Kommentar
Auf dem Basar der Doping-Berichterstattung
«Der Sport kann nicht der Ablasshandel für eine Gesellschaft sein, die aus dem Lot geraten ist und sich entlastet, in dem sie sich die Krankheit des Sports wegblinzelt», sagte Ines Geipel am 17. November 2017 dem «Tagesspiegel». Geipel ist Schriftstellerin und Professorin an der Hochschule für Schauspielkunst «Ernst Busch» Berlin. Sie ist Stasi-Opfer und als ehemalige Leichtathletin auch Opfer des staatlich verordneten Dopings im DDR-Leistungssport. Heute ist sie aktiv an der Aufarbeitung des Zwangsdoping-Systems beteiligt und Vorsitzende des Vereins Doping-Opfer-Hilfe.
Geipels besorgter Zwischenruf – wie zuvor schon viele – verpufft auf dem Basar der Dopingberichterstattung, wo derzeit helle Aufregung und reges Treiben herrschen. Auf diesem Markt gelten andere Gesetze. Hintergründe werden kaum nachgefragt und schon gar nicht angeboten. Eine gesellschaftliche Einordnung würde den Skandal relativieren. Wird er hingegen auf Einzelpersonen- und -ereignisse reduziert, funktioniert er bestens.
Nichts ist neu und überraschend
- Russlands Präsident Wladimir Putin soll vom staatlichen Dopingprogramm gewusst haben.
- Die von der Schweizer Berlinger Group produzierten «Dopingproben-Kits» (laut Berlinger-Homepage «manipulationssichere Flaschen zum sicheren Transport und zur sicheren Aufbewahrung der Urinproben, vom Ort der Probenentnahme bis ins Labor») lassen sich offenbar problemlos öffnen.
- Ein Berner Sportarzt wurde verdeckt gefilmt, wie er Sportlern anabole Steroide empfahl.
- Das Internationale Sportschiedsgericht in Lausanne (TAS) hat die Sperren für 28 russische Wintersportler aufgehoben.
- Das Internationale Olympische Komitee (IOC) ist darüber scheinbar nicht erfreut. Die Sportler waren zuvor vom IOC für alle Olympischen Spiele gesperrt worden, weil sie in Sotschi 2014 von staatlich organisierten Doping-Manipulationen profitiert haben sollen.
- Zuletzt noch dies: Mehr als ein Drittel aller Medaillengewinner im Langlauf bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften sollen in den Jahren 2001 bis 2010 auffällige Blutwerte aufgewiesen haben.
Kurz vor den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang – am 9. Februar geht es los – bringt das Thema besonders viele Klicks und hohe Quoten. Im Vor- und Anheizprogramm sozusagen, als Pausenfüller, vor dem entrückten Medaillenjubel, bevor die eigentliche Show beginnt. Danach ist das Thema eine Zeitlang wieder durch. Auf dem Dopingmarkt aus Blut und Pillen drängen sich deshalb besonders viele Akteure. Die wenigsten haben Sachverstand, die meisten sind irgendwie befangen. Die grosse Mehrheit, die Profi-Duzer, sind Teil der Sportindustrie. Sie verbreiten als verlängerter Arm des Weltsport-PR-Apparates deren offizielle Meinung ohne sie zu hinterfragen. Andere tun ein bisschen kritisch und geben sich rituell empört, aber wohl dosiert, weil sie ja geschäften in dem System. Und beginnen sofort, jede Enthüllung zu relativieren.
Dabei werden die Themen aufbereitet, als würden sie zum ersten Mal publik. Nichts ist wirklich neu und überraschend. In der einen oder anderen Form liegt alles seit Jahren vor. Staatlich verordnete, geförderte oder zumindest tolerierte Dopingprogramme – auch in der Schweiz oder in Deutschland. Fläschchen, die manipuliert werden. Dopende Sportärzte. Eine scheinbar unabhängige Sportgerichtsbarkeit. Scheinbar unabhängige Anti-Doping-Agenturen. Eine systemische Dopingmentalität. Tausendfach publiziert.
Damit kein Missverständnis entsteht. Unabhängige Recherchen und Enthüllungen sind dringend nötig. Es sind Nadelstiche in die fiebrigen Bläschen eines Weltsportsystems, das sich seit hundert Jahren selber kontrolliert und die Verbrechen intern «sanktioniert». Aber die Recherchen haben einen Mangel: Sie verbeissen sich in den Einzelfall, klagen einzelne (Sport)-Personen an. Weil eine gesellschaftliche Einordnung fehlt, wirken die Enthüllungen zunehmend redundant. Der Ärger nutzt sich ab. Die Medien behandeln Doping nur noch als Marktprodukt. Und den Konsumenten erreicht jede Dopingmeldung wie ein Twitter von Donald Trump: als empörende Widerwärtigkeit, die man als Witz verarbeiten muss, um nicht irr zu werden. Fatal dabei ist: Es lenkt vom grossen Ganzen ab. Da wäre beispielsweise längst die Frage angebracht, warum trotz tausenden von Enthüllungen über das verbrecherische Tun im Profisport sich nichts verändert hat. Ausser: Die Verbrechen werden immer raffinierter vertuscht und «weggeblinzelt».
Das Dopingtreiben in der Schweiz
Bevor ich zur Beantwortung der Frage komme, seien zwei exemplarische Beispiele aus der eigenen Recherchetätigkeit aufgeführt. Im Oktober 1992 besuchte ich das neu gegründete Dopinglabor in Lausanne. Das Labor wurde zuvor vom Nationalen Sportzentrum Magglingen ans Centre hospitalier universitaire vaudois (CHUV) gezügelt. Die Zustände in Magglingen waren folgende: Sportmedizinische Forschung, dopende Sportärzte und Dopingkontrollen fanden quasi nebeneinander statt. Erst als der Dopingfall um Werner Günthör, der in Magglingen lebte und trainierte, aufgeflogen war, wurde eine räumliche Trennung vorgenommen. Am Ende des Besuches fragte ich den damaligen Leiter Roland Rivier, ob er schon einen positiven Fall gefunden habe. «Ja natürlich.» Es waren mehrere Duzend. Warum die nicht öffentlich gemacht würden. «Das müssen sie nicht mich fragen.» Ich fragte kreuz und quer und stellte fest: Positive Befunde kommen erst zum nationalen Olympischen Komitee. Von dort gelangen sie an die zuständigen Verbände. In den Verbänden werden die «positiven» Athleten schliesslich offiziell verletzt gemeldet oder krankgeschrieben. Ich telefonierte die Kranken- und Verletztenliste von zwei Verbänden durch und hatte nach kurzer Zeit fünf «positive» Athleten am Apparat.
Die Reportage erschien im «Sport», der Schweizer Fachzeitschrift. Sie wurde später zusammen mit einem «Spiegel»-Text von der Doping-Untersuchungskommission (DUK) beigezogen. Die DUK wurde 1992 von einer «informellen Arbeitsgruppe ‹Sport Schweiz›» eingesetzt. Sie sollte primär das Doping-Treiben um den Schweizer Kugelstösser Werner Günthör aufarbeiten. DUK-Sekretär war Matthias Kamber. Er verantwortete als Biochemiker bis 1992 die Dopingkontrollen in Magglingen – und fand offiziell bei Günthör nie einen verdächtigen Befund. Heute ist Kamber Direktor der Stiftung Anti-Doping-Schweiz. Im März 2018 geht er in Pension. Die DUK verfasste einen Schlussbericht und gab Ende Mai 1993 Empfehlungen ab, wie «derartige Vorkommnisse zukünftig vermieden werden». Etwas deutlicher: Mit den «Vorkommnissen» war nicht gemeint, wie der Dopingkonsum künftig vermieden werden kann. Es war gemeint, wie das Bekanntwerden des Dopingkonsums künftig verhindert wird.
