Mit Preisaufschlag für Frauen soll Schluss sein
Der Verband «Febelhair» rät seinen Mitgliedern, die Preise künftig geschlechtsneutral nach Aufwand festzusetzen. Der Branchenverband kann seine Mitglieder allerdings nicht zu einer geschlechtsneutralen Preispolitik verpflichten, sondern nur Empfehlungen abgeben.
Preisgestaltung nicht mehr zeitgemäss
Bisher zahlen Frauen in den meisten Salons für den gleichen Haarschnitt deutlich mehr als Männer. «Eine Preisdifferenzierung zwischen Männern und Frauen sollte es im Jahr 2024 nicht mehr geben», sagte Charles-Antoine Huybrechts, «Febelhair»-Sprecher, im öffentlich-rechtlichen «Radio 2». «Wir raten zum Beispiel, 1,30 Euro pro Minute zu verrechnen, um die Rentabilität sicherzustellen.»
«Männer wollen sich einfach die Haare schneiden lassen»
In der Schweiz will der Branchenverband «Coiffure Suisse» laut Verbandspräsident Damien Ojetti keine Empfehlung für geschlechtsneutrale Preise machen. Coiffeusen und Coiffeure seien in der Gestaltung ihrer Preise frei. Ein Preis pro Minute, wie ihn «Febelhair» vorschlägt, sei für Kundschaft und Salonteams ein Stressfaktor, der «nicht unbedingt für ein entspanntes Coiffeurerlebnis» sorge. Höhere Preise für Frauen seien mit höherem Aufwand, teurerer Infrastruktur und höheren Investitionen in die Weiterbildung begründbar. Und Herrenhaarschnitte bräuchten weniger Zeit: «Männer wollen sich in der Regel einfach die Haare schneiden lassen.» Einige Geschäfte würden ihre Dienstleistungen zu Unisex-Preisen anbieten. Das habe aber «eher die Preise für Herren erhöht, als dass sie sie für Damen gesenkt hätten».
Frauen zahlen drauf
Frauen zahlen nicht nur für Haarschnitte deutlich mehr als Männern, sondern auch für die Reinigung von Kleidern. Die Reinigung einer Damenbluse beispielsweise kostet im Vergleich zu einem Herrenhemd oft deutlich mehr. In der EU verbietet eine Richtlinie die geschlechtsspezifische Diskriminierung beim Zugang zu Dienstleistungen seit zwanzig Jahren. Österreich hat sie 2008 in nationales Recht umgesetzt. Vor einigen Jahren stellte die staatliche Gleichbehandlungsanwaltschaft fest, dass viele Frisier-Salons dieser Verpflichtung nicht nachkommen. Sie empfahl, Preise nach Aufwand statt nach Geschlecht festzulegen. Die Annahme, dass nur Frauen hohe Ansprüche an Frisierdienstleistungen haben, sei überholt. Seither haben in einigen Bundesländern die Landes-Friseurverbände geschlechtsneutrale Muster-Preislisten herausgegeben. Verpflichtend sind sie nicht. Es bräuchte die Klage einer Kundin.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine. Die Autorin ist Redaktorin und Herausgeberin der Online-Zeitschrift «FrauenSicht».
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