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Subventionierter Trawler aus der EU 30 Seemeilen vor der Küste Mauretaniens © Gleizes/Greenpeace

Das Plündern der Meere bleibt hoch subventioniert

Urs P. Gasche /  Die WTO-Ministerkonferenz in Buenos Aires liess Milliarden-Subventionen an Fischerei-Flotten unangetastet. Die Meere leeren sich.

Die massive Überfischung der Weltmeere ist seit langem als Problem erkannt. Vernünftigerweise würde man erwarten, dass die Regierungen Fangquoten nicht nur in der Ostsee beschliessen, sondern auch in Teilen der Ozeane.
Doch sie machen das Gegenteil: Mit Milliarden subventionieren sie ihre Fischerei-Flotten, was das Plündern der Weltmeere beschleunigt. Die riesigen Trawler mit ihren Schleppnetzen bringen etliche afrikanische Staaten um deren Einkommen, was zur Migration in den Norden beiträgt.
Das ändert sich auch in den nächsten Jahren nicht. An der soeben zu Ende gegangenen WTO-Konferenz in Buenos Aires haben die Minister lediglich beschlossen, das Problem weiterhin auf der Traktandenliste zu behalten.
«Heuchelei» und «Wahnsinn»
«Tages-Anzeiger»-Korrespondent Johannes Dietrich wirft den grossen Wirtschaftsnationen «Heuchelei» vor, weil die Milliardensubventionen mit dem offiziellen Bekenntnis zum freien Handel nicht vereinbar sind. Zwar würden die Industriestaaten «seit Jahren geloben, dem Wahnsinn ein Ende zu bereiten – doch passiert ist bislang nichts».
Wettlauf um den kostenlosen Fischbestand

Die Fische werden als Gratis-Rohstoff behandelt, den alle Staaten auf allen Meeren kostenlos plündern können. Deshalb ist ein subventionierter Wettlauf entstanden. Die staatlichen Finanzhilfen schätzte der Welthandelsreport der WTO vor neuen Jahren auf 30 Milliarden Dollar. Heute sind es nicht etwa weniger Subventionen. Sie sind laut WTO auf 35 Milliarden gestiegen. Unter den Subventions-«Sündern» liegt heute laut WTO China an der Spitze, gefolgt von den USA, Südkorea und Japan. Zu den «Sündern» gehören auch Indien und die EU.
Das steuerfreie Schweröl macht es für die Hochseeflotten wirtschaftlich, die Meere bis in die entlegensten Riffe auszubeuten. Die Bestände der Kabeljaus, Schellfische, Heilbutte, nordpazifischen Seelachse, südafrikanischen Seehechte und Sardinen sowie der Kaiserbarsche sind in den letzten sechzig Jahren auf deutlich unter zwanzig Prozent geschrumpft. Das zeigen Zahlen der Welternährungsorganisation FAO.
Der Raubbau im Meer dezimiert die Vielfalt der Arten. Nach Angaben des WWF sind über hundert Hai- und Rochenarten vom Aussterben bedroht oder praktisch bereits ausgestorben.
Statt die Ausplünderung der Meere mit Milliardensubventionen noch zu beschleunigen, wären dringend Fangquoten nötig.
Die vollen Ladenregale vermitteln einen falschen Eindruck

Noch bieten Supermärkte und Restaurants in den Industriestaaten Fische und Meeresfrüchte in Hülle und Fülle an.
Noch werden Sardinen, Heringe und Sardellen tonnenweise zu Katzenfutter verarbeitet.
Die Plünderung der Meere scheint auf einem andern Planeten stattzufinden.

Das hat zwei Gründe: Die mit neuster Elektronik ausgestatteten Schiffe können die rarer werdenden Fische immer genauer orten und in entlegendsten Gebieten aufscheuchen. Der zweite Grund ist das rasante Wachstum der Fischzucht-Industrie: Bereits deutlich mehr als jeder zweite Fisch, den wir in der Schweiz essen, stammt aus einer Zucht.
Problematische Mastbetriebe
Fischzuchten sind Mastbetriebe. Für ein Kilo der schnell wachsenden Zucht-Raubfische braucht es annähernd drei Kilo Fischmehl. Bereits ein Drittel des weltweiten Fischfangs wird zu Fischöl und Fischmehl für die Fischzucht verarbeitet.
Es handelt sich meistens um kleinste, nicht kommerzialisierbare Fische und Meerestiere, aber auch um Makrelen, Heringe, Lodden und Sardellen, die sonst grossen Fischen als Nahrung dienen und namentlich in Island und Norwegen verfüttert werden. Noch schneller wachsende, genveränderte «Turbo»-Fische fressen einfach schneller, brauchen aber fast gleich viel Futter.
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Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

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2 Meinungen

  • billo
    am 14.12.2017 um 13:08 Uhr
    Permalink

    Sehr guter, kompetenter Artikel! Danke, Urs Gasche!
    Die üble Geschichte hat noch eine zweite üble Seite: für die wirtschaftlich weniger entwickelten Küstenstaaten, denen die hoch subventionierten Fischereien aus den Industrieländern weiterhin den Fisch wegfangen können. Ohne Subventionen würde sich das für die Fangschiffe aus dem Norden nicht mehr lohnen, so aber sind die Spiesse der lokalen Kleinfischer einfach hoffnungslos zu kurz. Der Verein fair-fish wird daher 2018 eine Kampagne lancieren, die bewirken will, dass nur noch solche Fische aus Entwicklungsländern bei uns auf den Tisch kommen, die von lokalen Fischern gefangen und von lokalen Fabriken verarbeitet wurden. Denn solange diese Wertschöpfung nicht im Herkunftsland bleibt, muss man sich nicht wundern, wenn ihrer Arbeit beraubte Menschen von dort zu uns fliehen…

  • am 14.12.2017 um 15:37 Uhr
    Permalink

    Ja, Herr Studer, die Aktion von Verein Fair-fish muss man im Auge behalten und mithelfen. Erinnere doch, wenn das aktuell wird. Ichmuss selber etwas starten und
    zum Laufen bringen (www.turnstunde.at für die Schweiz!!!)
    Wünsch schöne Feiertage
    Elisabeth

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