Ethiker spendet lebenslang zehn Prozent seines Einkommens
Red. Warum «Moralphilosophie eine gesellschaftliche Verantwortung» hat, erklärte Riedener im Magazin der Universität Zürich. Die Fragen stellten Thomas Gull und Roger Nickl. Mit freundlicher Genehmigung des Magazins können wir das Interview hier ungekürzt wiedergeben.
Ein lebenswertes und würdiges Leben für alle Menschen und Tiere
Thomas Gull und Roger Nickl: Was bedeutet es, Gutes zu tun?
Stefan Riedener: Es gibt viele verschiedene Formen des Guten. Aber das Wichtigste ist wohl, dass Menschen und Tiere ein gutes Leben führen können. Insofern heisst Gutes tun im Kern: Ermöglichen, dass Lebewesen fortbestehen und nicht sterben, dass neue Generationen geboren werden und dass all diese Menschen und Tiere ein lebenswertes, würdiges Leben führen können.
Sollten wir auch für uns selbst Gutes tun?
Sicher. Wie gut mein Leben ist, hängt aber nicht nur davon ab, wie viel Spass ich habe und wie viel Wein und Sonnenschein ich geniesse, sondern auch davon, was ich bewirke in der Welt. Indem ich anderen Menschen helfe, tue ich auch mir selbst Gutes.
Was haben wir davon, wenn wir anderen Gutes tun?
Es ist Teil eines gelungenen Lebens. Einer Person, die immer nur auf ihr eigenes Wohl schaut, fehlt etwas. Sie hat ein bedauernswert enges Leben, vielleicht eines ohne grösseren Sinn. Umgekehrt bedeutet anderen zu helfen, dass ich am Schluss zurückschauen und sagen kann, ich habe ein sinnvolles Leben geführt, ich kann damit zufrieden sein.
Um Gutes zu tun, braucht man einen Sinn für das Gute. Haben wir den überhaupt?
Ja, Menschen haben sicher einen gewissen Sinn für das Gute. Wir haben ein intuitives Gefühl für Gerechtigkeit. Wir spüren oft, wenn wir Unrecht tun. Wir merken, wenn eine Person in Not Hilfe braucht. Diese Intuitionen haben schon Kinder. Dazu muss man nicht Moralphilosophie studieren. Die Moralphilosophie hilft, unsere Intuitionen zu verstehen, zu begründen – und sie vielleicht an manchen Stellen zu schärfen oder anzupassen.
Ist dieses Gefühl universell? – Oft finden wir ja nicht das Gleiche richtig und wichtig. In der Politik wird dann ausgehandelt, was gilt. Gibt es so etwas wie das objektiv Gute oder einen Massstab für das Gute?
Ich bin überzeugt, dass es objektive Kriterien dafür gibt, was das Gute ist. Ich glaube, wir müssen gerade politische Diskurse, den Streit untereinander und auch das eigene Nachdenken über das Gute vor der Annahme verstehen, dass es so etwas wie das objektiv Gute gibt und dass es nicht bloss subjektive Geschmacksurteile sind, die wir gegeneinander ins Feld führen.
Tun Sie selbst Gutes?
Ich bemühe mich auf jeden Fall darum.
Was tun Sie konkret?
Einerseits versuche ich, mit meinem privaten Lebensstil möglichst wenig Schaden anzurichten, beziehungsweise die Welt ein wenig zu verbessern. Ich bin Vegetarier und ernähre mich, wenn möglich, auch vegan. Ich fliege nicht. Ich habe kein Auto. Ich versuche allgemein, bescheiden zu leben. Und ich spende zehn Prozent meines Einkommens an Organisationen, die mir auf möglichst effektive Weise Gutes zu tun scheinen. Ausserdem verstehe ich auch meine berufliche Tätigkeit als eine, die Gutes bewirken kann. Ich versuche als Ethiker, den ethischen Diskurs und die gesellschaftliche Entwicklung mitzugestalten.
Kambodscha-Reise ja oder nein, Wurst ja oder nein – im Alltag stellen sich uns allen immer wieder moralische Fragen. Was sollen wir tun und was nicht? Gibt es hier eine moralische Verpflichtung oder können wir situativ abwägen: Heute nehme ich das Rüebli und morgen dann vielleicht die Wurst?
