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So bewirbt die Goal AG von Alexander Segert ihr Angebot im Bereich der politischen Kommunikation. © goal.ch

SVP-Werber unterstützt erneut die deutsche AfD

Tobias Tscherrig /  Alexander Segert und seine Goal AG unterstützen erneut die AfD. Der Werber hat einige Kunden aus dem rechtspopulistischen Milieu.

Bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen vor zwei Monaten rechnete die Alternative für Deutschland (AfD) mit einem zweistelligen Ergebnis. Am Ende resultierten nur 7.4 Prozent. Trotzdem schnitten die Rechtspopulisten in einigen Wahlkreisen im Ruhrgebiet erstaunlich gut ab. Das lag vor allem an Guido Reil, dem ehemaligen Ratsherr der SPD in Essen. Reil wechselte 2016 von den Sozialdemokraten zur AfD und wurde bei den umstrittenen Rechtspopulisten schnell zu einer prominenten Figur. Auch im vergangenen Wahlkampf setzte die Partei Reil als Werbefigur ein.

Reil war vor der Wahl fast allgegenwärtig. Die Plakatwände mit seinem Gesicht waren aber nicht einheitlich gestaltet. Es gab zwei verschiedene Motive – und zwei verschiedene Auftraggeber. Neben dem offiziellen Plakat mit dem Hinweis auf den AfD-Landesverband, zeigte das andere Sujet Reil in Outdoor-Jacke, darunter der Spruch: «Wirklich einer von uns!» Unten rechts das Logo der AfD – der Hinweis auf den Landesverband fehlte.

Trotz seiner Präsenz errang Reil am Schluss nur einen Achtungserfolg. Er verpasste den Einzug in den Landtag.

Anruf aus der Schweiz
Wie das gemeinnützige Recherchezentrum correctiv.org nun aufdeckt, kam ein Teil des Werbegeldes über die Dübendorfer Goal AG von SVP-Werber Alexander Segert nach Deutschland. So bestätigte Reil in einem Interview mit correctiv, er habe einen Monat vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen einen Anruf von einer Mitarbeiterin der Goal AG erhalten. Diese erklärte, man wolle Reils Wahlkampf unterstützen und dazu im Wahlkreis Grossplakate mit seinem Konterfei aufstellen. Ohne Kosten für Reil. Wer die Geldgeber und eigentlichen Auftraggeber waren, wollte die Goal AG nicht sagen.

Reil rief den Landesvorstand der AfD und den Vorsitzenden seines Essener Kreisverbandes an und informierte über das Angebot der Goal AG. Darauf habe er zur Antwort erhalten, dass das Angebot der Goal AG unproblematisch sei. Und: Er sei nicht der einzige, der so eine Offerte erhalten habe.

Also schickte Reil sein Foto nach Dübendorf und unterschrieb eine «Freistellungserklärung.» Kurze Zeit später hingen die Plakate aus der Schweiz in Essen. Reil schätze, die Kampagne habe um die 50’000 Euro gekostet, so correctiv.

Laut den Recherchen von correctiv deutet nun vieles darauf hin, dass die AfD damit «eine illegale Parteispende angenommen haben könnte». Absprachen zwischen anonymen Spendern und Parteien verstossen in Deutschland gegen das Parteiengesetz.

Angst exportieren
Es ist nicht das erste Mal, dass Alexander Segert mit seiner Goal AG der AfD unter die Arme greift. Bei mindestens fünf Landtagswahlen sponserte der «Verein für Recht und Freiheit» Plakate, verteilte Gratiszeitungen und pushte so den AfD-Wahlkampf. Die Geldgeber, die sich hinter dem Verein verstecken, blieben bislang im Dunkeln. Sicher ist einzig, dass Segerts Goal AG den Verein verwaltet.

Lange rätselten die deutschen Medien, wer wohl hinter den massiven Wahlkampagnen der AfD steht. Schliesslich sichteten Spiegel-Reporter SVP-Werber Segert auf einer Wahlparty der AfD in Berlin und kamen damit dem Geheimnis ein Stück näher. Gemäss Spiegel-Recherchen war es Segerts Goal AG, die das Boot gemietet hatte, auf der die Wahlparty stattfand. Zudem soll die Goal AG in der Vergangenheit alleine in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin mehrere Hundert Plakatflächen gedruckt haben. Kostenpunkt laut einem Insider: mehr als 200’000 Franken.

Kürzlich wurde zudem bekannt, dass Segert die neue AfD-Zeitung «Deutschland-Kurier» unterstützt. Das Gratisblatt wurde bereits an mehrere Hunderttausend Haushalte in Berlin verteilt.

Segerts Engagement geht noch weiter. Im November 2016 schulte der gebürtige Deutsche AfD-Leute persönlich in Rhetorik. Er sei kurzfristig als Ersatz eingesprungen, erklärte er gegenüber der Wirtschaftswoche. Segert warb auch schon für die rechtspopulistische Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) und soll unter anderem für den Zusammenschluss nationalistischer Parteien im Europaparlament tätig gewesen sein. Deutsche Medien vermuten seit Längerem, Segert knüpfe an einem «europaweiten Netzwerk der politischen Rechten.» Der SVP-Werber bestritt das in der Vergangenheit vehement. Er beteuerte mehrmals, nichts mit einem solchen Netzwerk zu tun zu haben. Das sei eine Verschwörungstheorie.

Segert und die Schweiz
Alexander Segert ist auch in der Schweiz kein unbeschriebenes Blatt. Er ist bekannt für seine unzimperlichen Werbekampagnen für die SVP. So stammt etwa die Kampagne zur Masseneinwanderungsinitiative sowie die Plakate zur Minarettverbotsinitiative und das Messerstecher-Inserat aus seiner Feder. Auch die Gestaltung vom SVP-»Extrablatt» kommt von ihm.

Segert ist auch im Bundeshaus aktiv, vom Zürcher SVP-Nationalrat Alfred Heer hat er einen Zutrittsbadge erhalten. Für wen er aber lobbyiert gibt er nicht bekannt. Er meldete sich als Gast an, schrieb lobbywatch.ch. Die wenigen bekannten Lobby- und Geschäftsverbindungen, die Segert gegenüber lobbywatch autorisiert hat, sind: die Schweizerische Volkspartei Andelfingen, die Schweizerische Volkspartei Kanton Zürich, die Goal AG für Werbung und Public Relations, die Werbeagentur Neuber AG sowie die Parlamentarische Gruppe für Drogenpolitik.

Alexander Segert wurde im Frühsommer 2016 von der Schweizerischen Public Affairs Gesellschaft ausgeschlossen, weil er sich weigerte, seine Auftraggeber offenzulegen. Trotzdem oder gerade deswegen scheint das Geschäft gut zu laufen.
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Eine Meinung zu

  • am 19.07.2017 um 18:56 Uhr
    Permalink

    Und? Was will uns der Autor damit vermitteln? Verbandelungen wie sie tausendfach in irgend einer Form, mit irgendwelchen Parteien, mit irgendwelchen Mandatsträgern, mit irgendwelchen Wirtschaftsbossen, mit irgendwelchen Funktionären und Bürokraten über Landesgrenzen hinweg, tagtäglich passieren? Der Rechtsweg kann ja beschritten werden, oder nicht?

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