Leihmutterschaft ist eine «Versklavung des weiblichen Körpers»
Die erzkonservative italienische Familienministerin Eugenia Roccella (Fratelli d’Italia) sagte im öffentlich-rechtlichen TV-Sender «Rai», man müsse den Menschen besser erklären, worum es geht. Leihmutterschaft eröffne einen «Markt für Kinder»: «Eine Leihmutterschaft kostet etwa 100’000 Euro. Die Leihmütter bekommen nur etwa 15’000 bis 20’000 Euro.» Leihmutterschaft sei eine «Kommerzialisierung und Versklavung des weiblichen Körpers».
Gleichgeschlechtliche Paare im Visier
Roccella argumentiert wie Feministinnen. Doch in erster Linie will die Regierung Kinder von gleichgeschlechtlichen Paaren nicht mehr anerkennen, die Leihmütter im Ausland geboren haben. In Italien ist Leihmutterschaft verboten und gleichgeschlechtliche Paare dürfen keine Kinder adoptieren. Deshalb weichen sie ins Ausland aus. Bisher anerkannte Italien im Ausland adoptierte Kinder als Kinder der Auftragseltern. Damit soll nun Schluss sein. Roccellas Parteikollege Fabio Rampelli warf gleichgeschlechtlichen Paaren «egoistische Entscheidungen» auf Kosten von Frauen vor, «deren Eizellen sie kaufen und deren Gebärmutter sie für neun Monate mieten».
Lobby für Leihmutterschaft
Leihmutterschaft ist auch in den deutschsprachigen Ländern verboten. Seit Jahren versucht deshalb die Fortpflanzungsindustrie, dieses lukrative Geschäft akzeptabel zu machen. Mit zunehmendem Erfolg: Immer mehr Länder, die Leihmutterschaft verbieten, anerkennen im Ausland geborene Kinder von Leihmüttern und höhlen damit das heimische Verbot aus. Die Medien spielen das Spiel der Lobby mit und porträtieren regelmässig glückliche Paare und Prominente, die dank Leihmutterschaft ihren Kinderwunsch erfüllen konnten. Anfang dieses Jahres waren das beispielsweise Hotelerbin Paris Hilton und in der Schweiz TV-Moderator Oliver Borer. Kritische Fragen zu Eizellen-«Spende» und Leihmutterschaft werden weder gestellt noch beantwortet. Stattdessen verfestigt sich die Forderung nach dem Recht auf ein Kind.
Feministische Kontroverse
Unter Feministinnen ist Leihmutterschaft umstritten. Die Debatte wird mit ähnlichen Argumenten geführt wie bei der Prostitution. Die Befürworterinnen der Leihmutterschaft argumentieren mit dem Selbstbestimmungsrecht von Frauen. Diese sollen mit ihrem Körper machen dürfen, was sie wollen. Die Gegnerinnen sagen, dass die meisten Leihmütter einzig aus wirtschaftlicher Not die gesundheitlichen Risiken eingehen und ihren Körper anderen für eine Schwangerschaft zur Verfügung stellen.
Für die Biologin und langjährige Frauengesundheitsaktivistin Renate Klein ist Leihmutterschaft «reproduktive Prostitution». Prostituierte haben in den letzten Jahren das Schweigen gebrochen und die Mythen über Prostitution entlarvt. Bleibt zu hoffen, dass Leihmütter auch bald selber öffentlich sprechen und nicht mehr nur andere über sie schreiben.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine. Die Autorin ist Redaktorin und Herausgeberin der Online-Zeitschrift «FrauenSicht».
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Leihmutterschaft ist Menschenhandel und Misshandlung wehrloser Föten und Säuglinge. Frauen mit stabilem Einkommen und gesichertem sozialen Umfeld werden keine Leihmütter, sondern solche aus armen Ländern, die mit einer Leihmutterschaft das Auskommen ihrer älteren Kinder sichern wollen. Jeder, der sich ein bißchen mit der Entstehen menschlichen Lebens beschäftigt hat, weiß, dass Fötus und Mutter bereits früh eine enge Bindung aufbauen, dass der Fötus die Sprache der Mutter (und damit die Sprachmelodie und Struktur der Muttersprache) deutlich hört, dass die Muttermilch der eigenen Mutter die beste Nahrung ist usw. – all diese durch Evolution geprägten positiven Prozesse werden durch die Weggabe des Säuglings, künstliche Ernährung usw. gestört. Dem Neugeborenen wird natürliches Gedeihen aus egoistischen Gründen, aus Besitzdenken, vorenthalten. Dies sollte auch weiterhin verboten bleiben; auch ein Selbstbestimmungsrecht erlaubt es nicht, anderen Schaden zuzufügen.
Muss man erzkonservativ sein oder gar faschistisch, um die Leihmutterindustrie und die damit untrennbar verbundene, profitorientierte Fortpflanzungsindustrie abzulehnen? Oder genügt es, Feminist zu sein, um das Geschäft mit den «Auftragseltern» als zumindest problematisch einstufen zu dürfen? Ich bin nach dem Lesen ratlos. Denn ich fühle mich weder den einen noch den anderen zugehörig und halte nach wie vor daran fest, dass es kein Recht auf ein Kind gibt und auch nicht geben darf. Ich reihe mich ein in den Kreis jener scheinbar hoffnunglos Rückständigen, die für die Erzeugung eines Kindes die Anwesenheit einer Frau und eines Mannes, mithin einen heterosexuellen Geschlechtsakt für unerlässlich halten. Und ich halte es nicht für eine progressive Position, homosexuellen Paaren das Kinder-HABEN zuzugestehen, sondern für eine psycho-soziale Zeitbombe, die aus Auftrags-Kindern entwurzelte Hors-Sol-Menschen auf der Suche nach biologischen Vätern und Müttern macht.
Die Bindungspsychologie geht davon aus, dass für ein Kind die Trennung von der primären Bindungsperson ausgesprochen traumatisierend ist.
Die Entwicklungspsychologie hat als eines der wichtigsten Bedürfnisse von Kleinkindern die Sicherheit iS von Zuverlässigkeit und Verlässlichkeit erkannt. Ein Verlust gefährdet die Bindungsfähigkeit der Betroffenen im schlimmsten Fall während des ganzen Lebens. Ebenfalls entwicklungspsychologisch für die gesunde Persönlichkeitsbildung ist für das Kind die Identifikation mit der Herkunft notwendig.
Folglich bedeuten Leihmutterschaft und Trennung des Kindes von der biol. Mutter und Zuführen zu völlig unvorbereiteten Eltern für das Kind eine lebenslange psychische Belastung.