«Nationalbank soll nicht mehr in fossile Energie investieren»
Wenn die Menschheit von den schlimmsten Folgen einer selbst verursachten Klimaerwärmung verschont werden soll, müssten Investitionen in fossile Energieträger ab sofort tabu sein. Die Nationalbanken, Grossbanken und Versicherungskonzerne entscheiden wesentlich mit, wo die Investitions-Milliarden hin fliessen.
An einem im Dezember von der Klima-Allianz Schweiz organisierten Panel in Bern forderte Marc Chesney, Finanzprofessor an der Universität Zürich, die Schweizer Nationalbank auf, ihre Aktien aus den Bereichen Erdöl, Erdgas und Kohle abzustossen. Die Nationalbank könne dies ohne Gesetzesänderung tun. Weil sie aber weiterhin in fossile Energieträger investiere, müsse der Gesetzgeber dies verbieten: «Das wäre ein grosses Signal für die ganze Welt und für die Politik.»
Von den privaten Grossbanken hätten wir bis jetzt keine Anlagepolitik gesehen, welche die langfristigen Risiken einer zu starken Klimaerwärmung berücksichtigt. Sollte es mit ihren Investitionen schief gehen, so würden die Steuerzahler und die Gesellschaft haften – diese Banken seien immer noch «too big to fail».
Nationalbank: «Grundsätzlich und prinzipiell» dagegen
Die Nationalbank bestreitet nicht, dass sie die Kompetenz hätte, fossile Energieträger bei ihren Aktienkäufen nicht mehr zu berücksichtigen: «Es liegt grundsätzlich in der Kompetenz der SNB, innerhalb des Rahmens ihres geldpolitischen Auftrags Anpassungen bei ihrer Anlagepolitik vorzunehmen», erklärte SNB-Kommunikationsleiter Peter Kuster auf eine Anfrage von Infosperber. So verzichte die SNB beispielsweise auf Aktien von Unternehmen, die «systematisch gravierende Umweltschäden verursachen». Die SNB wolle aber grundsätzlich «möglichst neutral agieren» und bilde deshalb beim Portfolio den Aktienindex ab. Doch wie könne die Nationalbank die Risiken diversifizieren, fragt Professor Marc Chesney, «wenn sie die wesentlichen Risiken nicht identifiziert und berücksichtigt?»
Zu Investitionen in fossile Energieträger meinte Kuster:
«Anliegen unterschiedlicher Interessengruppen dürfen die Anlagepolitik der SNB nicht beeinflussen. Der Ausschluss ganzer heute für die Wirtschaft wichtiger Branchen, deren Produkte auch von der Bevölkerung breit verwendet werden, liefe diesem Grundsatz und Prinzip einer möglichst breiten Marktabdeckung zuwider.»
«Grundsätzlich» und «prinzipiell» will also die Schweizer Nationalbank keinen Beitrag dazu leisten, das Jahrhundertziel einer für die Menschheit maximal erträglichen Klimaerwärmung zu erreichen. Die SNB betrachtet die Klimarisiken offensichtlich nicht als drohende gravierende Umweltrisiken.
Es gehe bei den Folgen der Klimaerwärmung nicht um partikulare Interessen, betont Marc Chesney. Die Schweiz habe das Pariser Klimaabkommen unterschrieben und müsse entsprechend handeln.
Andere Nationalbanken, darunter die deutsche, französische, englische, spanische und chinesische sowie die Europäische Zentralbank haben das Problem wenigstens erkannt und sich im «Central Banks and Supervisors Network for Greening the Financial System» NGFS zusammengeschlossen. Das Netzwerk will unverbindliche Richtlinien für eine Finanz- und Anlagepolitik etablieren, welche die Risiken der Klimaerwärmung berücksichtigt. Unterdessen sind 22 Nationalbanken dabei – nicht aber die Schweizer Nationalbank. Weshalb die SNB dem Netzwerk nicht als Mitglied beigetreten ist, begründete die Nationalbank gegenüber Infosperber nicht, sondern meinte lediglich: «Die SNB steht mit den am Network for Greening the Financial System (NGFS) beteiligten Zentralbanken in stetem Austausch und verfolgt die Tätigkeit dieses Gremiums eng. Sie hat bisher aber davon abgesehen, sich als Mitglied am NGFS zu beteiligen.»
Das Parlament soll handeln
Die Klima-Allianz Schweiz, welche über 70 Organisationen vereinigt, kritisiert die SNB scharf: «Die Schweizerische Nationalbank befördert eine katastrophale Temperaturerwärmung von 4-6 Grad. Ihre Aktienanlagen sind für mehr als den jährlichen CO2-Ausstoss der gesamten Schweiz verantwortlich.»
Deshalb fordert die Allianz mit einer Petition das Parlament auf, der SNB gesetzlich vorzuschreiben, aus Investitionen in Kohle, Erdöl und Erdgas auszusteigen. Bald könne der Nationalrat über die Initiative der grünen Nationalrätin Adèle Thorens entscheiden. Sie will das Nationalbankgesetz so ändern, dass der Auftrag an die SNB explizit auch die Nachhaltigkeit und die Klimaverträglichkeit einschliesst.