Wir haben sicher eine Verpflichtung, viele unserer Gewohnheiten zu ändern. Wir müssen unseren Fleischkonsum massiv reduzieren, wir sollten viel weniger fliegen, und so weiter. Ob das heisst, dass wir alle gar kein Fleisch mehr essen dürfen, weiss ich nicht. Allerdings kann es in der Praxis helfen, klare Entscheidungen zu fällen. Ich habe einmal entschieden, kein Fleisch mehr zu essen. Seither ist es klar. Ich denke nicht mehr darüber nach und vermisse es daher auch nicht.
Weniger Fleisch, weniger Fliegen – brauchen wir eine neue Kultur des Verzichts?
In einem gewissen Sinn schon. Die interessante Frage ist aber, ob das wirklich ein Verzicht ist. Bedeutet es, dass wir am Ende schlechter leben, damit andere besser leben können? Oder sind diese Formen des Verzichts ein Gewinn an Lebensqualität? Wenn wir einfacher leben und weniger konsumieren, kann es uns auch besser gehen.
Für sich haben Sie diese Frage ja bereits beantwortet. Sie führen aus Ihrer Sicht ein besseres Leben, weil Sie auf gewisse Dinge verzichten. Ist das Ihre Botschaft?
Botschaft? Ich weiss nicht. Sie können es so nennen. Aber ich will das ja auch nicht idealisieren. Es ist natürlich bereichernd, fremde Länder kennenzulernen und anderen Menschen zu begegnen. Vieles kann man nicht wettmachen, indem man Bücher liest oder Fotos anschaut. Ich versteh das auch. Und trotzdem sind das nicht nur Opfer und es ist nicht nur Verzicht. Ich habe jedenfalls überhaupt nicht das Gefühl, dass ich kein gutes Leben führe. Ich fühle mich enorm privilegiert, dankbar und glücklich.
Ich kann viel mehr Gutes bewirken, indem ich Geld für andere spende. Ich glaube schlicht, das ist meine Pflicht.
Stefan Riedener, Ethiker
Sie sind Mitglied der Organisation «Giving What We Can» und haben sich verpflichtet, lebenslang zehn Prozent des Einkommens zu spenden. Weshalb tun Sie das?
Es sterben immer noch Leute auf der Welt, weil sie nicht genügend zu essen haben, während wir hier in grossem Luxus leben. Ich kann sehr gut leben mit dem Lohn der Universität Zürich, auch wenn ich zehn Prozent davon abgebe: Ich muss zwar verzichten, aber nicht auf Lebensnotwendiges. Und ich kann viel, viel mehr Gutes bewirken, indem ich dieses Geld für andere spende. Ich glaube schlicht, das ist meine Pflicht. Aber ich tue es auch gern.
Sie bekommen etwas zurück?
Es gibt mir das Gefühl zurück, etwas Bedeutendes, etwas Sinnvolles zu tun. Bedeutung im eigenen Leben hat oft auch damit zu tun, dass wir uns in den Dienst einer grösseren Sache stellen. Dass wir etwas tun, das über uns hinausweist. Das muss nicht moralisches Handeln sein, aber es kann: etwa indem ich mich für den Regenwald oder für die Ärmsten auf der Welt engagiere. Ausserdem kann sich damit eine kognitive Spannung etwas lösen: dieses Gefühl, falsch zu leben in unserem verschwenderischen und schädlichen Überfluss.
Das scheint ein kommoder und auch recht günstiger Ausweg. Zehn Prozent ist ein guter Deal, wenn man nachher zufrieden ist mit sich selbst und die Gewissensbisse weg sind.
Zunächst einmal ist es doch wunderbar, wenn die Leute Gutes tun und dadurch auch noch zufriedener werden! Aber es wäre tatsächlich zu bequem, zu denken, damit sei es getan und ich könne zum Beispiel mit den restlichen 90 Prozent meines Geldes tun, was ich will – sie verprassen, um die Welt jetten, Produkte aus Übersee kaufen.
Also kein Ablass?
Nein, es ist kein Ablass. Ich bin auch nicht sicher, ob es reicht. Warum nicht 20 Prozent, warum nicht 30? Ich kenne Menschen, die in Grossbritannien an der Universität angestellt sind und alles von ihrem Einkommen spenden, was über den britischen Mindestlohn hinausgeht. Davon bin ich weit entfernt. Und Geld zu spenden, ist natürlich nicht alles. Man muss auch den eigenen Lebensstil anpassen und sich politisch oder gesellschaftlich engagieren.
