Medien machen Stimmung gegen eine Transfrau
Dass die Weltwoche der sehbehinderten Transfrau Valentina Petrillo ihren Erfolg missgönnt, wird schnell klar, wenn man diesen Artikel liest. «Unschönes Siegen», titelt das Blatt und fährt fort: Die Trans-Frau Valentina Petrillo laufe Konkurrentinnen «in Grund und Boden.» Ja, sie reihe Sieg an Sieg.
Was beides nicht stimmt. Wahr ist: Die italienische Trans-Sportlerin lief kürzlich an den paralympischen Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Paris gute Zeiten über 200 und über 400 Meter. Gesiegt oder die anderen in Grund und Boden gelaufen, hat sie nicht. Sie wurde beide Male nur Dritte.
Als «abartig» angefeindet
Valentina Petrillo hat also nicht «den biologischen Frauen den ersten Platz weggeschnappt», wie das kolportiert wurde. Und sie hat auch nicht gegen Regeln verstossen.
Trotzdem nutzten Medien wie die Weltwoche den Anlass, um Stimmung gegen Transmenschen zu machen. Prompt wurde Valentina Petrillo auch in den Kommentaren angefeindet. Sie wurde als «unfair», als «es» und sogar als «abartig» bezeichnet. Auch das Nachrichtenportal Nius wetterte gegen Petrillo.
Die 49-jährige sehbehinderte Petrillo hatte sich 2019 einer Hormonkur unterzogen und gilt seither als Frau. Sie ist die erste Transfrau, die an einem paralympischen Wettbewerb teilgenommen hat. Und zwar hatte sie nach den Regeln der paralympischen Leichtathletik-Weltmeisterschaften das Recht, bei den Frauen zu starten.
«Ich friere, ich werde dick»
Allerdings muss Petrillos Testosteronspiegel unter fünf Nanomol liegen, damit sie an Wettkämpfen teilnehmen darf. Sie betont, dass sie deshalb keinen Vorteil davon habe, dass sie einmal ein Mann war. «Die feminisierenden Hormontherapie macht einen kaputt. Ich nehme Krebsmedikamente, die das Hämoglobin und den Hämatokrit-Wert senken: Ich friere, ich werde dick, meine Hände sind geschwollen, ich habe Schmerzen», erzählte sie in einem Interview mit der italienischen Zeitschrift «Corriere della sera».
Duschen im Badeanzug
Auf die Frage, ob es bei einigen Menschen nicht Unbehagen auslöse, mit einer Frau zu duschen, die den Körper eines Mannes hat, sagte sie: «Ich dusche in einem Badeanzug und sehe auch keine Frauen, da ich eine starke Sehbehinderung habe.»
Leichtathletik-Weltverband hat Transfrauen ausgeschlossen
Ob Transfrauen an Sportwettkämpfen in den Frauenkategorien teilnehmen sollen, ist derzeit auch ausserhalb des Behindertensports stark umstritten. Bei den Weltranglisten-Wettkämpfen dürfen Transfrauen seit diesem Jahr nicht mehr in der Frauen-Kategorie teilnehmen, wenn sie die männliche Pubertät durchlaufen haben – unabhängig von ihrem aktuellen Testosteronspiegel. Das hat der Welt-Dachverband für Leichtathletik, World Athletics, entschieden. Dieser Dachverband ist jedoch nicht für die paralympische Leichtathletik zuständig. Diese untersteht dem Internationalen Paralympischen Komitees (IPC).
Der Präsident dieses Komitees, Andrew Parsons, erklärte gegenüber der BBC salomonisch: «Die Transgender-Bevölkerung wächst und sie ist hier, um zu bleiben. Wir müssen dafür sorgen, dass wir ihnen sportliche Möglichkeiten geben, aber auch Sportlerinnen schützen.»
Vorläufig erlaubt das IPC den einzelnen Sportarten, ihre eigenen Regeln für Transmenschen aufzustellen. Das führt dazu, dass es nun Para-Sportarten gibt, welche keine Transfrauen mehr zulassen. Das Paracycling ist eine solche Sportart. Es gehört zum Weltradsportverband Union Cycliste Internationale (UCI). Weil dieser jüngst Transfrauen von seinen Rennen ausgeschlossen hat, gilt dies nun auch fürs Paracycling.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Das Geschlecht mit den dazugehörenden körperlichen Charakterisika wird durch die Chromosomen bestimmt und nicht durch einen wie auch immer definierten Hormonspiegel.
Geht es um den Schein, so kann diese Person wahrscheinlich als Frau durchgehen. Geht es um das Sein, so sagt jede einzelne Zelle ihres Körpers «Mann», ungeachtet ihres Selbstbilds.
Würde sie als Schachspiererin antreten, wäre die Unterscheidung Mann/Frau gegenstandslos, aber in einem Sport wo es um körperliche Leistungsfähigkeit geht, sollte m.E. die Biologie den Ausschlag geben.