In Saudi-Arabien bleibt geschiedene US-Bürgerin Mann untertan
Es war eine Geschichte wie aus «1001 Nacht»: Eine junge Amerikanerin reist nach Saudi-Arabien, lehrt und forscht an einer Frauenuniversität, gründet ein Unternehmen, heiratet einen im Ausland geschulten einheimischen Geschäftsmann und gebiert eine Tochter. Dann wendet sich das Blatt. Das Märchen wird zum Alptraum.
Der Ehemann verliert immer öfter die Nerven, wird laut und verletzend. Bethany Vierra, mittlerweile 31, bittet ihren Mann um die Scheidung. Scheidung ist eine einfache Geschichte in Saudi-Arabien – sofern sie vom Mann ausgeht. Ein paar Worte genügen, und die Ehe ist vorbei. Eine Frau dagegen kann eine Auflösung der Ehe nur beantragen, wenn der Ehemann seinen Pflichten nicht nachkommt. Als Vierras Mann vor Gericht einfach behauptete, er habe sich schon längst von ihr geschieden, glaubte ihm das Gericht unbesehen – mit gravierenden Folgen für die Amerikanerin.
Vierras Cousine berichtete der New York Times, welch verheerende Auswirkungen die Trennung für Bethany Vierra hat. Der Ex-Ehemann blieb Sponsor ihrer Aufenthaltsgenehmigung und behielt die Vormundschaft über sie und ihre Tochter. Die sogenannten Vormundschaftsgesetze des Königreiches geben Männern fast totale Kontrolle über ihre Frauen. Ohne Einwilligung können sie weder ihr Bankkonto nutzen, reisen noch sich juristischen Beistand verschaffen.
Weil der Ex-Mann im Februar Vierras Aufenthaltsgenehmigung auslaufen liess, befindet sich die US-Bürgerin quasi illegal im Land. Zwar können Frauen wie Vierra unter einem neuen saudischen Gesetz die Niederlassung beantragen, sofern sie Eltern eines saudischen Bürgers oder einer saudischen Bürgerin sind, aber nur Vierras Exmann kann die nötigen Dokumente beschaffen – und der weigert sich. Wohl ist Tochter Zaina Doppelbürgerin, aber Saudi-Arabien anerkennt nur die eigene Staatsbürgerschaft. Weil ihr Vater auch ihr Vormund ist, kann Zaina ohne seine Einwilligung nicht ausreisen.
Unter den Vormundschaftsgesetzen haben saudische Frauen einen ähnlichen Status wie Unmündige. Jede Frau muss einen männlichen „Vormund“ haben. In der Regel ist das ein Vater oder der Ehemann, aber auch Söhne oder Onkel kommen in Frage. Ohne ihre Erlaubnis können Frauen weder einen Pass beantragen noch gewisse medizinische Eingriffe durchführen lassen noch reisen. Diese Regeln gelten auch für mit Saudis verheirateten Ausländerinnen. Die Kontrolle geht so weit, dass Männer die Erlaubnis oder das Verbot zu reisen über eine Regierungs-App erteilen können. Sie erhalten sogar warnende Textmeldungen, wenn eine Frau unter ihrer Vormundschaft in einem Flughafen auftaucht.
In einem Interview mit der US-Nachrichtensendung „60 Minutes“ sagte der saudische Herrscher Kronprinz Mohammed bin Salman letztes Jahr, in seinem Land seien Männer und Frauen «absolut gleichberechtigt». «Wir sind alles Menschen, und es gibt keinen Unterschied.» In einem andern Interview meinte er zur Frage der Vormundschaft, er wolle einen Weg finden, der weder Familien noch die Kultur verletze.
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Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine
Ob die US-Amerikanerin noch US-Bürgerin im Sinne des US-Gestzes ist, wird leider nicht ausgeführt. Angenommen JA.
Wenn sich die USA wenigstens für Menschenrechte eigener Bürger einsetzen würde, wäre das Elend dieser Frau schnell beendet, denn beide Unrechts-Gesellschaften werden für eine schlechte Presse nichts riskieren für die Welt-Öffentlichkeit.
Wenn NEIN, sollte es wenigstens eine Lehre für alle sein, dass übermässige
Be-Geisterung in einem Höhenflug meist zu Ent-Geisterung und zu einer harten Landung führt.