionen teilnahmen oder sie beobachteten, wandten sich an die Organisation «Breaking the Silence», um die Vorfälle öffentlich zu machen. Sie berichteten, dass es erhebliche logistische Unterstützung und das Wissen der Offiziere gegeben habe, welche die Einsätze koordinierten.
Bisher seien keine Fälle bekannt geworden, bei denen eines dieser menschlichen Schutzschilde getötet worden sei.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Es ist ausgesprochen wichtig, angesichts der allseitigen Kriegspropaganda über solche menschenverachteten Praxen sachlich zu informieren.
Ich vermisse jedoch auf diesem Kanal ebensolche Artikel über den Missbrauch der humanitären Hilfe durch Hamas, der Einsatz der Zivilbevölkerung der Hamas als Schutzschilde und der Missbrauch des Status der UNWRA. Zum letzteren: einer der mit ihm getöteten Leibwächter von Sinwar war als Lehrer bei der UNWRA und trug den entsprechenden Ausweis auf sich.
In Gaza tobt ein massiv asymmetrischer Krieg. Eine konventionelle Kriegstaktik (ohne Evakuierungswarnungen oder Einsatz von Smartbombs) würde zu viel grösseren Kollateralschäden bei der Zivilbevölkerung führen. Diese Tatsache bleibt bei isolierter Betrachtung durch Berichterstattung über Einzelschicksale oder -taktik aussen vor, wäre aber im Gesamtkontext zu behandeln.
=>Ignaz Heim, Gipf-oberfrick am 19.10.2024 :
Ich bin nicht der Anwalt für infosereber, möchte aber zu Ihrer Kritik Stellung nehmen, weil ich mich – als gelegentlicher Teilnehmer in diesem Forum – indirekt auch angesprochen fühle. «INFOSPERBER» hat sich deutlich als Plattform für die in den öffentlichen Standard-Medien NICHT zu Wort kommenden Meinungen positioniert. Auf die von Ihnen als fehlend angesprochenen Beiträge ist also implizit immer durch dieses Positions-Statement verwiesen. Die eigentliche Frage ist doch : werden gegenteilige MEINUNGEN der Kommentatoren (zu den Artikeln) unterdrückt ? Das kann ich natürlich nicht wissen, es sei denn ich würde es selbst bei eignen Kommentaren erleben. Das ist aber bisher nur 1x geschehen, wobei ich die Begründung nicht kenne, vermute aber, daß es eher ein «stilistischer» Grund war. Wohingegen ich bei Beiträgen in öffentlichen Standard-Medien das sehe, was ich nur als Zensur bezeichnen kann.
Dieses verächtliche Vorgehen Seitens der israelischen Armee hatte ich bereits aus palästinensischen Berichten gelesen. Dann behauptet aber Netanyahu, die Hamas und der Hizbollah missbrauchten ihre Bevölkerung als Schutzschilder – natürlich ohne Beweise, wie immer!
Zu Herrn Heim: in welchem Medium haben sie gelesen, dass einer der Begleiter Sinwars ein UNWRA-Angestellter war? Eine israelische oder pro-israelische Aussage? Auch dies müsste noch bewiesen werden!
Nicht immer ist es Propaganda, wenn die Meldung dem eigenen Narrativ oder Erwartungen nicht entspricht. Es ist nicht alles gelogen, was die Kriegsparteien verlauten lassen, aber es ist auch Wahres darunter.
Googeln Sie nach „bodyguard sinwar unwra“.
Links sind hier ja nicht erlaubt.
Klar finden sich auch Dementi seitens arabischer sites und zweifelhaften Ursprungs.
Herr Heim, richtig. Im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst! Aber warum wir nun dem Staate Israel in Bezug auf diese Meldung glauben schenken sollen, erschliesst sich mir nicht. Muss man da Israeli sein um das zu begreifen ?
In Anbetracht der vielen völkerrechtswidrigen Taten, die Israel weiterhin ausführen lässt und nicht dagegen einschreitet und unterbindet, obwohl sie diese kennen, habe ich keine Achtung vom Staat Israel!
Denn auch der Artikel hier im Infosperber; » GAZA, schiessen aus Langeweile » , spricht nicht nur Bände, NEIN ganze Bibliotheken…..