Sperberauge
Eine weitere Grossbanken-Gaunerei
Infosperber hat früh und ausführlich darüber berichtet, wie die Schweizer Grossbank Credit Suisse in einen massiven Korruptionsskandal in Mosambik verwickelt ist. Die NZZ gab sich zum gleichen Thema zurückhaltender, und nicht ganz überraschend steht in ihrem Bericht schon gleich im zweiten Abschnitt, dass nur die drei ehemaligen Banker der Credit-Suisse angeklagt sind und nicht die Schweizer Bank Credit Suisse selber. *
Einen ähnlichen Fall gibt es jetzt in den USA, wo die Grossbank Goldman Sachs, wie man in der NZZ lesen kann, in einen Milliarden-Korruptionsskandal in Malaysia verwickelt ist. Diesmal, wo es eine ausländische Bank betrifft, bringt die NZZ sogar gleich einen zweiten, sogar recht kritischen Artikel, mit einem Kommentar aus Singapur. Hier wird auch darauf aufmerksam gemacht, dass der massive Kurssturz der Goldman Sachs-Aktien wohl nicht zuletzt auf diesen Skandal zurückzuführen ist.
Auch im Fall Goldman Sachs versuchen sich die obersten Banker aus der Verantwortung für die Gaunereien zu ziehen: «Der seit kurzem amtierende Bank-Chef David Solomon etwa entschuldigte sich diese Woche bei der Bekanntgabe der Quartalszahlen in New York mit ein paar knappen Sätzen bei Malaysia und seinen Bürgern für die unrühmliche Rolle, die einige seiner Mitarbeiter beim Korruptionsskandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB gespielt haben. Seine Bank hingegen trage keinerlei Verantwortung für den Skandal, beteuerte Solomon», so die NZZ am 19.1.2019. Es sind also einmal mehr die Mitarbeiter – Mitarbeiter, die für die erzielten Gewinne der Bank Millionen-Boni bezogen haben –, aber es ist nicht «die Bank». Diese öffentliche Fremdschuld-Zuweisung wirft, mit Verlaub, vor allem auch ein Licht auf ihn selber, den jetzigen CEO von Goldman Sachs, David M. Solomon. In der Branche ist er insbesondere im Zusammenhang mit «Junk Bonds» bekannt geworden.
Im Fall Goldman Sachs meint nun auch die NZZ kritisch: «Die Argumentation, man habe in New York [der Konzernzentrale] nicht gewusst, für welche dubiosen Zwecke man sich vom malaysischen Staatsfonds habe einspannen lassen, wirkt immer weniger überzeugend … Weder der Compliance-Abteilung noch dem Stab um die Führung der weltgrössten Investmentbank dürften kritische Beiträge in bekannten englischsprachigen Publikationen entgangen sein.»
Die mehr und mehr bekannt werdenden Gaunereien einiger Grossbanken sind, daran gibt es keinen Zweifel, nur die sichtbare Spitze des Eisbergs. Und wenn man dann noch weiss, wie die Financial Times-Journalistin Rana Foroohar in ihrem 300seitigen Buch «Makers & Takers» detailgenau aufzeigt, dass es heute vor allem die Grossbanken sind, die die Welt regieren, kann einem schon schwindlig werden.
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* Im Online-Bericht der NZZ am 4. Januar, in der Headline, war sogar nur von «ex-Mitarbeitern der CS» die Rede. Diese Schuldabschiebung auf untere Chargen wurde in der gedruckten Ausgabe der NZZ vom 5. Januar und dann auch auf NZZ-online wenigstens auf «ehemalige Credit-Suisse-Banker» korrigiert (Im Internet-Link auf den Artikel ist das Wort ‹Mitarbeiter› aber immer noch sichtbar: https://www.nzz.ch/wirtschaft/ex-mitarbeiter-der-credit-suisse-wegen-mosambik-affaere-angeklagt-ld.1448903). Einer der drei Angeklagten, Surjan Singh, war immerhin Managing Director der Credit Suisse UK. Nur die Bank selber ist nie schuldig…
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine.