ShoukhratMitalipov

Shoukhrat Mitalipov: Sein Forscher-Team klonte die Menschen-Zellen © Oregon Health and Science University / tv-bild

Klonforscher reden nicht vom Eizellen-Verbrauch

Barbara Marti /  Für eine einzige neue Stammzell-Linie sind viele Eizellen nötig. Spenderinnen gehen grosse gesundliche Risiken ein.

US-Forschern ist es angeblich erstmals gelungen, menschliche Embryonen zu klonen und Stammzellen aus ihnen zu gewinnen. Diese Meldung hat weltweit für Aufsehen und Spekulationen darüber gesorgt, welche bisher unheilbaren Krankheiten vielleicht bald heilbar würden. Zudem entflammte wie bei früheren angeblichen Klon-Erfolgen die Debatte über die Frage, ob ein geklonter Embryo zu einem Baby heranwachsen könnte. Ein Randthema blieben die Eizellen von Frauen, welche die Forscher für jeden Klonversuch brauchen.
Der rare Rohstoff
Eizellen sind der rare Rohstoff für die Stammzellenforschung. Die Spendebereitschaft von Frauen ist gering, weil die Entnahme von Eizellen ein invasiver Eingriff in den Körper ist, der mit erheblichen gesundheitlichen Risiken verbunden ist. Als besonders gefährlich gilt die Hyperstimulation der Eierstöcke mit Hormonen, damit möglichst viele Eizellen zur gleichen Zeit reifen und entnommen werden können. Bekannte Nebenwirkungen sind Müdigkeit, Blutungen, Stimmungsschwankungen, Unterleibs- und Kopfschmerzen und Thrombosen. Weitgehend unbekannt sind die langfristigen Risiken dieser Hyperstimulation.
Spenderinnen bezahlt
Die Stammzelllinien der US-Forscher entstanden aus den Eizellen von mindestens drei Spenderinnen. Wie viele Eizellen während der Forschungsarbeit zu Misserfolgen führten, ist nicht bekannt. Publik geworden ist der Eizellen-Verbrauch des südkoreanischen Forschers Hwang Woo Suk. Er hatte vor knapp zehn Jahren behauptet, weltweit als erster Forscher menschliche Stammzellen aus geklonten Embryonen gewonnen zu haben. Seine als bahnbrechend gefeierten Studien wurden zwei Jahre später als Fälschungen entlarvt.
Eine staatliche Untersuchungskommission deckte danach auf, dass der Klonforscher für seine beiden Studien nicht wie behauptet insgesamt nur gut 400 Eizellen, sondern über 2000 Eizellen verbraucht hatte. Mindestens 66 der insgesamt 119 Spenderinnen seien dafür bezahlt worden. Ein Gericht stellte später fest, dass er Mitarbeiterinnen genötigt und bezahlt hatte, damit sie Eizellen für seine Klonexperimente spenden. Hwang hatte seinen Mitarbeiterinnen gedroht, sie in seinen Forschungsarbeiten nicht zu erwähnen, wenn sie keine Eizellen spenden. Die Mitarbeiterinnen sagten aus, dass sie über die gesundheitlichen Risiken der Eizellen-Spende nicht ausreichend informiert worden seien.
Unethisch oder ungerecht?
Frauen zu bezahlen, wenn sie Eizellen für die Forschung spenden, gilt wegen der gesundheitlichen Risiken in den meisten Ländern immer noch als unethisch. Ein finanzieller Anreiz könnte Frauen in Notlagen dazu verleiten, die hohen gesundheitlichen Risiken einzugehen. Die Front der Gegner einer Bezahlung bröckelt jedoch. Zuletzt hat im US-Bundesstaat Kalifornien eine demokratische Abgeordnete einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der verlangt, Frauen bezahlen zu dürfen, wenn sie Eizellen für die Forschung spenden. Susan Bonilla begründete ihren Vorschlag damit, dass Eizellen-Spenden für Fortpflanzungsbehandlungen nach geltendem Recht in Kalifornien bezahlt werden dürfen. Bei einer Spende für die Forschung hingegen dürften nur direkte Kosten wie Lohnausfall und Reisespesen erstattet werden. Das sei ungerecht. Frauen müssten selber entscheiden können, ob sie Eizellen für die Forschung spenden wollen. In der Schweiz ist die Eizellen-Spende grundsätzlich verboten.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Die Autorin ist Redaktorin und Herausgeberin der Zeitschrift «FrauenSicht»

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