Nestlé wird in Kalifornien (ein bisschen) der Hahn zugedreht
«Nestlé Waters North America» ist mit den Marken «Poland Spring» und «Zephyrhills» in den ganzen USA bekannt. Das an der Westküste meistgetrunkene Flaschenwasser «Arrowhead» ist Quellwasser aus den kalifornischen Bergen.
Ausgerechnet, denn gerade in Kalifornien gibt es regelmässig schlimme Dürren. Ein Gutachten der Wasserbehörde stellte bereits 2017 fest, dass Nestlé dort trotz Dürre weit mehr Wasser entnimmt, als der Konzern darf. Im Wassereinzugsgebiet des San Bernardino National Forests hat die Wasserschutzbehörde Nestlé und ihren Nachfolgern nun untersagt, weiter so viel Wasser zu fördern.
«Während Einwohner bei Dürre den Verbrauch reduzierten, gab es für Nestlé keine Einschränkungen»
Michael O’Heaney, The Story of Stuff
Der Strawberry Creek, aus dessen Einzugsgebiet das Unternehmen Wasser entnimmt, ist ein Nebenfluss des Santa-Ana-Flusses, der etwa 750’000 Einwohner mit Trinkwasser versorgt. Das Wassereinzugsgebiet ist Lebensraum für viele Wildtierarten. Nestlés Wasserrechte gehen zurück bis 1865.
Das ist lange und es hat Folgen. Bei Dürre, wie sie beispielsweise im vorletzten Jahr herrschte, seien die Einwohner aufgefordert worden, ihren Wasserverbrauch deutlich zu reduzieren. Nestlé war davon nicht betroffen, erklärte Michael O’Heaney von der Umweltorganisation «The story of stuff» gegenüber der «Washington Post». Nach kalifornischem Recht kommt der älteste Rechte-Inhaber zuerst. Selbst dann, wenn Dürre herrscht, müssen sich andere zuerst einschränken.
Die Aktivistin Amanda Frye hat sich schon vor Jahren auf die Suche nach Nestlés alten Wasserrechten begeben und herausgefunden, dass der Anspruch des Konzerns nur einen Bruchteil des Wassers umfasst, das er jahrzehntelang gefördert hat. Ein Gutachten bestätigte das 2017. Laut Frye könne man die Auswirkungen auch sehen: Strawberry Creek sei über die Jahre merklich trockener geworden, erklärte sie gegenüber «Buzz Feed».
25-mal mehr Wasser als erlaubt
Im vergangenen Jahr pumpte Nestlé im Einzugsgebiet des San Bernardino National Forest 58 Millionen Gallonen (220 Millionen Liter) Wasser ab. Weit mehr, als die 2,3 Millionen Gallonen, auf die es gemäss dem 2020 überarbeiteten Gutachten Anspruch hätte.
Am 23. April informierten die Behörden Nestlé, beziehungsweise dessen Nachfolger, per Brief von der Anordnung. Zwei Monate zuvor hatte Nestlé seine in den USA und Kanada ansässigen Wassermarken für 4,3 Milliarden Dollar an die Beteiligungsgesellschaften One Rock Capital Partners und Metropoulos verkauft.
«Nestlé Waters North America», das Unternehmen, das inzwischen «Blue Triton» heisst, will gegen die Anordnung Einspruch erheben. Die Einspruchsfrist ist am 16. Mai ausgelaufen.
Strafen von bis zu 10‘000 Dollar pro Tag
Wenn die Wasserbehörde des Bundesstaates Kalifornien die Unterlassungsverfügung gegen Blue Triton genehmigt, müssten Nestlé/Blue Triton mit Geldstrafen von bis zu 1000 US-Dollar pro Tag rechnen. Im Falle einer Dürre wäre es mit Strafen von bis zu 10‘000 US-Dollar pro Tag konfrontiert.
Nestlé wird seit längerer Zeit vorgeworfen, weltweit günstige bis sehr günstige Wasservorkommen auf Kosten der lokalen Bevölkerungen als Flaschenwasser zu vermarkten, welches ein Vielfaches dessen kostet, was Nestlé dafür bezahlt.
