Uni Bern besetzt

Studentinnen und Studenten besetzten die Universität Bern. © Screenshot Instagram

Uni Bern: Studenten «gewaltsam gefilmt»

Marco Diener /  Gestern besetzten palästinenserfreundliche Studenten und Studentinnen die Uni Bern. Sie hätten viel Unrecht erlitten. Finden sie.

Gleich vier Medienmitteilungen verschickten die Studenten und Studentinnen, die am Donnerstag das Hauptgebäude der Uni Bern besetzt hielten. Darin ging es schon auch um das Leid der Palästinenser. Doch viel Raum nahm auch das Leid ein, das die Besetzer und Besetzerinnen angeblich erlitten.

«Mit dem Handy die Nase berührt»

So beschrieben sie, wie sie «ruhig und friedlich das Hauptgebäude der Universität Bern» betreten hätten. Doch dann ging es los: «Nach ihrer Ankunft wurde ein Student von einem Mitarbeiter des Hausdienstes aggressiv bedrängt.» Als Leser rechnet man mit dem Schlimmsten. Aber so schlimm war es offenbar nicht: «Dabei kam es seitens des Mitarbeiters zu einem ersten physischen Kontakt, indem er eine Person von so nah an ihrem Gesicht filmte, dass sein Handy die Nase des Studenten berührte.»

Natürlich ist es nicht in Ordnung, dass der Uni-Angestellte einfach so filmte. Aber die Schilderung wirkt doch übertrieben skandalisierend. Wenn im Kriegsgebiet gleichzeitig Menschen getötet, gefoltert, vergewaltigt und seit Monaten als Geiseln gehalten werden.

Weiter ging die Schilderung so: «Daraufhin löschte der Student das Video.» Das heisst: Der Student löschte das Video auf dem Handy des Uni-Angestellten. Gewaltlos?

«Polizeiliche Repression»

Am frühen Abend räumte die Polizei das Uni-Hauptgebäude. Die Studenten und Studentinnen zeigten sich nach eigenen Angaben enttäuscht «über die Repression durch die Universitätsleitung. Statt sich gegen den Genozid in Gaza auszusprechen, begegnet sie ihren friedlich protestierenden Studierenden mit polizeilicher Repression!» Und weiter: «Die Universitätsleitung verweigert nach wie vor den Dialog und bleibt bei ihrem Statement, dass die Universität kein politischer Ort sei. Die Studierenden widersprechen dieser Aussage entschieden!»

«…was zur Eskalation führte»

In der letzten Medienmitteilung schilderten die Besetzer dann noch einen «gezielten islamophoben Übergriff kurz vor der Räumung». Dort ist zu lesen: «Ein aufdringlicher Zionist stürmte das Gebäude und begann, alle gewaltsam und ohne Zustimmung zu filmen, was zu einer Eskalation führte.»

Nun stellt sich die Frage, wie jemand «gewaltsam filmen» kann. Und auch die Frage, warum die Besetzer und Besetzerinnen so tun, als ob das Filmen zwangsläufig «zur Eskalation führen» soll. Offenbar haben sie dazu beigetragen. Aber davon steht kein Wort.

«Diskriminierung auf mehreren Ebenen»

Die Studenten und Studenten fassen den Tag so zusammen (und vergessen in ihrer Wut sogar das Gendern): «Die Studenten erlebten während ihrer friedlichen Besetzung mehrere Ebenen der Diskriminierung, nicht nur seitens dieser zionistischen Personen, sondern auch seitens der Polizei. Sie wurden nicht nur mit Islamophobie, sondern auch mit Sexismus, Rassismus und Behindertenfeindlichkeit angegriffen.»

«Wir werden weitermachen»

In ihrer letzten Medienmitteilung geht es gerade noch in einem Satz um Palästina: «Wir werden weitermachen, solange der Genozid und die Besatzung Palästinas anhält.» Viel wichtiger scheint das angebliche Unrecht, das den Besetzern und Besetzerinnnen widerfahren ist. So kritisieren sie auch den Entscheid des Rekorats, die Uni räumen zu lassen: «Ein Entscheid, welcher die Studierenden bedauern.»

Zu bedauern ist auch, dass die Studierenden den Akkusativ vernachlässigen.

Die Fragen von Infosperber

Infosperber wollte von den Besetzern und Besetzerinnen wissen:

  1. Sie schreiben: «Daraufhin löschte der Student das Video.» Wie ging das vor sich? Händigte der Uni-Angestellte dem Studenten das Handy aus, damit dieser das Video löschen konnte?
  2. Sie schreiben: «Ein aufdringlicher Zionist stürmte das Gebäude und begann, alle gewaltsam zu filmen, was zu einer Eskalation führte.» Führt Filmen zwangsläufig zu einer Eskalation? Wie kam es genau dazu?
  3. Wie konnten Sie die Person als Zionisten erkennen?

Sobald die Antworten eintreffen, werden sie an dieser Stelle veröffentlicht.

Die Forderungen der Studenten im Wortlaut

Sie fordern:

1. Eine Positionierung der Universität gegen den Genozid und Siedlungskolonialismus in Palästina und für einen sofortigen und permanenten Waffenstillstand.

2. Die Offenlegung und Beendigung aller akademischer, militärischer und ökonomischer Verbindungen der Universität Bern mit israelischen Institutionen.

3. Verantwortungsübernahme der Universität Bern in ihrer Mitschuld am Genozid und Siedlungskolonialismus.

Die Freilassung der israelischen Geiseln und eine friedliche Lösung des Konflikts sind kein Thema.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

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4 Meinungen

  • am 31.05.2024 um 11:52 Uhr
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    Sind das wirklich Studenten , die eine Immatrikulation haben?
    Kaum zu glauben , dass es sich um Studenten handelt, die die «Reifeprüfung , Matura» haben.

    Man kann nur staunen was heutzutage so alles studieren darf. Generation Z…………….

  • am 31.05.2024 um 13:36 Uhr
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    Sehr schöner Text, sehr erheiternd, trotz traurigem Hintergrund.

  • am 1.06.2024 um 08:23 Uhr
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    .. und das sollen unsere Ärzte, Chefbeamte, Richter, Verantwortungsträger jeglicher Art werden.. ?

  • am 2.06.2024 um 00:35 Uhr
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    Sehr geehrter Herr Diener, ich nehme nach an, dass es sich bei Ihrem Text um einen Satireversuch handelt wegen dem fadenscheinigen Versuch in verschiedenen Medien, den weltweiten Protest gegen den Gaza-Krieg an den Universitäten als antisemitisch zu diffamieren. Es könnte durchaus satirisch gemeint sein, diesen Protest als Werk von Ignoranten zu klassifizieren und das Haar in der Suppe zu suchen, indem man betont schulmeisterlich auf gewisse Überhöhungen in angeblichen Pressecomuniques hervorhebt.
    Ich denke, dass Klarheit herrschen sollte über die Gefahr für die gefilmten Personen, wenn man bedenkt, dass der Mossad sicher auch in der Schweiz seine Helfer hat.

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