Sondersendung ZDF

Ankündigung einer Sondersendung im ZDF zum Anschlag in Magdeburg © ZDF

Wenn Frauen ermordet werden, gibt es keine Sondersendungen

Barbara Marti /  Nach Amokfahrten und Terroranschlägen sind Sondersendungen üblich. Anders, wenn Frauen wegen ihres Geschlechts ermordet werden.

In Deutschland hat Ende letzten Jahres in Magdeburg ein Amokfahrer auf dem Weihnachtsmarkt fünf Frauen und ein Kind getötet. Das öffentliche Entsetzen war gross. Auf allen Kanälen suchten Sondersendungen nach Erklärungen.

150 Frauenmorde jedes Jahr

Diese Aufmerksamkeit fehlt weitgehend, wenn es um Frauen geht, die wegen ihres Geschlechts getötet werden. Täter sind meist Partner oder Ex-Partner. In Deutschland betreffen solche Femizide durchschnittlich drei Frauen pro Woche. In der Schweiz sind es durchschnittlich zwei pro Monat. In Deutschland sind das über 150 Frauen jedes Jahr, in der Schweiz über 20. Die Zahlen sind erschreckend, sorgen aber medial kaum für Empörung. Es scheint, dass die Öffentlichkeit sich daran gewöhnt hat. Jahrzehntelang mussten Frauen sogar dafür kämpfen, dass solche Frauenmorde in der Öffentlichkeit nicht als «Beziehungsdelikte» und «Familiendramen» verharmlost werden und den Opfern damit eine Mitschuld zugeschoben wurde. 

Gewalt gegen Frauen gilt als normal

Einen öffentlichen Aufschrei gibt es, wenn Gewalt auch Männer betrifft. «Die Angst geht um» lautet der Titel eines Artikels von Spiegel online (Bezahlschranke). «Deutschland wird gewalttätiger, viele Menschen fühlen sich nicht mehr sicher.» Frauen kommt dies bekannt vor. Jede Frau hat schon einen Übergriff erlebt oder lebt mit der Angst vor einem Übergriff. Doch das ist keine Schlagzeile wert. Gewalt gegen Frauen gilt als normal – und damit auch ihr angepasstes Verhalten. Dass der Staat Frauen vor der Gewalt von Männern besser schützen müsste, ist kein Thema.

Femizid ist Terrortat

Andere Länder sind weiter: In Kanada hat Ende 2023 erstmals ein Gericht einen Femizid als Terrortat beurteilt und damit das Strafmass erhöht. In Grossbritannien hat die Polizei letztes Jahr wegen der starken Zunahme von Frauenmorden Alarm geschlagen. Nun überprüft die Regierung ihre Anti-Extremismus-Strategie. Die Gewalt gegen Frauen und Mädchen soll wie islamistischer und rechter Extremismus als Bedrohung der nationalen Sicherheit behandelt werden. «Extremer Frauenhass» soll als Terror gelten.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine. Die Autorin ist Redaktorin und Herausgeberin der Online-Zeitschrift «FrauenSicht».
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Gleiche Rechte für Frauen und Männer

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