Sperberauge

Ukrainerinnen als Leihmütter gefragt

Christian Müller © zvg

Christian Müller /  Wirtschaftlich am Boden, medizintechnisch aber fortgeschritten, entsteht in der Ukraine ein neuer «Markt».

Wo Armut herrscht, wächst die Bereitschaft von Frauen, ihren Körper für die Austragung eines fremden Kindes zur Verfügung zu stellen – der Not gehorchend, meist, nicht dem eignen Trieb. Die Ukraine scheint dabei einen echten Wachstumsmarkt entdeckt zu haben, es gibt immer mehr Kliniken für Reproduktionsmedizin und mehr und mehr Agenturen, die für ausländische kinderlose Ehepaare oder auch für Schwule eine geeignete Leihmutter suchen.
Juristisch scheint es dabei «nur» ein Problem zu geben: Kommt das Kind in der Ukraine zur Welt, muss es aus der Ukraine hinaus geschmuggelt werden. Einen legalen Weg dazu, das Kind den genetischen Eltern beziehungsweise den Auftraggebern im Ausland zuzuführen, scheint es noch nicht zu geben. Deshalb gehen die Leihmütter oft schon während der Schwangerschaft ins Ausland, zum Beispiel nach Tschechien, das in diesem Bereich die «liberalste» Gesetzgebung von Europa hat. In Tschechien ist reproduktionsmedizinisch so ziemlich alles erlaubt, ähnlich wie in Kalifornien. Aber Tschechien ist, nicht zuletzt aus Kaufkraftgründen der tschechischen Währung, eben doch noch deutlich teurer als die Ukraine. In der Ukraine scheinen Leihmütter schon ab 20’000 Euros zur Verfügung zu stehen – und sogar noch deutlich billiger.

Einen ausführlichen – aus ethischer Sicht allerdings völlig unkritischen – Bericht zu diesem Thema findet man in deutscher Sprache hier und in ukrainisch/russischer Sprache hier.

Möchte ich als Kind auf die Welt kommen, meinen (genetischen) Vater nicht kennen, meine (genetische) Mutter nicht kennen, meine «Mutter», die mich neun Monate unter ihrem Herz getragen hat, gleich nach der Geburt verlassen müssen und schliesslich bei einem fremden Auftraggeber aufwachsen – so, wie es zum Beispiel das kalifornische Recht heute erlaubt?


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Es gibt keine Interessenkollision.

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