Ein zweites Beispiel. Im September 2013 publizierte ich in der NZZ einen längeren Text über die «Schweiz und ihre dunkle Dopingvergangenheit». Als letzten Satz schrieb ich: «Die Geschichte hat jedoch gezeigt, dass die Verbände heillos überfordert sind, sich selber zu kontrollieren». Nach der Publikation erhielt ich einen Brief von Rolf Ehrsam. Er war von 1984 bis 2005 Leiter des Instituts für Sport und Sportwissenschaften der Universität Basel (ISSW) und – mit kurzen Unterbrüchen – von 1975 bis 1985 Mitglied der Medizinischen Kommission des Schweizerischen Landesverbandes für Sport. Ehrsam schrieb: «Die Sportverbände waren nicht heillos überfordert – man wollte einfach nicht!!!»
Der Kampf gegen Doping ist heuchlerisch und verlogen
Vor diesem Hintergrund – und angesichts der neusten Enthüllungen – kann die Antwort auf die oben gestellte Frage, warum sich trotz abertausenden von Belegen nichts bewegt, nur lauten: Der Weltsport will gar nicht. Die Verweigerung ist allerdings nur möglich, weil eine politische und ökonomische Obrigkeit dies toleriert. Die regelmässige und massive Verabreichung von Pharmaka an junge, gesunde Menschen zum Zweck der Leistungssteigerung dient höheren Zielen. Die Opfer, die das System permanent produziert, sind zwar Fehler im System, werden aber als kollaterale Schäden hingenommen, um nationale oder wirtschaftliche Zielvorgaben zu erreichen. Doping ist nicht Ausdruck isolierter individueller Devianz, nicht einem schlechten Charakter oder fehlgeleiteter Rekordsucht zuzuschreiben. Doping ist aufgrund genau bestimmbarer gesellschaftlicher Bedingungen im heutigen Profisport unumgänglich. Das hat der Sportsoziologe Karl-Heinrich Bette schon vor Jahren kenntnisreich und plausibel dargelegt. Es gibt zu viele Interessen von Politik, Industrie, Wissenschaft, Medien und eine Erwartungshaltung des breiten Publikums, die eine Veränderung behindern. Im Grunde müsste sich die ganze Gesellschaft ändern. Vorerst würde es schon genügen, ein paar Eingriffe vorzunehmen, um das Sport-System ein bisschen aus dem Lot zu bringen.
Erwähnen wir das Internationale Sportschiedsgericht (TAS), gegründet 1984, niedergelassen in Lausanne, eine privatrechtliche Organisation, dessen Urteile zivil- und strafrechtlich grundsätzlich keine Wirkung haben. Es ist ein privates, internes Machtinstrument des Weltsport-Apparates, um die Athleten zu kontrollieren und zu disziplinieren. TAS-Urteile kommen nur zur Anwendung, weil staatliche Organe dies in heimlicher Absprache tolerieren. Aber das TAS ist an sich völlig überflüssig und gehörte sofort abgeschafft. Es geht im Grunde immer um zivil- oder strafrechtliche Konflikte, meistens Belange des Arbeitsrechts. Aber alle Athleten sind der Willkür einer privaten Institution ausgesetzt. Absurd dabei ist: Sie verhalten sich exakt so, wie es staatliche und parastaatliche Behörden oder die Sportindustrie erwarten: Leistungssteigerung, Rekorde und Siegen um jeden Preis. Was zwangsläufig eine Dopingmentalität erfordert.
Die Medien sind Teil der Show
Wenn sich TAS und IOC nun am Beispiel Russland dieser Tage scheinbar gegenseitig ins Handwerk pfuschen, ist das reine Show. Wie beim Wrestling: Der Sieger steht vor dem Kampf schon fest. Die Abläufe werden zuvor abgesprochen, teils improvisiert und mit Showelementen und Storylines angereichert. Zur Show gehören auch die Medien, denen die Rolle zugestanden wird, Experten zu befragen, deren Statements dem Showverlauf entsprechen. So interviewte etwa SF in der Russland-Angelegenheit Markus Wolf, Geschäftsführer von Swiss Ski und Matthias Kamber. Wer so berichtet, hat kein Interesse an sachlicher, kritischer Information.
