Erfolg für 100-Prozent-Frauenquote
Vor fünf Jahren sorgte die Technische Universität Eindhoven (NL) mit der Einführung einer 100-Prozent-Frauenquote weltweit für Schlagzeilen. Das heisst: Ausgeschriebene Stellen für ordentliche, ausserordentliche und Assistenzprofessuren sind während sechs Monaten für Frauen reserviert. Wenn sich in diesem halben Jahr keine geeignete Wissenschaftlerin bewirbt, darf die Stelle mit einem Mann besetzt werden. Männer werden also nicht generell ausgeschlossen, sondern nur während sechs Monaten.
Positive Bilanz
Fünf Jahre gab sich die TU Zeit, um mit der Frauenquote ihren Frauenanteil bei den Professuren von 22 auf mindestens 30 Prozent zu erhöhen. Diesen Sommer zog sie Bilanz: 29 Prozent der Professuren haben jetzt Frauen inne. Präsident Robert-Jan Smits sagte spiegel.de, dass die TU die angestrebte 30-Prozent-Quote vermutlich bis Ende dieses Jahres erreichen werde. Die Quote bleibe weiter in Kraft für diejenigen Fakultäten, die den Frauenanteil von mindestens 30 Prozent noch nicht erreicht haben.
Kulturwandel
Die grösste Veränderung sei der Kulturwandel, sagt Smits. «Ich kenne Dekane, die eine freie Stelle nicht mehr nur an ihr überwiegend männliches Netzwerk weitergeben, sondern proaktiv geeignete Wissenschaftlerinnen anrufen. Das finde ich toll. Viele sehen das inzwischen als Priorität – und zwar nicht, um politisch korrekt zu sein, sondern weil sie wirklich daran glauben, dass Vielfalt zu besserer Teamarbeit und Forschung führt.»
Gleiche Anforderungen
Die TU habe ihre qualitativen Anforderungen nie gesenkt, um mehr Frauen einzustellen, sagt Smits. Die meisten Frauen, die in den letzten fünf Jahren eine Stelle erhielten, seien dankbar für die Quote. Nur wenige hätten gesagt, dass sie nicht wegen ihres Geschlechts gefördert werden möchten.
Frauenquote muss Priorität sein
Er habe viele Anfragen aus der ganzen Welt zur Frauenquote bekommen, sagt Smits. Übernommen habe sie aber bisher noch niemand. Die meisten hätten Angst vor rechtlichen Konsequenzen und vor einer gehässigen Kontroverse innerhalb und ausserhalb der Universität. Als die TU die Frauenquote einführte, habe er Hassmails erhalten und sei von Männern und Frauen beschimpft worden. Doch die Skeptikerinnen und Skeptiker seien mittlerweile weniger und leiser geworden. Wichtig sei, dass die oberste Führung für die Durchsetzung einer Frauenquote verantwortlich sei und nicht die Personalabteilung: «Die Führungsebene muss solche Veränderungen anstossen und priorisieren, nicht die Personalabteilung. Andernfalls passiert nichts.»
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine. Der Artikel erschien zuerst auf frauensicht.ch.
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Der sogenannte freie Westen laboriert seit 75 Jahren an Frauenquoten, gleichstellender Gesetzgebung und Abschaffung aller diskriminierenden Bestimmungen und Gesetze. Die letzten frauenfeindlichen Gesetze sind erst Ende der 70iger, in der Schweiz noch später gefallen; diesen Eiertanz kann doch keiner mehr ernst nehmen. In der vielgeschmähten Ostzone und den von der UdSSR dominierten Ländern war 1945 Schluss mit diesem Unsinn. Hier wurden gerade und vor allem Frauen in technisch-wissenschaftlichen Berufen und Leitungsfunktionen gefördert. In der DDR wurden dazu erhebliche STAATLICHE Anstrengungen unternommen. Das dies aufgrund der damals wenig diskutierten Doppelbelastung durch Familie und Haushalt schlecht gelang, soll nicht verschwiegen werden. Aber es gab ein eindeutiges Bekenntnis von Politik und Gesellschaft und kein Schulterklopfen für irgendeine seltsame Quotenerfüllung.