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Titelseite der türkischen Mode-Zeitschrift «Alâ». © ss

Erste Mode-Zeitschrift für Frauen mit Kopftuch

Barbara Marti /  Das türkische Modemagazin «Âlâ» (Schönste) richtet sich an konservative, aber modische Musliminnen mit Kopftuch.

In der Februarausgabe hatte «Âlâ» zum Beispiel eine Jacke von Ralph Lauren, einen Rock von Yamamoto und Stiletto-Absätze von Sergio Rossi mit Kopftüchern von Salvatore Ferragamo und Vivienne Westwood kombiniert.
Die «Mischung aus Allah und Luxus» («Spiegel») ist ein kommerzieller Erfolg. Schon im ersten Erscheinungsjahr hat «Âlâ» renommierte Magazine wie die türkischen Ausgaben von «Elle» und «Vogue» überholt. In der Türkei verkauft «Âlâ» pro Ausgabe bereits über 40’000 Exemplare und in Deutschland zusätzlich etwa 5000 Exemplare.
Keine Tipps zum Flirten
Die Frauen in «Âlâ» sind zwar keine Hausfrauen, allerdings darf ihre berufliche Karriere das Wohl der Familie nicht gefährden. Sex kommt nicht vor. Und statt Tipps zum Flirten gibt es religiöse Liebes-Poesie. Dazu Beiträge über Beruf, Körperpflege, Kinder, Küche, Haus und Garten. Die Models tragen Kopftuch und dürfen weder nackte Haut zeigen noch enge Hosen tragen.
«Das Magazin fördert schleichende Islamisierung»
Liberale Türkinnen und Türken kritisieren die konservative Ausrichtung des Magazins. Sie warnen vor der schleichenden Islamisierung der Türkei, welche «Âlâ» fördere. Die Töchter der neuen konservativen Elite, die das Zielpublikum von «Âlâ» seien, dürften zwar einen Beruf lernen. Ihr Lebensziel sei aber immer noch das Leben für die Familie. Und vor allem darauf bereite «Âlâ» ihre Leserinnen vor. Strenggläubige Muslime hingegen kritisieren die Freizügigkeit des Hochglanzmagazins als Auswuchs westlicher Dekadenz. Luxus-Mode und islamische Werte seien unvereinbar.
«Âlâ» reitet auf der konservativ-religiösen Welle
Für Mehmet Volkan Atay, Mit-Gründer und -Herausgeber von «Âlâ», kam der Erfolg nicht überraschend. Zwei von drei Türkinnen würden heute ein Kopftuch tragen. «Vor diesem Hintergrund ist es ziemlich ironisch, dass bisher alle Frauenzeitschriften in diesem Land aussahen, als würden sie in Schweden erscheinen», sagt der Verleger. Er bezeichnet «Âlâ» als ein «muslimisches Lifestyle-Magazin». Entscheidend für dessen Erfolg sei das politische Klima, das die Regierung der konservativ-religiösen Partei AKP unter Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan geschaffen habe. Konservative Frauen zeigten sich gerne wieder in der Öffentlichkeit.
Sein Zielpublikum seien 18 bis 35 Jahre alte Frauen aus dem neuen Bürgertum, das mit dem wirtschaftlichen Boom in der Türkei im vergangenen Jahrzehnt zu Wohlstand gekommen ist, sagt der Verleger. Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk hatte das Kopftuch einst aus der Öffentlichkeit verbannt. Seit vor neun Jahren die AKP an die Regierung gekommen ist, tragen in der Türkei immer mehr Frauen wieder ein Kopftuch. An den Universitäten ist das Kopftuch-Verbot bereits gelockert worden.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Redaktorin und Herausgeberin der Zeitschrift «FrauenSicht»

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