Damit wären wir bei den Medien. Es gibt nur noch wenig Medien, die nicht «blinzeln» bei der Doping-Berichterstattung und zugleich kritisch recherchieren. In den letzten Jahren hat die ARD eine Doping-Redaktion installiert. Das Team um Hajo Seppelt hat sich einen Ruf als unbestechliche Enthüllungsinstanz erarbeitet. Die Reportagen über Russlands staatlich unterstütztes Dopingsystem geben seit 2014 periodisch neue Details her. Dieser Tage wurde nun ein weiteres Kapitel hinzugefügt. Das ARD-Team strahlte einen Beitrag über das weltweite Anti-Doping-Kontroll-System aus. Die von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) zugelassenen Gefässe können von unberechtigten Personen geöffnet und wieder verschlossen werden – ohne Spuren zu hinterlassen. Das Fazit ist: Ein Betrug ist problemlos möglich. Der riesige Apparat des Welt-Anti-Dopingsystems ist somit nur eine millionenteure PR-Show. (Diese These publizierte Infosperber schon am 2.11.2017: «Anti-Doping-Politik ist ein einziger, grosser Witz»).
Warum bleibt ein Schweizer Doping-Arzt jahrelang unbehelligt?
In dieses Recherche-Umfeld hat sich neu die Schweizer Online-Zeitung «Republik» zugeschaltet. Sie beschuldigte anhand von heimlichen Filmaufnahmen einen «Berner Sportarzt», Spitzensportler beim Dopingkonsum zu beraten. Danach rannten diesem Arzt auch andere Journalisten die Praxis ein (unterdessen ist er abgetaucht). Die NZZ hat ihn gar vom Sport- in den Inlandteil verschoben – und zum Sonderling erklärt. Als Ausreisser in der sonst tadellosen Statistik nationaler Sportmedizin. Das entlastet alle. Aber niemand stellte bisher die Frage, warum einer jahrelang unbehelligt dopen durfte, obwohl viele, nicht nur im Umfeld, davon wussten. Warum intervenierte die Schweizerische Gesellschaft für Sportmedizin nicht, die auf ihrer Homepage schreibt: «Einer der wichtigen Pfeiler unserer Gesellschaft ist der Kampf gegen Doping»? Wo war Anti-Doping-Schweiz? Die Antwort könnte sein: Auf der Kundenliste des Berner Arztes dürften etliche prominente (Sport-)Personen stehen. Und es gibt mit Sicherheit zahlreiche weitere «Berner Sportärzte» in der Schweiz und anderswo. Der Berner Sportarzt steht symbolisch für ein hierzulande praktiziertes System.
Zum Schluss die neuste «Enthüllung», die im Grunde nur Befunde bestätigt, die seit Jahren offensichtlich sind. Nochmals. Die Recherchen sind wichtig, aber sie werden zunehmend als Marktprodukte für Klicks und Quoten aufbereitet. Nach Recherchen der ARD-Dopingredaktion und der britischen «Sunday Times» im Rechercheverbund mit dem schwedischen Sender SVT und dem Online-Magazin «Republik» wiesen 91 Goldmedaillen-Gewinner bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften im Skilanglauf seit 2001 verdächtige Blutwerte auf. Die Journalisten hatten nach eigenen Angaben Zugriff auf eine Datenbank mit Informationen von über 10’000 Bluttests. Die Daten stammen aus den Jahren 2001 bis 2010. Bei mehr als einem Drittel der Podiumsplatzierungen in diesem Zeitraum soll Doping wahrscheinlich sein oder die Werte seien mindestens «verdächtig».
Wer nach wie vor den systemischen Dopingkonsum im Weltsport mit Spiegelfechtereien und rituellen Entlastungsargumenten relativiert (Unschuldsvermutung, das Mittel stand nicht auf der Dopingliste, Graubereich sei kein Doping, juristische Handhabe war früher nicht gegeben, Analyseverfahren nicht entwickelt), handelt verantwortungslos.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Walter Aeschimann ist Historiker und Publizist und forscht zum Thema Doping. Er war Redaktor bei der Tamedia AG und beim Schweizer Fernsehen.