Die Bewegung, der sie angehören, bezeichnet ihr Tun als «Effektiven Altruismus». Sie nimmt für sich in Anspruch, nicht nur altruistisch zu sein, sondern die Spenden auch effektiv einzusetzen. Wie funktioniert das?
Die Idee des Effektiven Altruismus ist viel allgemeiner. Es geht nicht nur darum, effektiv Geld zu spenden, sondern allgemeiner effektiv Gutes zu tun. Das kann von Person zu Person unterschiedlich sein. Es mag sein, dass eine bestimmte Person nicht viel Geld hat, aber enorm starke politische Fähigkeiten. Dann bedeutet Gutes tun für diese Person zum Beispiel, in die Politik zu gehen und ihr Talent dort möglichst effektiv einzusetzen. Um auf die Frage zurückzukommen: Wie können wir herausfinden, wo unser Handeln effektiv Gutes bewirkt? Oder noch fundamentaler gefragt: Was heisst es überhaupt, Gutes zu bewirken, und wie beziffern wir das? Eine Währung, mit der oft gerechnet wird, sind QALYs. Das ist ein Begriff aus der Ökonomik. Er bedeutet «quality-adjusted life year» und bezeichnet ein Lebensjahr bei vollkommener Gesundheit. Damit kann ich also quantifizieren, wie viele gute Lebensjahre – wie viele QALYs – ich ermöglichen kann, wenn ich etwa 1000 Dollar spende. Das ist natürlich nicht exakt zu beziffern, aber es gibt empirische und philosophische Methoden, um ein begründetes Urteil zu fällen, was wahrscheinlich mehr Gutes bewirkt.
Können Sie ein Beispiel machen?
Eine Studie hat danach gefragt, was wir tun können, damit Schülerinnen und Schüler im Globalen Süden öfter zur Schule gehen. Es gibt zunächst einmal verschiedene Methoden, die plausibel erscheinen. Man könnte Geld an die Eltern zahlen, wenn ihre Kinder die Schule besuchen. Man könnte besseres Schulmaterial oder mehr Lehrer zur Verfügung stellen, und so weiter. Eine Studie zur Wirkung der verschiedenen Massnahmen hat gezeigt: Entwurmungskuren haben die Schulbesuchsquote am allermeisten erhöht. Die Kinder sind anscheinend oft deswegen nicht zur Schule gegangen, weil sie Würmer hatten und sich nicht gut fühlten. Nicht weil sie keine Lust hatten oder dachten, die Lehrer seien schlecht. Dank der Studie konnte so die effektivste Methode gefunden werden, um die Schulbesuchsquote zu steigern.
Es ist sicher gut und wichtig, dass diese Kinder entwurmt werden. Aber das Problem liegt oft tiefer, weil der Staat nicht funktioniert. Ein funktionierender Staat organsiert selbst ein Entwurmungsprogramm. Mit Geld kann man oft niederschwellig etwas tun – müsste man aber nicht das Grosse ändern, beispielsweise die Korruption in vielen Ländern bekämpfen, die die Ressourcen wegfrisst, etwa für Schulen oder Gesundheitsprogramme?
Dem widerspricht der Effektive Altruismus nicht. Die Idee ist einfach die, möglichst Effektiv Gutes zu tun. Wenn sich herausstellt, dass dieses Geld irgendwo versickert, wären die Effektiven Altruistinnen die ersten, die sich für effizientere Massnahmen einsetzen würden. Das kann – beziehungsweise, es muss sicherlich – auch bedeuten, Systeme zu ändern.
Geht es dabei nicht auch um Komplexitätsreduktion? Entwurmen ist nicht so komplex wie die Politik zu verändern oder die Haltung der Elite, die sich zuerst einmal selbst bedient.
Es besteht selbstverständlich die Gefahr, sich auf einfach zu realisierende Dinge zu konzentrieren. Die Veränderung von gesellschaftlichen, politischen, ökonomischen Strukturen ist wesentlich komplexer.
Das klingt nach Kapitulation: Es ist zu schwierig, dieses Problem zu lösen, also versuchen wir es gar nicht, weil wir es mit unseren beschränkten Ressourcen nicht schaffen.
