Übergriffe während der Geburt sind ein Tabu
Es war am «Roses Revolution Day», der gleichzeitig mit dem «Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen» am 25. November stattfand: Frauen legten rosafarbene Rosen vor Geburtsabteilungen, wo sie selber körperliche oder seelische Gewalt erlitten oder miterlebt hatten. Sie machten ein Foto und veröffentlichen dieses in Social Media. Der Aktionstag wurde 2013 in Belgien initiiert und findet mittlerweile auch in der Schweiz, Deutschland und Österreich statt.
Gebärende erleben Eingriffe als Übergriffe
Eingriffe am Körper – ohne Einwilligung oder Vorliegen eines Notfalls – sind in der Medizin eigentlich unvorstellbare Körperverletzungen. Doch bei fast jeder zweiten Geburt kommt es weltweit zu Übergriffen, schätzt die Weltgesundheitsorganisation WHO. Offizielle Statistiken gibt es nicht. Betroffene berichten von verbalen Demütigungen, grober Behandlung, Dammschnitten ohne Einwilligung, voreiligen Kaiserschnitten, schmerzhaften Vaginal-Untersuchungen, oder Ärzten, die sich ohne Vorwarnung mit ihrem ganzen Gewicht auf den Bauch der Frauen legen, um die Geburt zu beschleunigen. Gebärende erleben solche Eingriffe als Übergriffe, weil sie vorher nicht informiert und um Einwilligung gebeten wurden. Auch Hebammen berichten von Gewalt in Geburtsabteilungen. Hebamme Tara Franke: «Es ist nicht üblich, die Frau vor jeder Untersuchung um Erlaubnis zu bitten und ein Nein zu akzeptieren. Frauen und Paare, die vom vorgesehenen Prozedere abweichen möchten, werden eher als Störfaktoren wahrgenommen.»
Kein Verständnis für Betroffene
Unter Gewalt in der Geburtshilfe leiden viele Betroffene jahrelang, wie die deutsche Soziologin Christina Mundlos im Buch «Gewalt unter der Geburt – Der alltägliche Skandal» schildert. Ein Grund für die Gewalt ist laut Expertinnen wie Mundlos der Stress in den Geburtsabteilungen: «Wenn Menschen unter Druck stehen, neigen sie eher dazu, übergriffig zu werden.» Wie andere Gewaltopfer schweigen Betroffene aus Scham. Mundlos: «Bei Gebärenden kommt noch hinzu, dass ihnen oft mit Unverständnis begegnet wird, wenn sie auch nur andeuten, dass ihre Geburtserfahrung kein erfüllendes Erlebnis war.»
«Das Gefühl des Missbrauchs dauert bis heute an»
Als Mundlos selber ihr erstes Kind gebar, führte die Ärztin einen Dammschnitt durch, obwohl sie einen solchen ausdrücklich ablehnte. Sie litt wochenlang an starken Schmerzen. «Das Gefühl der Wut, der Ohnmacht und des Missbrauchs dauert bis heute an.» Christina Mundlos: «Es gibt nur eine Möglichkeit wie die Gewalt vermindert und die Gleichberechtigung gestärkt werden kann: Der politische Protest muss weitergehen.» In einigen südamerikanischen Ländern wie Argentinien, Mexiko und Venezuela sei Gewalt in der Geburtshilfe ein Straftatbestand, berichtet «euronews». Im deutschsprachigen Raum ist diese Form der Gewalt noch nicht einmal ein Thema auf politischer Ebene.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine. Die Autorin ist Redaktorin und Herausgeberin der Online-Zeitschrift FrauenSicht.
Ich verstehe diese Diskussion nicht richtig, habe auch zwei Kinder geboren mit Hilfe von Arzt und Hebamme und kann das, was hier geschildert, nicht nachvollziehen. Eine Geburt ist immer auch ein «aggressiver» Akt, in dem das Kind viel Kraft und Energie braucht, um sich durch den Geburtskanal nach außen zu winden. Im TV habe ich mal eine Frau in einer Talkshow gesehen, die alle ihre Kinder allein im Wald auf die Welt gebracht hatte. Sie gebar im Stehen!!! Und schwubs, war das Kleine draußen.
Solange wir also im Liegen gebären sollen, weil ja so bequemen, werden alle Beteiligten Schmerzen und Kraftanstrengungen anwenden müssen, also aggressiv sein, damit das Kind geboren werden kann.
Wenn man bedenkt, wie werdende Eltern manchmal auf einem esoterischen Egotripp durch die Gegend schweben, kann man vielleicht verstehen, warum so etwas geschieht. Das medizinische Personal ist nämlich dem Kind ebenso verpflichtet wie der Mutter. Wenn die Mutter keinen Dammschnitt will, das Kind aber nach der medizinischen Einschätzung des Personals einen braucht, dann entsteht ein Dilemma. Und auch ich würde in diesem Moment für die schwächere Seite einstehen, die sich nicht selber wehren kann, keine esoterischen oder gesellschaftlichn Verwirrungen im Kopf hat und im Schnitt auch noch viel mehr Lebensjahre vor sich hat.
Wer Dilemmas bei der Geburt verhindern will, dem sei das System Beleghebamme ans Herz gelegt. In der Regel ist das Vertragsverhältnis bei der Geburt soweit aufgebaut, dass die Geburt im Nachhinein eine schöne Erinnerung ist.
Ein Missbrauch oder Übergriff setzt m. E. eine Absicht voraus, jemanden missbrauchen zu wollen für den eigenen Vorteil.
Und zweitens liegt eine Diskussion über das weitere Vorgehen bei Komplikationen während einer Geburt oder OP zeitlich in der Regel nicht drin.
Ich bin selber Betroffene von Missbrauch und Gewalt in der Gynäkologie. Es ist etwas vom schlimmsten dass mir je passiert ist. Man geht dort hin und vertraut. Frau ist in der Regel alleine dort, man hat keine Zeugen dabei. Gynäkologen können mit den Patientinnen machen was immer sie wollen und zu allem zwingen was sie wollen. Man hat als Frau nach der Tat keine Beweise für das was vorgefallen ist. Man hat rechtlich keine Chancen gegen Übergriffe vorzugehen, weil Ärzte am längeren Hebel sind. Sie können alles «medizinisch» begründen. Die Pflegefachfrau die dabei ist, ist nicht zum Schutze der Patientin da!!! Sie ist da um vor Gericht zu belegen, dass sie anwesend war und alles mit rechten Dingen zu und her gegangen ist. Ich habe selber diesen Albtraum erlebt, sie machen mit dir was immer sie wollen und niemand wird dir als Patientin glauben. Ärzte sind die Guten, die werden niemals in Frage gestellt. Mein Anwältin kennt mehrere Fälle, die Frauenärzte kommen alle durch, egal was sie den Frauen angetan haben, den sie wissen das egal was sie machen, die Patientinnen können es nicht Beweisen. Wo keine Beweise ist keine Tat. Ich hoffe, das die Fassade der ganzen Gynäkologie irgendwann anfängt zu bröckeln und alles raus kommt was dort alles mit Frauen gemacht wird, wie bei der katholischen Kirche. Übrigens, die meisten Gynäkologen machen ihre erste Untersuchung an einer narkotisierten Patientin, ohne zuvor gefragt zu haben und ohne ihr Wissen, mit der grössten Selbstverständlichkeit