Es gibt nur eine einzige ehrliche Konsequenz: das Wort «Doping» wird aus dem Bereich des Sports gestrichen, jegliche Kontrollen abgeschafft. Dann wissen alle: jede/r dopt, und der/die Siegerin hat einfach im Dopingwettbewerb gewonnen, nicht durch Leistung. Es entfällt die ganze Heuchelei, die Ausreden und Ablenkungsmanöver zum Schutz der Gedopten vor der Aufdeckung.
Und vor allem: dieser «Sport» ist dann das klare Spiegelbild dieser unserer Gesellschaft: Alles ist erlaubt für den Sieg über die anderen. nichts ist heilig, alles straflos. Nicht das zählt, was ich kann, weiss, erbringe, sondern welche Mittelchen ich mir beschaffe, um alle anderen aus dem Weg zu räumen, für ein Ziel: alles für einen, nichts für die anderen. Und zwar immer wieder, unersättlich: Hegemonie, Monopol, der kapitalistische Code für Diktatur.
Im Sport ist das beste Beispiel der Spitzenfussball (Meister wird nur noch einer), in der Gesellschaft die Medienkonzentration. Warf man vor 45 Jahren uns «Linken» vor, wir wollten ein (eben, linkes!) Pressemonopol, schafft dasselbe jetzt «der Markt», und der ist ja das Gute an sich, also auch sein Monopol. Und wiederum der Spiegel dessen, worin und womit wir leben. Also: schafft alle Kontrollen ab betr. dieses …….. wie hiess das Ding doch nur schon?
Schade, dass bei den ersten 5 Punkten der Aufzählung keine Quellen verlinkt werden. Zumindest zu den ersten 3 Punkten habe ich bei der Republik unaufgeregte Berichterstattungen gelesen, die hier als Quelle zur Hintergrundinformation gut passen würden:
Der «Plan Sotschi»
https://www.republik.ch/2018/01/29/geheimsache-doping-teil1
Die Akte Bern
https://www.republik.ch/2018/01/29/geheimsache-doping-teil2
Falsche Flaschen
https://www.republik.ch/2018/01/29/geheimsache-doping-teil3
Kann dem Artiel nicht folgen.
Hat Putin von staatliche Doping gewusst oder nicht ?
Wenn ja wo sind die Beweise ?
Hätte, könnte, sollte sind wertlose Kommentare.
Die zweite Frage, wieso werden die Recherche über US Sportler, mit solcher Vehemenz unter den Teppich gekehrt ?
http://www.spiegel.de/sport/sonst/doping-wie-sich-us-sportler-zugang-zu-verbotenen-medikamenten-verschaffen-a-1123934.html
» Ausnahmeregelung Wie sich US-Sportler die Einnahme verbotener Medikamente genehmigen lassen
Kurz vor den Olympischen Spielen haben US-Athleten zahlreiche Ausnahmegenehmigungen für Medikamente beantragt, die sonst auf der Dopingliste stehen. Das zeigen Dokumente der Hackergruppe «Fancy Bears», die dem SPIEGEL exklusiv vorliegen.
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«Es hört nicht auf"
Am 30. Juni 2016 versendete die für Ausnahmegenehmigungen zuständige Usada-Mitarbeiterin Shelly Rodemer eine E-Mail an ihre Kollegen. «Es hört nicht auf», schrieb Rodemer. «Ich bekomme Anträge für ADHS/Prednison-TUEs von Leichtathleten und Schwimmern, die zurzeit bei den Ausscheidungswettkämpfen für die Olympischen Spiele sind. Ich nehme an, dass ich die Anträge trotzdem bearbeiten werde, obwohl die Wettbewerbe schon begonnen haben, oder?""
Trägt man solche Zitate auf Forum wie bei Yahoo, mit exakter Quellenangabe, ohne weiteren Kommentar ein, werden die in kürzester Frist gelöscht.
Ich schaute auf die Uhr, keine 5 Minuten und so ein Kommentar ist weg.