Auch die UBS vergibt problematische Kredite an Drittweltländer
Infosperber-Leserinnen und Leser wissen es: Die Schweizer Grossbank Credit Suisse hat an das Entwicklungsland Mosambik einen Milliardenkredit gegeben, der dem Land vor allem eines brachte: zusätzliche Schulden und den Staatsbankrott. Das Geld versickerte weitestgehend in den privaten Taschen korrupter Politiker. Hier kann alles nachgelesen werden.
Jetzt ist auch ein Kredit der anderen Schweizer Grossbank, UBS, ans Tageslicht gekommen. Die UBS gab dem Staat Papua-Neuguinea, einem Inselstaat nördlich von Australien, einen Kredit in Höhe von knapp einer Milliarde Dollar, wissend, dass das Geschäft äusserst problematisch war. Der dortige Finanzminister hatte sich nämlich geweigert, den Vertrag zu unterschreiben, weil solche Geschäfte zuerst vom Parlament abgesegnet werden müssten. Also wurde der Finanzminister vom Premier-Minister einfach abserviert, und dann ging es ganz schnell. Das Geld wurde gebraucht, um 10 Prozent des Aktienkapitals einer privaten Ölgesellschaft zu kaufen. Mittlerweile sind die Aktien aber wieder verkauft, die Hälfte des Geldes ist verloren. Die UBS aber hat an diesem Geschäft kräftig verdient.
Radio SRF hat recherchiert
Recherchiert vor Ort hat diesmal die für Radio SRF in Südostasien im Einsatz stehende Journalistin Karin Wenger. Die Journalistin ist für unbestechliche Recherche-Arbeit bekannt. Schon als sie noch für die NZZ im Einsatz war, schrieb sie das Buch: «Checkpoint Huwara; Israelische Elitesoldaten und palästinensische Widerstandskämpfer brechen das Schweigen». (Erschienen 2009 im Verlag der Neuen Zürcher Zeitung.)
Jetzt hat Karin Wenger mit dem entlassenen Finanzminister von Papua-Neuguinea gesprochen und die Fakten soweit möglich überprüft. Und auch Radio SRF in der Schweiz hat nachrecherchiert und unter anderem die UBS dazu befragt. Die UBS allerdings liess SRF nur wissen, dass sie zu einzelnen Geschäften keine Auskunft gebe (wobei sie das in einzelnen Fällen, wenn es um Erfolgsmeldungen geht, durchaus tut).
Die ganze Geschichte wurde am Freitagabend, 8. Februar 2019, im «Echo der Zeit» in einem 8-Minuten-Beitrag hörbar gemacht. Zum Nachhören, hier anklicken.
Man kann aber auch nachlesen
Um das Ausmass des Geschäftes sichtbar zu machen und zu zeigen, wie arm das Land Papua-Neuguinea ist, das jetzt zu Schaden gekommen ist, hat Radio SRF die wichtigsten Daten über Papua-Neuguinea ins Netz gestellt. Erwähnt sei daraus nur dies: Papua-Neuguinea ist zusammen mit allen ihren Inseln elfmal grösser als die Schweiz und hat 8 Millionen Einwohner, also knapp so viel wie die Schweiz mit ihren 8,5 Millionen. Die Wirtschaftsleistung (BIP) von Papua-Neuguinea ist mit 20,5 Milliarden US-Dollar aber 33mal kleiner als die der Schweiz. 37 Prozent der Bevölkerung von Papua-Neuguinea leben unter der Armutsgrenze, 28 Prozent der Kinder unter 5 Jahren sind unterernährt und die Lebenserwartung der Menschen auf Papua-Neuguinea liegt bei 67,5 Jahren gegenüber 82,9 Jahren in der Schweiz. Papua-Neuguinea ist ein echt armes Land.
Der ganze schriftliche Beitrag kann auf der Website von SRF nachgelesen werden, hier anklicken.
Auch der Korruptionsexperte Mark Pieth kommt zu Wort
Wenn es darum geht, lusche Geschäfte von Grossbanken und anderen globalen – und reichen! – Unternehmen bekannt zu machen, ist Vorsicht geboten. Solche Firmen scheuen kein Geld, ihr Image mit Hilfe von renommierten Anwaltskanzleien sauber zu waschen. Infosperber hat das im Fall des höchst problematischen CS-Darlehens an Mosambik selber erleben müssen – zum Glück ohne negative finanzielle Folgen, da sich die hinter Infosperber stehende Stiftung SSUI selber verteidigt hat.
So hat auch Radio SRF sich absichern müssen; man merkt es an vorsichtigen Formulierungen. In diesem Zusammenhang hat SRF auch mit dem bekannten Strafrechtsprofessor Mark Pieth ein Interview gemacht. Ein Teil des Interviews kann im oben erwähnten Beitrag des «Echo der Zeit» mitgehört werden, es ist aber ebenfalls nachzulesen, «Die UBS muss sich fragen, ob sie ihre Pflichten erfüllt hat», hier anklicken.
Eine traurige Geschichte
Geschätzte 80 Millionen Dollar Gewinn für die UBS, über 300 Millionen Dollar Verlust für den Staat Papua-Neuguinea.
Worauf darf die Schweiz stolz sein?
Wenigstens auf eine hervorragende und mutige Auslandredaktion von Radio SRF.
(Bis jetzt hat nur «cash online» diesen Fall der UBS aufgegriffen. Die anderen Medien hüllen sich noch in Schweigen.)
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Zum Autor. Es gibt keine Interessenkollisionen.
Die ärmsten der Armen tragen den Kollateral-Schaden aus den Geschäften.
Auf Nationaler Ebene kann das durchaus zu besseren durchschnittlichen Wirtschaftszahlen führen.
Ein weiteres Beispiel, welches zeigt, dass die Gewinne durch private Konzerne und Banken gemacht werden und die Verluste der armen Bevölkerung von Papua Neuguinea und anderen normalen, arbeitenden Menschen aufgebürdet werden UND allen anderen Bevölkerungen, die den armen Ländern durch «Entwicklungshilfe» und private Spenden versuchen zu helfen.
Ein Trauerspiel.
Zutiefst undemokratisch.