Twitter verbietet Rache-Pornos
Mit den neuen Nutzungsregeln reagiert der Kurznachrichtendienst auf den zunehmenden Unmut von Userinnen. Ex-Partner konnten sich bisher ungehindert rächen, in dem sie Sex-Fotos und -Videos ohne Zustimmung der Ex-Partnerinnen auf Twitter veröffentlichten. Wegen dieses Cyber-Mobbings verliessen zahlreiche Userinnen das soziale Netzwerk. Twitter-Chef Dick Costolo hat kürzlich Versäumnisse eingestanden und Massnahmen angekündigt, um insbesondere Frauen vor Cyber-Mobbing besser zu schützen.
Zermürbende Prozedur für Opfer
Nun will Twitter Bilder, die ohne Einverständnis der Betroffenen veröffentlicht worden sind, verstecken und den Account des Täters so lange sperren, bis er die Bilder gelöscht hat.
Twitter wird jedoch erst aktiv, wenn sich Opfer von Rache-Pornos selber melden, kritisiert die Fachzeitschrift «Wired».
Das setze voraus, dass die Betroffenen überhaupt wissen, dass die Bilder auf Twitter veröffentlicht wurden. Nach der Meldung bei Twitter müsse das Opfer zudem eine unbestimmte Zeit warten. In dieser Zeit könne der Täter neue Accounts eröffnen und dieselben Fotos veröffentlichen. Dagegen müsse das Opfer erneut vorgehen, was zermürbend sein könne.
Geschäftsmodell ändern
Wenn Twitter effektiv etwas gegen Rache-Pornos tun wolle, müsse der Kurznachrichtendienst sein Geschäftsmodell grundlegend ändern, schreibt «Wired». Twitter müsste die User zwingen, sich zu identifizieren, und die Anzahl Accounts pro IP-Adresse limitieren. Die Aufgabe der Anonymität könne jedoch denjenigen Userinnen und User schaden, die aus politischen Gründen verfolgt werden und deshalb anonym bleiben müssen.
Opfer litt jahrelang
Welche Folgen Rache-Pornos haben können, zeigt der Fall der dänischen Journalistin Emma Holton. Ihr Ex-Freund hat vor sechs Jahren gegen ihren Willen Nacktbilder von ihr veröffentlicht. Darauf wurde die damals 17-Jährige Opfer sexistischen Cyber-Mobbings. Holton hat Anfang dieses Jahres öffentlich gemacht, dass sie drei Jahre brauchte, um sich davon zu erholen. Sie hat jetzt eigene Aktfotos veröffentlicht, um ein Zeichen zu setzen für das Recht auf den selbstbestimmten Umgang mit privaten Bildern.
Straftatbestand
In den USA sind Rache-Pornos in einzelnen Bundesstaaten ein Straftatbestand.
Auch in Grossbritannien sind Rache-Pornos seit kurzem explizit verboten.
In anderen europäischen Ländern kann ein Verbreiter von Nacktfotos aufgrund vorhandener Gesetze etwa wegen sexueller Belästigung, Ehrverletzung und Verletzung des Persönlichkeitsschutzes belangt werden.
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Dieser Artikel erschien in der Online-Zeitung «FrauenSicht».
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Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Die Autorin ist Herausgeberin der Online-Zeitung FrauenSicht, dem «führenden Portal für engagierte Frauen und Männer».
Komischer Einleitungssatz: «Sex-Fotos und Sex-Videos dürfen nicht mehr ohne Zustimmung der Beteiligten auf Twitter veröffentlicht werden.» Durften sie das denn bisher?
@Muschg. Betroffene können selbstverständlich gegen die Verbreiter solcher Bilder und Videos wegen Verletzung der Persönlichkeit klagen, sofern sie denn wissen oder herausfinden, wer die Bilder auf Twitter gepostet hat. Aber selbst in einem solchen Fall: Wenn Twitter solche Bilder erst vom Netz nimmt, wenn ein Gericht den Verbreiter verurteilt hat, ist den Betroffenen wohl wenig gedient!
> Ihr Ex-Freund hat vor sechs Jahren gegen ihren Willen Nacktbilder von ihr veröffentlicht. <
Ist doch ihr Problem, wäre sie durch ihre Bilder berühmt geworden, und begehrt, es wäre das Normalste der Welt, Alle machen es heute so, und sie wäre gar stolz darauf, gar als Vorlage ‹benutzt› zu werden, was gibt es denn für Frauen Schöneres, als zu wissen, dass/wie FRAU auf Männer wirkt!?
Aufklärung täte not, auch wenn es nichts nützen würde, denn solange FRAU existiert, wird FRAU sich nicht ändern. FRAU wird sich weiterhin ablichten, oder ablichten lassen, überall, wo’s solche gibt, die ihr sagen, wie schön, gar einzigartig, sie doch sei.
Natürlich, nicht ganz alle Frauen denken so. Der Glaube und die Ueberzeugung, doch nicht einfach nur ein Stück Vieh zu sein, mag dazu beitragen. Und die Tatsache natürlich, dass es halt nicht Alle schaffen, aufgrund ihrer körperlichen Eigenschaften je zu Auserwählten, Besonderen, zu gehören, gar zu Vorbildern, die anderen vorzeigen könnten, wie man grad auszusehen, und sich aufzuführen hätte, um Vorbild zu sein. Und dabei natürlich auch reich, und gefragt, und umschwärmt, wie es sich für Prizessinnen ja gehört.
Aber weder Gesetze, noch sonst etwas, werden Frauen dafür bewahren, sich der Aufklärung und Emanzipation zu stellen, in ihrer ganzen Konsequenz. Man kann sich nicht aufführen wie ein kleines, unschuldiges, dummes Ding, und gleichzeitig verlangen und erwarten, wie ein erwachsener und mündiger Mensch behandelt, gar respektiert zu werden.