5412481825_213a921d98

Menschen im China von heute: glücklich und optimistisch. © laihiu/flickr/cc

Ein Rat aus China: Bitte 2013 mehr Optimismus!

Peter G. Achten /  Sowohl in China als auch in der Schweiz sagen die Menschen, sie seien glücklich. Doch es gibt einen grossen Unterschied.

Im Reich der Mitte gibt es zwar viel Unzufriedenheit, die sich teils sogar in gewalttätigen Unruhen äussert. Aufs ganze gesehen freilich sind die Chinesinnen und Chinesen (noch) zufrieden: mit sich, der Welt und vermutlich mit der allmächtigen Kommunistischen Partei. Mit Hoffnung und Zuversicht richtet sich der Blick in die Gegenwart und Zukunft. Kurz, das Grundgefühl ist positiv. Das überträgt sich auch für den Fremden klar ersichtlich im Alltag.

Im Land dagegen, wo Milch und Honig fliessen, der Schweiz, keine Spur von Zuversicht, Zukunfts- oder gar Gegenwarts-Hoffnung. Das fängt schon bei der Politik an, ganz oben im Bundesrat und setzt sich fort im Parlament, der Bundesverwaltung, den Kantonen.

Jammern und klagen auf hohem Niveau

Von aussen und weiter Distanz gesehen geben die sieben im Bundesrat den Ton an. Sie ersetzen dringend nötiges Selbstbewusstsein mit abweisender Selbstgerechtigkeit. Kein Wunder deshalb, dass landauf, landab Schweizerinnen und Schweizer jammern und klagen. Die wirklichen oder vermeintlichen Ängste und Bedenken (Zuwanderung, Arbeitsplätze, Wirtschaftskrise, Armut, Working Poor etc.) der Bevölkerung werden, das kommt dazu, medial aufgeblasen und ins Absurde verstärkt.

Ist sich im Land, wo Milch und Honig fliessen, niemand bewusst, auf welchem hohen Niveau geklagt wird? Ein Blick ins Ausland, zum Beispiel in das von unseren Medien derart hochgepriesenen Wirtschaftswunderland China, wäre hilfreich. Der Vergleich zeigt, dass wir die De-Luxe-Probleme unserer Wohlstandsgesellschaft bewirtschaften und hätscheln. Natürlich gibt es Probleme, doch das Gejammer bindet unnötig viel Energie. Verglichen mit China oder gar dem europäischen Ausland befindet sich die Schweiz doch in einer relativ komfortablen Lage und könnte gelassen und mit Augenmass die anstehenden Probleme lösen.

Eine Frage der Perspektive

Oder täuscht der Blick aus der ausländischen Distanz? Alles ist (auch) eine Frage der Perspektive. Dennoch, ein ungetrübter Blick auf die Wirklichkeit zeigt bald, dass viel Raum nach oben, also für Optimismus, offen ist. Man sollte sich nicht allzusehr vom dunklen, wissenschaftlich verbrämten, quartalsmässig geäusserten Voodoo-Geraune assortierter Chefökonomen von Banken und Bundesbern verwirren lassen. Politiker wiederum wollen keinen Trend verpassen und liegen, wählerwirksam glauben sie, stets im richtigen Wind.

Während die Schweizer Wirtschaft im Ausland einen guten Ruf hat und ob ihrer Qualität und Zuverlässigkeit bewundert wird, verkommt die Schweizer Aussenpolitik langsam aber sicher zur Lachnummer. Rückgrat und eine klar definierte Haltung zum Beispiel gegenüber den USA, Europa, zumal Deutschland, wäre gefragt, aber ist offensichtlich nicht vorhanden. Wie gesagt, Selbstgerechtigkeit anstellen von Selbstbewusstsein.

Milch und Honig fliessen in China nicht

Für 2013 ist dringend mehr – wohl begründeter – Optimismus gefragt. Daran sollte es nicht mangeln. Schliesslich leben Schweizerinnen und Schweizer in einem Lande, wo buchstäblich und im übertragenen Sinne Milch und Honig fliessen. Erst dann, mit Optimismus und Hoffnung, sind wir vielleicht so glücklich, wie es die Chinesen auch ohne Milch und Honig schon heute sind.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

keine

Zum Infosperber-Dossier:

Flagge_China

Chinas Innenpolitik

Hohe Wachstumszahlen; riesige Devisenreserven; sozialer Konfliktstoff; Umweltzerstörung; Herrschaft einer Partei

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.

2 Meinungen

  • am 2.01.2013 um 02:34 Uhr
    Permalink

    "Die wirklichen oder vermeintlichen Ängste und Bedenken (Zuwanderung, Arbeitsplätze, Wirtschaftskrise, Armut, Working Poor etc.) der Bevölkerung werden, das kommt dazu, medial aufgeblasen und ins Absurde verstärkt."

    Herr Achten, ich komme mir tatsächlich vor als würde ich in Absurdistan leben. Aber nicht so wie Sie denken, ich glaube nicht dass die Ängste der Bevölkerung vor Verlust hier unbegründet sind, denn ich musste persönlich erfahren, dass hier weder BVG noch IV langfristig gesichert ist. Kann sein dass es erst einige Zehntausend sind die es hart trifft (zum Beispiel mich), aber es werden ständig mehr. Vielleicht waren Sie ja einfach zu lange in China -etwas zu lange weg vom Fenster um den sozialen Abstieg vieler SchweizerInnen wahr zu nehmen.

  • am 2.01.2013 um 02:57 Uhr
    Permalink

    Aus der Schweiz möchte ich Ihnen auch noch einen weiteren Denkansatz betreffend «positivem Denken» mitzuteilen versuchen. Ich habe keine guten Gefühle für die Zukunft der Schweiz, weil ich keine guten Gefühle haben kann (versuchen Sie mal in der CH mit 800 Fr. pro Monat {selbst erspartem} zu leben). Das heisst nun aber nicht dass ich deswegen in schwere Depression verfallen bin, ich bin nur aus rationaler Überlegung Pessimistisch, vermag aber trotzdem über Ihren Artikel zu lachen.

Comments are closed.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...