Sperberauge

Test deckt Sexismus in Filmen auf

Barbara Marti © zvg

Barbara Marti /  Ein Gütesiegel im Programmheft zeigt schwedischen Kinobesucherinnen, ob ein Film geschlechtergerecht ist.

Ein Stempel in Form eines «A»-Siegels weist in Inseraten, Programmheften und anderen Werbeträgern auf geschlechtergerechte Filme hin. Kriterium ist, ob sich im Film zwei namentlich genannte Frauen über etwas anderes als Männer unterhalten. In vielen Hollywood-Filmen ist dies nicht der Fall.
«Der Butler» beispielsweise erhält das Gütesiegel nicht. Auch kein «A» bekommen «Social Network», oder «The Dark Knight» und die «Herr der Ringe»-Trilogie. Hingegen bestanden «Black Swan», einer der acht «Harry Potter»-Filme und «La Vie d’Adèle» den Test, sagt Ellen Tejle, Chefin des Stockholmer Kinos «Bio Rio». Sie will damit das Kinopublikum dafür sensibilisieren, wie Frauen in Filmen gezeigt werden.
Der Gender-Test ist benannt nach der US-amerikanischen Comiczeichnerin Alison Bechdel. Diese hatte vor fast dreissig Jahren für einen Comicstrip einen Gender-Test für Filme erfunden. Darin sieht sich eine Frau im Kino nur Filme an, in denen zwei namentlich genannte Frauen ein Gespräch führen, das sich nicht nur um Männer dreht. Ellen Tejle hofft, dass der Bechdel-Test bald auch in anderen Ländern angewendet wird. Kinos und Filmproduzenten können den «A»-Stempel auf Postern, in Anzeigen und Programmheften veröffentlichen.

Test ist «Augenöffner»
Kinos in Stockholm, Göteborg, Malmö und Helsingborg haben den Gender-Test für Filme eingeführt. Filmkritiker Hynek Pallas kann damit nicht viel anfangen. Es sei zwar ein «Augenöffner», dass nur erstaunlich wenige Filme den Test bestünden, schrieb Pallas in der schwedischen Tageszeitung «Svenska Dagbladet». Doch viele qualitativ schlechte Filme würden den Gender-Test bestehen und viele sozialkritische Filme würden durchfallen.
Filmkritiker Robbie Collin schrieb im britischen «Telegraph», Hollywood’s Problem mit weiblichen Charakteren sei komplexer als es der Bechdel-Test suggeriere. In Filmen, welche den Gender-Test bestünden, könnten die weiblichen Charaktere trotzdem klischeehaft sein. Filme seien Kunst und diese könne man nicht mit einem einfachen Test bewerten.

Keine Aussage über Qualität eines Filmes
Die schwedische Kino-Chefin Ellen Tejle hingegen findet den Bechdel-Test gerade wegen seiner Einfachheit und Objektivität überzeugend. Über die Qualität eines Filmes sage das «A»-Siegel nichts aus. Der Test messe einzig, ob sich zwei Frauen über etwas anderes als Männer unterhalten.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine. Die Autorin ist Redaktorin und Herausgeberin der Informations-Plattform «FrauenSicht».

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