Wir schaffen es sicher nicht von heute auf morgen und wir schaffen es nicht mit Geld allein – erst recht nicht mit dem Budget einzelner Personen, die im Lauf ihres Lebens zehn Prozent ihres Einkommens spenden. Aber ich wäre nicht so pessimistisch, zu sagen, wir schaffen es auch in den nächsten 100 oder 1000 Jahren nicht. Ich habe immer noch den Optimismus, dass wir als Menschheit unsere wesentlichen Probleme gemeinsam überwinden können. Es gibt keinen prinzipiellen Grund, weshalb es nicht möglich sein sollte. Eine sehr effektive Weise, Gutes zu tun, ist übrigens, in die Langzeitzukunft der Menschheit zu investieren – dafür zu sorgen, dass diese nicht ausstirbt, sondern möglicherweise noch in Hundertausenden oder in Millionen von Jahren existieren und ihr Potenzial entfalten kann.
Kann eine Bewegung wie die der Effektiven Altruisten die Menschheit retten?
Sicher nicht allein. Unsere Zukunft liegt auf den Schultern der Menschheit als Ganzes. Wir als Einzelpersonen können nicht wie Atlas den ganzen Himmel tragen. Aber wir alle können einen Beitrag leisten. Und diese Aufgabe ist eben nicht nur Last. Man kann es auch so sehen: Ist es nicht wunderbar, dass wir uns als Teil einer Generation verstehen können, die vielleicht letztlich die Menschheit gerettet hat, die dazu beigetragen hat, dass die Lebensgrundlagen auf diesem Planeten bewahrt wurden, damit Menschen und andere Lebewesen überleben können?
Moralphilosophie hat eine gesellschaftliche Verantwortung – als rein akademische Disziplin wäre sie problematisch.
Stefan Riedener, Ethiker
Im Gegensatz zu vielen anderen akademischen Ethikern nehmen Sie klar Stellung zu ethischen Themen und leben das auch. War das eine bewusste Entscheidung?
Es scheint mir eigentlich selbstverständlich, dass man als Ethiker oder Ethikerin die eigenen Überzeugungen auch zu leben versucht. Die normativen Fragen der Ethik betreffen uns ja alle ganz konkret.
Wie stehen Sie dazu als Wissenschaftler: Sie sind ja nicht mehr nur Beobachter, sondern eben auch Akteur?
Ja. Gerade weil sie sich mit normativen Fragen auseinandersetzt, hat die Moralphilosophie eine gesellschaftliche Verantwortung. Moralphilosophie als rein akademische Disziplin im Elfenbeinturm wäre problematisch. Wenn wir zu Überzeugungen gekommen sind, haben wir auch eine Verantwortung, diese nach aussen zu vertreten und die Diskussion in der Gesellschaft anzustossen. Ich glaube, gesellschaftliche Veränderungen sind immer wieder von der Philosophie ausgegangen. Die Tierrechtsbewegung etwa hat wichtige Impulse aus der Moralphilosophie erhalten, genauso die feministische Bewegung. So sollte es sein.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine. Der Ethiker Stefan Riedener ist Oberassistent am Philosophischen Seminar der UZH. Er hat in Zürich und Oxford Philosophie studiert und in Oxford promoviert. In seinem aktuellen Forschungsprojekt setzt er sich mit der Frage auseinander, inwieweit wir stärkere Gründe haben, uns um nahestehende Dinge oder Personen zu kümmern, als um fremde.
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Wäre ja schön, wenn die Welt so fürchterlich einfach wäre. Das ganze Leben und Schaffen des genialen Philosophen Adam Smith (er wird als Begründer der modernen Ökonomie gefeiert, aber im Kern war er ein Ethiker) drehte sich um eine einzige, scheinbar simple Frage: Wann ist dem Gemeinwohl am besten gedient – wenn sich jeder zuerst um sein eigenes Glück oder um das Glück der anderen kümmert? Aufgrund empirischer Studien kam er zum paradox anmutenden Schluss, dass eigennütziges Handeln unter dem Strich zu einem besseren Ergebnis für die Allgemeinheit führt. Die Realität hat Smith seither immer wieder Recht gegeben; sein Antagonist Karl Marx, der ein halbes Jahrhundert das Gegenprogramm zu Smith postulierte, hat so viel Schaden und Katastrophen angerichtet wie wohl keiner vor ihm. Der gute Vorsatz ist völlig irrelevant und verführt oft zu falschem Handeln, es zählt allein das Ergebnis. Mehr dazu: «Der Fluch des Guten – Wenn der fromme Wunsch regiert, eine Schadensbilanz». Münster Verlag, Basel.
