Sperberauge

90 Konzerne am halben Temperaturanstieg schuld

Tobias Tscherrig © zvg

Tobias Tscherrig /  Energie- und Zementkonzerne tragen für den Klimawandel die Hauptverantwortung. Zahlen müssen sie dafür nicht.

Die «Vereinigung besorgter Wissenschaftler (Union of Concerned Scientists, UCS)» veröffentlichte Anfang September im Wissenschaftsmagazin «Climatic Chance» ihre neuen Erkenntnisse. Demnach sind weltweit neunzig Firmen für rund die Hälfte des Temperaturanstiegs und für ungefähr dreissig Prozent der Erhöhung der Meeresspiegel verantwortlich.

Gemäss UCS handelt es sich bei den 90 Unternehmen um Erdöl-, Gas-, Kohle- und Zementproduzenten. Die Emissionen dieser Firmen sind für insgesamt 57 Prozent der Erhöhung der CO2-Konzentration in der Atmosphäre, für knapp die Hälfte der weltweiten Temperaturerhöhung und für rund 30 Prozent des Anstiegs der Meeresspiegel, gemessen seit dem Jahr 1980, verantwortlich. Unter den 90 Unternehmen befinden sich auch 50 private Firmen, etwa Exxon, Chevron, Shell BP, oder Total. Die privaten Firmen sind für 16 Prozent der Temperaturerhöhung und für elf Prozent des Meeresanstiegs verantwortlich, rechnet die Publikation «reporterre» vor.

Die kürzlich veröffentlichte Studie ergänzt eine von Richard Heede (Climate Accountability Institute) veröffentlichte Arbeit, welche bereits im Jahr 2014 gezeigt hatte, dass dieselben 90 Unternehmen zwischen den Jahren 1854 und 2010 für rund 63 Prozent der kumulierten CO2-Emissionen verantwortlich waren.

«Wir wissen seit Langem, dass die fossilen Energien der Hauptverursacher für den Klimawandel sind», wird Brenda Ekwurzel, Hauptatorin des Rapports und Direktorin des Klimabereichs bei der Union of Concerned Scientists, im «reporterre» zitiert. Weiter weist die UCS darauf hin, dass die betreffenden Unternehmen als Verursacher einen Teil der gigantischen Kosten übernehmen müssten, die als Folge des Klimawandels entstehen.
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Infosperber-Dossier: «Die Klimapolitik kritisch hinterfragt»


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

keine

Zum Infosperber-Dossier:

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Die Klimapolitik kritisch hinterfragt

Die Menschen beschleunigen die Erwärmung der Erde. Doch kurzfristige Interessen verhindern griffige Massnahmen.

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4 Meinungen

  • am 10.10.2017 um 15:21 Uhr
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    Nur weiss man heute ebenso gut, dass nicht das CO2 das Klima erwärmt! Es gibt so viele, andere Faktoren, die wissenschaftlich erwiesen sind, natürlich auch menschgemachte! Wie lange wird es noch dauern, dass endlich dieser Unsinn mit dem CO2 und dadurch Beuteln, vor allem des Autos und des Bürgers, aufhört und die echten Probleme wie Umweltschäden durch unser gieriges Verhalten angegangen werden. zBsp Abholzen der Regenwälder, Leerfischen und verschmutzen der Meere, Massentierhaltung, vergiften der Ländereien mit aller Art von Chemie, Unterdrücken ganzer Völker, Bekämpfung der verbreiteten Korruption. Das heisst nicht, dass wir auch im Bereich des Ausstosses von umweltschädigenden Stoffen, Massnahmen ergreifen sollen. Durch den „Ankerkerpunkt CO2“, der sich so hervorragend eignet, alle CO2-verursachenden Bürger zur Kasse zu bitten, mit Zertifikaten den Casino-Kapitalismus zusätzlich anheizen, und dabei die viel grösseren Probleme, die ich oben angeführt habe, man dabei nahezu vergisst, in der Meinung der unbedingten Notwendigkeit, heuchlerisch entschuldigend: „Man tue ja etwas gegen die Klimaerwärmung!“

  • am 11.10.2017 um 08:11 Uhr
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    Herr Brauen hat natürlich Recht, dass nicht das CO2 das Klima erwärmt (respektive die mittlere Temperatur). Es ist das Sonnenlicht, und zu einem kleinen Teil die Erdwärme. Aber die Luftschicht der Erde wirkt wie eine Decke oder ein Duvet beim Schlafen, das verhindert, dass man friert. Beim «Duvet» der Erde geht es jedoch nicht um die Verhinderung der Konvektion, wie beim Schlafenden, sondern um die Abtrennung zweier Strahlungsräume, des «kalten» Weltalls und der grob 300 Grad wärmeren Erdoberfläche. Ohne unser «Duvet» würde die Temperatur zwischen Tag und Nacht wilde Sprünge machen und es wäre zudem auch im Mittel bitter kalt.

