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«88 Prozent der getöteten jungen Autofahrer sind Männer. Wie eine Frau zu fahren bedeutet nur eines, am Leben zu bleiben.» © Victimes et citoyens

«Fahren Sie wie eine Frau»

Barbara Marti /  Eine Werbekampagne wirkt klischeehaft, ist es aber nicht. Das sorgt für viel medialen Wirbel.

Fahren wie eine Frau heisst statistisch, dass es weniger Unfälle, weniger Tote und Verletzte im Strassenverkehr gibt. Mit der Kampagne «Conduisez comme une femme» (Fahren Sie wie eine Frau) will in Frankreich der Verein «Victimes et citoyens» Männer darauf aufmerksam machen und zu sichererem Fahren animieren. Der Verein engagiert sich für Opfer von Verkehrsunfällen.

«Wie eine Frau zu fahren bedeutet, am Leben zu bleiben»
Die drei unterschiedlichen Plakatsujets an Strassen, in öffentlichen Verkehrsmitteln und auf Social Media zeigen jeweils einen Mann am Steuer, der alles im Griff zu haben scheint. Doch die Statistik sagt etwas anderes, wie auf den Plakaten zu lesen ist:

  • «93 Prozent der alkoholisierten, in einen Unfall verwickelten Autofahrer sind Männer.»
  • «84 Prozent der tödlichen Verkehrsunfälle verursachen Männer.»
  • «88 Prozent der getöteten jungen Autofahrer sind Männer.»
  • Auf allen Plakaten heisst es am Schluss: «Wie eine Frau zu fahren bedeutet nur eines, am Leben zu bleiben.»

Hartnäckige frauenfeindliche Klischees
Die Kampagne löste in Frankreich einen medialen Wirbel aus. Männer hoben unter anderem hervor, dass Männer viel mehr Kilometer fahren und deshalb auch mehr Unfälle verursachen würden. Laut «Victimes et citoyens» ist unterscheidet sich die Zahl der gefahrenen Kilometer allerdings nicht gross. In Frankreich legen Männer im Schnitt jährlich 12’500 Kilometer mit dem Auto zurück und Frauen 11’200 Kilometer. Vereins-Präsident Julien Thibault sagte im Nachrichtensender BFMTV, er habe sich oft über Frauen am Steuer aufgeregt. «Man hat immer gesagt: ‹Femme au volant, la mort au tournant.› (Frau am Steuer, Tod hinter der Kurve). Das denken vielleicht immer noch viele, aber ich nicht mehr. Frauen fahren einfach viel umsichtiger und lassen sich nicht ablenken.» Frauenfeindliche Klischees müssten längst überholt sein. Doch auch die deutsche Version «Frau am Steuer – ungeheuer» hält sich hartnäckig.

Höheres Risiko für Männer im Strassenverkehr
Dabei zeigen alle Statistiken, welche Folgen das risikoreichere Fahren für Männer hat. Eine Mehrheit der Unfalltoten und der Schwerverletzten sind Männer. Für eine Frau ist das Risiko kleiner, bei einem Verkehrsunfall zu sterben. Und Frauen verursachen auch deutlich weniger schwere Unfälle. Vereins-Präsident Julien Thibault wurde als Beifahrer selber Opfer eines schweren Verkehrsunfalls, weil der Fahrer viel zu schnell fuhr. Sein Appell: «Hören wir auf mit den Verkehrsverstössen. Dann haben wir weniger Unfälle und Verletzte auf der Strasse.»


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Zum Infosperber-Dossier:

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