Im San Bernadino Park entrichtete das Unternehmen eine pauschale Gebühr von jährlich 2100 Dollar. Ein halber Liter «Arrowhead» in der Plastikflasche kostet etwa zwei Dollar. Ähnliche Konflikte gibt es auch in den US-Staaten Michigan, wo die Wasserkrise von Flint noch gut in Erinnerung ist, in Oregon, Pennsylvania und Maine. Arbeitsplätze seien dabei nicht mehr in jedem Fall ein Argument, beobachtete die «Washington Post» 2020 in Michigan.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
Ist das erstaunlich, oder einfach nur normal? Nach all den jahren, all den ausbeutungen ist es einfach so wie es ist und entlockt uns wohl nur noch ein schulterzucken…wie sovieles was einfach systematisch passiert…den grosskonzernen den riegel schieben haben aber auch wir schweizer nicht gewollt…die sollen weiterhin machen können was sie wollen,hauptsache wir profitieren…es bleibt dabei, wenn im abstimmungskampf die worte: „es wird teurer“(co2 initiative/agrar) oder „arbeitsplätze“ (covid gesetz/ konzerninitiative)vorkommen ist das ergebnis jedesmal schon klar…
Na ja, halten wir uns einfach an die Fakten. In Kalifornien hat es insgesamt 108 Betriebe, die Wasser in Flaschen abfüllen. 5 davon gehören Nestle. Die restlichen 103 Betriebe haben die Fördermenge auch nicht gedrosselt. Da müsste dann also auch ein empörter Aufschrei geben die anderen Firmen erfolgen, wenn man das «Dürreproblem» angehen möchte. Aber darum geht es offenbar nicht. Es ist reines und pures Nestle-Bashing ohne Bezug zur Realität. Aber kommen wir wieder zurück zu Kalifornien: Auch wenn Nestle kein Wasser mehr beziehen würde hätte das überhaupt keinen Einfluss auf die Dürre. Sollte Nestlé alle Werke in Kalifornien schließen, würden die daraus resultierenden jährlichen Einsparungen weniger als 0,3% der Gesamtmenge ausmachen, die laut des Gouverneurs im Bundesstaat von Bewohnern und öffentlichen Nutzern eingespart werden sollte. Und Nestle arbeitet mit der «Alliance for Water Stewardship» zusammen, um den Wasserverbrauch in Kalifornien und anderen Regionen der Welt weiter zu optimieren und möglichst ressourcenschonend zu arbeiten. Genau weil Nestlé in den Bereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales weltweit zu den führenden Unternehmen gehört ist sie in praktisch allen Anlagefonds für nachhaltiges Anlegen enthalten.
«Auch wenn Nestle kein Wasser mehr beziehen würde hätte das überhaupt keinen Einfluss auf die Dürre. Sollte Nestlé alle Werke in Kalifornien schließen, würden die daraus resultierenden jährlichen Einsparungen weniger als 0,3% der Gesamtmenge ausmachen, die laut des Gouverneurs im Bundesstaat von Bewohnern und öffentlichen Nutzern eingespart werden sollte.»
Genau! Die Flugzeuge fliegen ja trotzdem, auch wenn ich aufs Fliegen verzichte. Und wenn ich keine Waffen mehr verkaufe, dann tun’s eben andere – da wär ich ja blöd, mir den Profit entgehen zu lassen, gell?
Sich über Vergangenes aulassen bringt nichts,
denn, dass Nestle und andere Grosskonzerne seit vielen Jahren mit Wasser-Vorkommen üble bis kriminelle «Geschäfts-Formen» entwickelten, dürfte bekannt sein.
DASS «DIE» es immer wieder tun, heisst doch einfach nur,
dass die seitherigen Strafen viel geringer waren, als der ergaunerte Gewinn ! ! !
DAS wird also mit Sicherheit erst dann aufhören, wenn man die Konzerne «angemessen schmerzhaft» bestraft,
UND auch deren Ober-Manager, welche entsprechende Entscheidungen trafen,
UND deren «Adjutanten», welche «still-schweigend» für die endgültige Durchführung zuständig waren.
Die Strafen für die Konzerne müssten MINDEST doppelt so hoch sind, als der geplante oder erwirtschaftete Gewinn !
Den «Köpfen» müsste mindest der Verlust eines Jahres-Einkommens drohen + etwaig zusätzlich Gefängnis-Strafe !
? Zu hart ?
===> «Im Zusammenhang mit Wasserkriminalität» und der daraus erzeugten Not gab es längst tausende Tote aus Mangel-Ernährung und «niedergeschlagenem» bewaffnetem Widerstand !
Wolf Gerlach, Ingenieur
Das ist ja alles interessant nur und wie schon mehrfach erwähnt:
– Nestle dürfte solche Strafen aus der Portokasse bezahlen und unter „allgemeine Marketingaufwendungen“ abbuchen
– Nestle zieht sich seit Anfang 2019 aus dem Trinkwassergeschäft zurück
Nur wohin? Dies wäre untersuchenswert für investigativen Journalismus!
Vom Saulus zum Paulus oder eben doch nur ein vordergründiges flüchten ob der allzu offensichtlichen und klar unethischen Gewinnsucht des Unternehmens?
Danke!