Milliarden auch der Pensionskassen
Auch die Pensionskassen pumpen Milliarden in die Kohle-, Erdöl- und Erdgasindustrie. Das sei ein Risiko für das Klima und für die Sicherheit unserer Renten, sagt die Allianz. Die Anlagepolitik einiger grossen Pensionskassen hat die Allianz analysiert. Die Versicherten können eine weitere Petition unterschreiben.
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Infosperber-DOSSIER: Die Klimapolitik kritisch hinterfragt
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Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
Dieses Anliegen von Kollege Marc Chesney und der Klima-Allainz Schweiz ist höchst unterstützenswert. Die altbekannte Haltung der Nationalbank dazu zeigt, dass sie bisher nicht zwischen „special interest groups“ (z.B. den finanziellen Interessen der Erdöl- und Kohlebranchen) und öffentlichen Anliegen der Allgemeinheit zu unterscheiden weiss. Wie sich im vergangenen Jahr schon beim unbefriedigenden, höchst einseitigen Umgang der SNB-Spitze mit der Vollgeld-Initiative erwiesen hat, ist diese Spitze personell und damit auch mental heute viel zu eng aufgestellt angesichts der vielfältigen Wirkungen ihres Handelns. Sollte die Petition der Klima-Allianz für eine Änderung des Nationalbankgesetzes vom Parlament aufgegriffen werden, so wäre dies zugleich der Moment für eine institutionelle Reform in Richtung eines verbreiterten SNB-Direktoriums, das die Diversität der Voraussetzungen des schweizerischen Gemeinwohls besser zu repräsentieren und in seinen geldpolitischen Entscheidungen verantwortungsvoll zu erwägen vermag.
Die Nationalbank irrt hier ganz beträchtlich. Zu glauben, man agiere neutral, wenn man den Index abbilde, ist ein Trugschluss. Denn es bedeutet, sich vor der Verantwortung einer Werthaltung zu drücken und diese an den Finanzmarkt zu delegieren. Auch das ist eben eine Werthaltung. Die SNB ist also nicht neutral, so wie sie es hier vorgibt oder zu sein glaubt. Den neutralen Investor gibt es nicht, wird und kann es nicht geben. Zudem: Neutral zu sein, so wie es sich die SNB hier vorstellt, heisst vor allem, die Risiken zu ignorieren. Eine professionelle Anlagepolitik zeichnet sich aber just durch ein umfassendes Risikomanagement aus. Kaspar Müller
Auch wenn ich nachher hier unter den Kommentaren der Einzige sein sollte, der diese Meinung hat, halte ich solche Forderungen und Politik für schlichtwegs idiotisch, naiv, weltfremd und «klimakirchengläubig» weil es unverändert noch immer keinen wissenschaftlichen Beweis für die «Schuld des Menschen am Klimawandel» gibt und zur Rolle von Kohlendioxid an sich. Es gibt unverändert nur Computersimulationen, mit Annahmen und ansonsten ein Wettergeschehen, wie seit eh und jeh. Wann müssen denn demnach die ganzen Biologie-Schulbücher umgeschrieben werden, in denen CO2 als «lebensnotwendiges und unverzichtbares Spurengas für unser Leben und alle Pflanzen und Tiere» beschrieben steht.
In einem Kubikmeter Luft sind 3 oder 4 Moleküle CO2 enthalten, wie diese paar Moleküle den gesamten Rest ringsum erwärmen sollen, erklärt keine Physik. Desweiteren wird ignoriert, daß ALLE Klima-Computersimulationen letztendlich schon deswegen falsch sein müssen, weil sie nur die je nach Meinung 3%-6% des CO2 in der Atmosphäre berechnen und berücksichtigen, die man als «menschgemacht» ansieht, dabei aber die 94-97% «natürlichen» CO2 gar nicht beachtet. Das Molekül CO2 ist nämlich völlig identisch, egal ob es aus einem Kraftwerksschornstein kommt oder aus einer verrottenden Pflanze, oder aus einem Vulkan.
Es ist eben nicht jeder Bürger ein williges unkritisches «Klimakirchenschaf»…
Sorry!
Werner Eisenkopf, Runkel/D.
Vielen Dank an die Kommentarschreiber Ulrich und Müller. Sie haben es exzellent auf den Punkt gebracht, was es mit der vielbeschworenen «Unabhängigkeit» der SNB (und ganz allgemein der Zentralbanken) auf sich hat. Nämlich «unabhängig» von der Allgemeinheit, also den Interessen der breiten Bevölkerung – und umso (sklavischer & auf baldige Belohnungen aspirierend) «abhängig» von den Interessen eines kleinen Kreises ("special interest groups"; z.B. die Aktionäre der Fossil-Unternehmen; als Erinnerung: rund 80% der Aktien werden – direkt und indirekt – vom reichsten 10% der Bevölkerung gehalten).
Das «Ver-rückte» ist, dass diese ‹Herren› (SNB-Sprecher & -Gremium) derart tief & gewohnheitsmässig im Sumpf des Glaubens an ihre «Unabhängigkeit» stecken, dass es ihnen geradezu unmöglich ist, die hier angesprochene – und im Grund genommen so naheliegende und einfache – Differenzierung von Allgemein- versus «Spezial"interessen nachvollziehen zu können. Es würde ihnen (und noch so manchem anderen) drohen, darob – ab ihrer Weltanschauung (und ihrem Sein) – «ver-rückt» zu werden …
Es geht nicht nur um die SNB. Es geht grundsätzlich um jede Investition. Sie alle müssen auf den Prüfstand.