«Moralphilosophie als rein akademische Disziplin im Elfenbeinturm wäre problematisch. Wenn wir zu Überzeugungen gekommen sind, haben wir auch eine Verantwortung, diese nach aussen zu vertreten und die Diskussion in der Gesellschaft anzustossen.»
Das ist sicher nicht falsch, aber es reicht nicht.
Bei allem Respekt, aber mir kommen die Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft in dem Artikel zu billig weg. Die beklagte «Korruption in vielen Ländern» ist überwiegend auf unsere Neo-Kolonisierung zurück zu führen. Das gehört abgeschafft.
Bottom-up-Bewegungen haben unzweifelhaft schon viel erreicht, aber – schaut man sich die Geschichte an – mit wie viel Zeitaufwand und wie viel Kosten an Menschenleben.
Entscheidungsträger müssen sich auch moralisch in die Verantwortung nehmen lassen können. Leider fehlen dem gemeinen Menschen dafür politische und rechtliche Instrumente.
Und leider lässt sich weder in einem Artikel, geschweige denn in einem kurzen Kommentar die Komplexität von Moral abhandeln – sowohl als Philosophie als auch als menschliche Verantwortung.
Aber bei sich selbst anzufangen ist schon mal ein guter Schritt in die richtige Richtung.
Danke, ein wunderschönes Beispiel einer vorbildlichen geistigen Lebenshaltung. Ein Lichtblick in einer Gesellschaft welche weitgehend von der Krankheit des Buhlens, des vernichtenden Konkurrenzkampfes durchzogenen ist. Der Missbrauch des Kapitalismus führt zu künstlich erzeugtem Mangel. Ab wieviel gehortetem Kapital müssen wieviel andere Not leiden, in Zelten wohnen, auf der Strasse leben? Wieviel Geld braucht man, um alle Gefühle, um allen erlittenen Schmerz zu betäuben? Was ist geworden aus unserer Gesellschaft welche gespalten wurde in Reiche und Arme, in Gute und Entbehrliche? Die aktuelle Form des Kapitalismus hat versagt, er muss neu reguliert werden. Still stehendes Kapital muss ab einem gewissen Betrag mit 50% besteuert werden. Kapital kann süchtig machen bis zum Tod.
Vorab: es fehlt mir jegliches Verständnis dafür, dass im Moment 44% (8 von 18) der Meinung sind, dieser Artikel sei NICHT hilfreich. Es erschreckt und entsetzt mich !
Ich handle ähnlich – und gebe mehr als 10%, Trotzdem ich sicher weniger habe als der Autor. Da ich aber gegenüber «Dienstleistern» ein gewachsenes «professionelles Misstrauen» habe, tue ich Gutes in meinem Nahfeld. Mit der Bitte an die Empfänger, wenn es ihnen gut geht, andern beizustehen.
Der Erfolg – an einem Beispiel- macht mich wirklich glücklich: Seit gut 1 Jahr gebe ich einem intelligenten Kind bescheiden lebender Eltern, das im Durchschnitt etwa 85 von 100 Punkten in der Schule hatte, 300 TL im Monat als «SchülerLohn» (+ «Prämien») – gegen das Versprechen, ab sofort bestens für Schule – und eigene Zukunft zu arbeiten.
Nun hat das Kind in ALLEN Fächern 100 von 100 Punkten – und wird «mit Handkuss» auf einem Elite-Gymnasium angenommen. Ich – und viele andere Menschen sind darüber sehr glücklich.
Ich gab – und wurde reichst dafür beschenkt – und ich hoffe darauf, dass einige Menschen durch den Artikel und meinen kleinen Beitrag beginnen, mehr über ein wirklich gutes Mit-einander nachzudenken – und zu handeln.
