Kommentar
Gender-Weisheiten des Wirtschaftsprofessors Peter V. Kunz
Peter V. Kunz, Professor für Wirtschaftsrecht und Rechtsvergleichung an der Universität Bern, schreibt Kolumnen für die «Aargauer Zeitung». Kürzlich war unter dem Titel «Völlig übertriebener Gender-Hype» die staatliche Frauenförderung sein Thema. Diese sei «Blödsinn», heisst es da in holprigem Deutsch mit beliebig verstreuten Gender*sternen (ha, ha). Unabhängig vom Geschlecht setzen sich die Besten durch, behauptet Kunz.
«Es geht um Minderheitenschutz der Männer»
Einige Weisheiten des Professors im Wortlaut:
- «Eine wohl hohe Dunkelzahl von Männern dürfte – wenn unbeobachtet – die Augen rollen bei Schlagworten (oder Kampfworten) wie ’Frauendiskriminierung’, ’Frauengerechtigkeit’, ’Frauensolidarität’, ’Frauen*förderung’ oder nunmehr ’Frauen*streik’. Männer oder Frauen, die sich nicht ins gesellschaftliche Abseits manövrieren möchten, könnten dazu kaum sagen: ’Blödsinn’ – man (und erst recht: mann) ist ja nicht «Anti-Gender». Doch nicht wenige Männer, mindestens in meinem Umfeld, empfinden es als zunehmend irritierend, das Gefühl vermittelt zu erhalten, sich fast schon entschuldigen zu müssen, dass sie Männer sind.»
- «Brauchen Frauen wirklich Frauen*förderung durch den Staat? Es gibt sicherlich nicht ’die Frauen’, persönliche Ambitionen sind bei Frauen so unterschiedlich wie bei Männern; dass ehemals hochgehaltene Tätigkeiten wie ’Hausfrau’, ’Mutter’ oder ’Ehefrau’ heutzutage gesellschaftlich fast verpönt sind und in der Politik sowie in den Medien im besten Fall milde belächelt werden, sollte uns allerdings ernsthaft zu denken geben. Ich bin nach wie vor überzeugt, in der Schweiz gilt das Motto: Wer* will (und sich* voll einsetzt), der kann!»
- «Ohne Zweifel bestehen nach wie vor Lebensbereiche, nicht zuletzt im Privaten, bei denen Frauen benachteiligt sind, indes erscheint der Gender-Hype völlig übertrieben. Frauen benachteiligende ’Männerverschwörungen’ oder ’Männerseilschaften’ – früher bei Offiziersschulen und Rotaryclubs vermutet – gehören seit Jahrzehnten ins Reich der Legenden. Frauen*förderung sollte zudem nicht diskriminierend sein: Es geht um den Minderheitenschutz der Männer. Es gilt vielmehr, die Besten* zu fördern, ob weiblich oder männlich oder divers!»
Nehmen wir Peter* V. Kunz beim Wort: Seine Kolumne zeigt, dass er sprachlich und inhaltlich nicht zu den besten Kolumninistinnen* gehört. Da er Quoten ablehnt, sollte er nach seiner eigenen Logik einer besseren Kolumnistin Platz machen müssen.
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Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Die Autorin ist Herausgeberin und Redaktorin der Online-Zeitschrift FrauenSicht.