    Bis hier sind wir uns alle einig. Dieser Artikel zeigt jedoch auf, weshalb viele Menschen die wissenschftlich gut belegte Tatsache leugnen, dass die Zusammensetzung der Luft, insbesondere der Anteil CO2, die mittlere Temperatur empfindlich beeinflusst. Es sind Angestellte oder Aktionäre von Firmen, die davon profitieren, den von ihnen gemachten Schaden nicht bezahlen zu müssen, sondern ihn auf andere und unsere Nachkommen abwälzen zu können. Es ist ganz einfach eine Eigenart des Kapitalismus. Deshalb leugen auch politische Parteien, die einer neoliberalen Auslegung des Kapitalismus nahestehen, den Klimawandel oder wenigstens ihren eigenen Anteil daran. Und leider glauben viele unwissende oder törrichte Menschen diesen Politikern, vor allem in den USA, wo die meisten dieser Firmen ihren Ursprung haben, und sogar die Regierung übernommen haben.

  • am 11.10.2017 um 15:10 Uhr
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    T. Schmidt: Ich bestreite die Klimaerwärmung nicht. Sie ist ja fühl- und sichtbar! Klima- und Temperaturschwankungen wird es immer geben, wie bisher!

    Was um viel komplizierter ist, wie wir die Belastungen der Umwelt, gerecht „verteilen“, d.h. WER für WAS, WIEVIEL, mögl verursachergerecht, bezahlen muss. Firmen werden ihre Kosten auf Produkte abwälzen, was wiederum alle BürgerInnen tragen. Da sich von der technischen Machbarkeit her, CO2 als Rechnungsvehikel hervorragend eignet, wird versucht, diesem die Hauptschuld am Klimawandel zu geben, obwohl längst erwiesen ist, dass CO2, wenn überhaupt, nur marginal an der sogenannten Klimaerwärmung beteiligt ist!
    Dass wir, für übermässige Erscheinungen von Schäden, die nachweisbar unseren Tätigkeiten zugeordnet werden können, haftbar sind, ist unbestritten. Wir müssen uns auch anstrengen, jedwelcher übermässige Verbrauch von Ressourcen, besonders jene, die nicht erneuerbar sind, zu reduzieren. Dazu gehören natürlich auch die Treibstoffe und weitere, raffinierte Produkte, die zu Heizzwecken verwendet werden.

    Wir, in der westlichen Welt, sind gemäss unserem „Fussabdruck auf dieser Erde“ diejenigen, die am Meisten finanziell beitragen müssen! Ob der richtige Weg mit dem Knebeln der CO2-Produzenten ist, ist mehr als fraglich. Umso mehr, als CO2 das Pflanzenwachstum stimuliert, was zur Folge hat, dass der Hunger in der Welt, trotz Bevölkerungswachstum, weiter abnimmt, natürlich auch durch verbessertes Bewirtschaften der Ländereien!

  • am 11.10.2017 um 19:44 Uhr
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    Herr Brauen, Sie haben sicher Recht, dass viele Leute zu viel über CO2 reden, um von kurzfristig dringenderen Themen abzulenken, z.B, der konkreten Luftverschmutzung, die weltweit Millionen umbringt. Aber längerfristig ist die Klimaerwärmung und auch die Übersäuerung der Meere (auch durch CO2) viel schwerwiegender und es ist viel schwieriger, das Problem zu lösen.

    Sie irren bei der Einschätzung der Rolle des CO2. Zwar nicht das stärkste «Treibhaus"-Gas, aber mit ca. 0.4 Promille in der Luft das wirksamste, das sich nicht wie Wasserdampf in einem schnellen Kreislauf befindet. Genau wie der Unterschied zwischen 0.4 und über 0.5 Promille Alkohol im Blut beim menschlichen (Verkehrsteilnehmer) sehr viel ausmacht, macht auch bereits eine geringfügige Zunahme von CO2 sehr viel aus. Warum wollen Sie das nicht einsehen? Es ist bestens belegt.

    Sie irren auch mit der Mär von Vorteilen beim Pflanzenwachstum. Die Probleme bei der globalen Nahrungsproduktion haben vor allem mit Dürren und Überschwemmungen zu tun. Diese nehmen bei steigenden Temperaturen jedoch zu.

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