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Noch immer wird für die Produktion von Soja und Palmöl viel Wald abgeholzt. © Richard Whitcombe

Rettung des Regenwalds: Mit Selbstverpflichtungen eher nicht

D. Gschweng /  Für Lebensmittel und Konsumgüter wird weiter abgeholzt. Entwaldungsfreie Lieferketten gibt es quasi nicht.

In den letzen zehn Jahren haben sich viele Unternehmen verpflichtet zur Rettung des Regenwalds beizutragen und die Entwaldung in ihren Lieferketten einzuschränken oder zu stoppen. Die britische Nichtregierungsorganisation «Global Canopy» hat nachgeprüft, was aus diesen Selbstverpflichtungen geworden ist.

Nicht viel, das zeigt der Bericht, den die Organisation Ende 2019 veröffentlicht hat. Es gibt zwar Fortschritte, das belegen auch Berichte anderer Organisationen wie Greenpeace, hinter ihren Zielen bleiben die untersuchten Unternehmen aber weit zurück.

Die meisten ergreifen noch immer keine wirksamen Massnahmen, um sicherzustellen, dass ihre Versorgungsketten frei von Abholzung sind. Wirklich entwaldungsfreie Lieferketten gibt es quasi keine. Um die Zerstörung der Regenwälder aufzuhalten, reichten freiwillige Selbstverpflichtungen nicht aus, schliessen die Autoren des Berichts. Das Ziel, die Zerstörung von tropischem Regenwald bis 2020 zu beenden, sei gescheitert.

Nicht einmal die Hälfte von 500 Unternehmen will etwas für den Wald tun

Von den ausgewählten 500 Unternehmen, die «Global Canopy» als am einflussreichsten auf die Abholzung des Waldes eingestuft hat, sind 350 produzierende Unternehmen und 150 Finanzinstitute, die Palmöl, Soja, Rindfleisch, Leder, Holz und Zellstoff (Pulp & Paper) nutzen oder an der Verwertung beteiligt sind.

Nur 210 davon haben den Schutz des Regenwalds in ihre Selbstverpflichtungen aufgenommen. Zu den Unternehmen, die keinerlei Selbstverpflichtung ausgesprochen haben, gehören zum Beispiel Amazon, Capri (Versace, Jimmy Choo, Michael Kors) oder auch die Supermarktkette SPAR.

Versprochen, gebrochen

Ganze 100 Unternehmen haben zwar Selbstverpflichtungen, dokumentieren aber keine Fortschritte ihrer Bemühungen. Unilever beispielsweise verpflichtete sich, ab Ende 2019 nur noch nachhaltig produziertes Palmöl zu verwenden. Dieses Versprechen habe sich buchstäblich «in Rauch aufgelöst», kommentierte Greenpeace im November 2019 anlässlich grossflächiger Brände in Sumatra.

18 Unternehmen haben den Zeithorizont zur Erreichung ihrer Ziele verschoben oder gelöscht. 157 hatten noch 2018 die Absicht ausgedrückt, Entwaldung in ihren Lieferketten bis 2020 zu beenden. Ein Ziel, das klar gescheitert sei, so die Autoren. Vier Unternehmen haben Selbstverpflichtungen ganz aufgegeben, darunter Avon für Palmöl, Woolworth für Soja und Yakult für Papier und Zellstoff.

Im Finanzsektor ist Entwaldung kein Thema

Bei 75 Unternehmen gelten Waldschutz-Ziele nur für einen einzigen Rohstoff aus der gesamten Palette, was «Global Canopy» grösstenteils als Greenwashing einstuft. Zu ihnen gehören Adidas, Starbucks und die Bekleidungsmarke Gap. Die Finanzbranche ignoriert das Problem weitestgehend, fanden die Autoren, einige Institute machten sogar Rückschritte. 102 von 150 Finanzinstituten wie BlackRock oder die Bank of New York Mellon haben keine Entwaldungsstrategie.

Kleine Fortschritte, dafür Rückschritte an anderer Stelle

Erfolge im Kampf gegen die Abholzung gibt es auch, nachzulesen beispielsweise bei Greenpeace. Dennoch, sie sind klein. Fortschritte in einem Bereich werden durch Rückschritte in einem anderen erkauft. Nestlé beispielsweise hat grosse Fortschritte in der Soja-Lieferkette gemacht, seine Deadlines im Bereich Palmöl jedoch aufgegeben. Das US-Unternehmen Kellogg hingegen verhielt sich vorbildlich, hat aber schwache Selbstverpflichtungen bei Papier und Soja.

Für den Regenwald war 2019 unter dem Strich so oder so ein desaströses Jahr, vor allem wegen der zunehmenden Entwaldung in Brasilien sowie ausgedehnten Bränden in Brasilien und Indonesien. Von den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen, die vorsehen, Entwaldung bis 2020 komplett zu stoppen, sind wir weit entfernt.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

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2 Meinungen

  • am 15.03.2020 um 15:27 Uhr
    Permalink

    Die Staat ist nur so gesund, wie seine Bäume

    Die Strategien „Geiz ist geil“ und „Antiautoritäre Erziehung“ tragen schon Jahrzehnte ihre Früchte und „Kapitalwachstum um jeden Preis“ zerstört Natur und Gesellschaften. Tugenden wurden abgeschafft und in eine Ego-Pandemie verwandelt. Nur keine Regeln. Die Freiheit des Andersdenkenden wird im alles umspannenden Netz der Twitterer offenbar. Man erwartet in einem kranken System ein freiwilliges Allgemeinwohl? Das ist gefährliche Naivität.
    Was aber gegen diese Irrtümer und Irrlehren tun?
    Ich habe schon immer, zu bestimmten schönen Ereignissen, Bäume gepflanzt und tue es weiterhin. Jeder sollte Bäume pflanzen! JEDER! Ja, jedem Kind sollte Naturverbundenheit gelehrt und anerzogen werden. Der Staat, auch Bauern, könnte zum Beispiel Landflächen zum Anpflanzen bereitstellen. Bauern und Baumschulen unterstützen, die die Bäume zur Anzucht bringen und anbieten. Kommunen sollten brachliegende Flächen neu Bewalden.
    Höchste Prioritäten sollten nicht auf der „Freiheit des Andersdenkenden“ liegen, sondern auf Gleichheit und Gerechtigkeit für alle Menschen! Diese Tugenden erreicht man niemals durch Frei-Willigkeit, sondern durch Erziehung zum Allgemeinwohl aller Menschen. Die Welt verbrennt Bäume, weil sie Herzkrank ist, weil es ihr an Achtsamkeit und Nächsten-Fürsorge fehlt, weil das EGO-Dasein die Welt beherrscht und nicht der gesunde Menschenverstand. Wer also mit dem EGO paktiert, löscht auch den Brand nicht und wird mit verbrennen.

  • am 18.03.2020 um 10:40 Uhr
    Permalink

    Freiwillige Selbstverpflichtung war nie mehr als bloße Rhetorik:
    "Contradictio in adiecto"

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