Wolf Gerlach, Ingenieur
@Alexander Baur Sie vergleichen 2 durch die damaligen Eliten finanzierten Extremisten miteinander, und bekennen sich zum egomanischen Smith. Wissen sie, Extreme führen immer in den Abgrund, auch dies lernt die Geschichte. Wahre, gute Werte erkennt man an ihren Früchten, die nicht auf Kosten Dritter entstanden sind. Die Waage zwischen Altruismus und Egoismus muss ausgewogen sein. Wenn jeder an sich denkt, dann sei auch an jeder gedacht, erzählen sie dies einem Contergan Opfer, welches sich nicht selber versäubern kann. Oder gehen sie mal nach Indien, wo täglich 12’000 Kinder verhungern. Haben sie schon mal einem Menschen die Hand gehalten, welcher in ihren Armen starb, weil niemand an sie dachte, und sie selber wegen Demenz nicht an sich selber denken konnte und sie die Parkinson Medis falsch dosierte? Oder einer Person welche noch 35 Minuten lang nach einem Autounfall lebte und bei Bewusstsein war? Ober und Unterleibt getrennt? Ach ja, wenn Smith recht hat, muss der ja nur an sich selber denken, oder doch nicht? Wenn Sie derjenige sind, als den Sie sich hier zeigen mit ihrer Aussage, und nicht ein Troll der einfach Leser Triggern möchte, dann haben sie mein Mitgefühl für den Tag wo sie sich selber im Spiegel beim verlassen dieser Welt erkennen können. Denn dies könnte sehr lange sehr weh tun und grosse Bedauern könnte sie quälen. Nicht wegen irgend einer Religion oder eines Gottes, sondern schlichtweg wegen ihnen selbst und ihrer Lebenshaltung.
Sehr geehrter Herr Bauer,
selbstverständlich kann DER am Besten geben, der auch hat. — UND wenn es sehr viele gibt, die «haben» ist es gut – für alle.
Ob DIE nun haben, weil egoistisch, gut geerbt oder überdurchschnittlich begabt, oder oder … … tut nichts zur Sache – und mindert nicht den Wert einer Gabe, die von Herzen kommt.
Das Gegen-Beispiel gibt der heilige Sankt Martin — in bitterster Kälte seinen Mantel mit einem Bettler teilend – sodass im normalen Leben BEIDE erfroren wären !
Wolf Gerlach, Ingenieur
@Wolfgang Gerlach Danke, es geht mir wie Ihnen. Eine der letzten Formen der noch nicht erkannten, kaum sichtbaren Gewalt gegen das Leben, ist der Missbrauch des Kapitales. Die Banken betreiben dazu zum Teil noch eine schändliche Casinopolitik. Wer Besitz und Kapital entgegen nimmt für sich auf Kosten Dritter, über den Welt-Durchschnitt hinaus, begeht ein Verbrechen gegen die Menschenfamilie. Ich gönne jedem Menschen Wohlstand, Sicherheit, Gesundheit und Erfüllung. Aber nur solange dies nicht auf Kosten von Drittpersonen geht. Es wäre genug für alle da. Doch einige wollen Kapital und Besitz horten, da dies Macht bedeuten kann über Leib und Leben anderer, über Erde, Luft und Wasser. Der kalte Materialismus, jeder für sich selbst, ist eine Sackgasse, ebenso wie der pure Kommunismus. Wo ist der goldene ethische Mittelweg? Es schmerzt mich sehr, aufgewachsen in einer Familie welche grauenhaft an Existenznot litt, umgeben von einer reichen wohlhabenden Verwandtschaft. Erlebe ich dies jetzt auf der Weltenbühne. Mein Bruder konnte es nicht mehr ertragen, er liess alles fahren bis er krank wurde und starb. Eine Kameradin sprang vor Monaten aus dem neunten Stock, mit einer Abschieds-SMS. Auf Wiedersehen liebe Freunde, das was jetzt kommt, mache ich nicht mehr mit. Als Behinderter habe ich das Trauern nie verlernt, aber andere schon, wenn sie nicht dem Hass verfallen möchten, müssen sie jetzt womöglich trotz Reichtum das trauern wieder lernen. Nichts nehmen wir mit ausser was wir waren.
Der freundliche und differenzierte Adam Smith als Extremist und Egomane? Naja, haben Sie Smith gelesen? Wissen Sie überhaupt, von wem Sie da reden? Empfehle Ihnen als Einstig «The Welth of Nations».
Sehr geehrter Beatus Gubler,
ES ist manchmal un-fassbar,
für wie wenig «Ertrag» Menschenleben missbraucht und «terminiert» werden !
Mein Eindruck: Jede Art Glaube/Ideologie/Politik, —wie beispielsweise Christentum, Kommunismus und auch «Amerika first»— die ursprünglich beste Ziele hatten, «verkommt» ab dem Tag, wo zu viel «Funktionäre» an die Führung kommen.
DAS scheint eine Art Naturgesetz zu sein.
Menschen, die Verstand, Gesundheit und keine materielle Not haben — und trotzdem «Frei-tod» wählen, kann ich nicht verstehen, denn sie hatten doch die Kraft sich selbst zu töten – die Kraft-Anstrenung zu kämpfen -anstatt- kann doch nicht ernsthaft grösser sein ?! Wenn Sie mal meine homepage scheinbar.org besuchen, können Sie nachvollziehen, was ich meine.
Mal heftigst Schreien und Weinen vor körperlichen/seelischem Schmerz? ok !
Aber sich selbst-bedauernd längere Zeit voll durchhängen lassen, stattt immer wieder zu versuchen, «die Ei-Schale zu durchbrechen» ?!
Wie Jammer-schade, SO das Leben zu «wegzuwerfen»!
Das Problem könnte oft aus den sich multiplizierenden Energien von Wut und Hass bestehen – die sich irgendwann voll gegen DEN richtet, der nie antrat, seine eigenen negativen Energien «gegen fast alles Andere» zu überdenken und dann «fahren zu lassen».
Oder ist diese «Denke» zu arrogant von mir ?!
Herzliche Grüsse –
und alles Gute für Sie !
Wolf Gerlach
Liebe ( Menschlichkeit) ist angewandte Ethik in idealer Form und steht deutlich über Moral, die rein pragmatisch ist. Deshalb müssen die Funktionskreise der Gesellschaft mit ihren binären Codes (Niklas Luhmann) nicht nur durch die Ethik oder Moral kontrolliert werden, weil das alleine nie und nimmer ausreicht, und auf lange Sicht Auswüchse nicht zu verhindern vermag, wie wir es heute sehr gut am Beispiel des Geldes oder der Macht sehen können, die längst durch völlig übersteigerte Stellenwerte entartet sind und alle Funktionskreise auf kriminelle Weise manipulieren und korrumpieren und sie damit ihrer Funktionalität beraubt haben. Ganz bewusst die Liebe (und nicht die Ethik oder Moral) muss allen Funktionskreisen der Gesellschaft sogar als Fundament zugrunde gelegt werden, indem sie als geistige Grundhaltung in der weltweiten Gemeinschaft implementiert und gelebt wird und sie durchdringen, ohne dass dabei die bewährten, binären Codes der einzelnen Funktionskreise grundsätzlich ändern. Die Liebe als Basis zu nehmen, ist klug, weil bei aller Vielfalt der Menschen die Liebe der gemeinsame Nenner ist, der alle verbindet und erst noch gerecht ist, weil die Liebe vorbehaltslos, begehren- und werturteilsfrei sowie unparteiisch alle gleich behandelt und mit ihren guten Absichten ausnahmslos zum Wohl jedes Menschen beiträgt – niemanden auslässt oder vergisst, sondern im Gegenteil gleichermassen beachtet und fördert.
forallofusworld
@Benedikt Zwyssig Danke, gute Worte. Diese erinnern mich an Marshall Rosenberg und seine Friedensstrategien. Doch wer beschützt die Liebe vor der Gewalt, welche Systemimmanent ist? Die Anwendung von «Schützender Macht» nannte es Rosenberg. Wie zeigt sich Liebe für die, welche nicht mehr wissen, was Liebe ist? Der vollständige Verzicht auf jede Form von Gewalt welche jenseits von Notwehr liegt. Was ist das Ziel von Notwehr? Einen Zustand her zu stellen, in dem alle Beteiligten wieder in Sicherheit sind, ihre Grundbedürfnisse wieder erfüllen können und Kommunikation zu Konfliktlösungen stattfinden kann, um Lösungen zu finden welche nicht auf faulen Kompromissen beruhen. Wie Liebe gelebt werden kann ,braucht Vorbilder und Bildung. Rosenberg wurde zu einem ehrwürdigen Vorbild für mich. Sein Seminar in Basel veränderte nicht nur mein Leben positiv. Diese Bildung und Vorbilder fehlen in der gegenwärtigen Gesellschaft. Die Gewalttätigen dominieren, regieren und zerstören unsere Demokratie, das Wort Liebe wurde sexualisiert. Reich, Arm und Zunahme der kriminellen Energie sowie Bürgerkrieg stehen vor Helvetiens Haustüre. Die Suizidrate wird geheim gehalten so als könne man diesen Ausdruck der Menschen in unserer Nation totschweigen. Versuchen wir, nicht den Mut zu verlieren und machen weiter, eben weil wir Lieben.