Israel_USMilitary_Basis

Zwei hochrangige Offiziere von Israel (links) und den USA (rechts) eröffnen die neue Militärbasis. © IDF

Jetzt auch eine neue US-Militärbasis in Israel

Christian Müller /  Die USA werden nicht müde, in weiteren Ländern Militärbasen zu bauen. Schweizer und deutsche Zeitungen interessiert das aber nicht.

Im Juli 2017 kündigten die USA ihre erste feste Militärbasis in der Ukraine an, ohne Beachtung im Westen (Infosperber berichtete darüber). Jetzt, am 18. September, haben die USA auch ihre erste ständig besetzte Militärbasis auf israelischem Boden eingeweiht. Auf der neuen Airbase, die sich auf dem Gelände der Israel Air Force Mashabim Air Base in der Wüste Negev im Süden Israels befindet, würden ab nun ein paar Dutzend US-amerikanische Soldaten leben und arbeiten, so der israelische Brigadegeneral Zvi Haimovitch anlässlich der Einweihung der Basis Mitte September. Die neue Basis widerspiegle die enge militärische Zusammenarbeit zwischen Israel und den USA. Er, Haimowitch, vermied es allerdings – wie die israelische Tageszeitung Haaretz berichtete – genau darzulegen, was die amerikanischen Soldaten im Detail hier tun werden. Aber er sagte: «Die US-Militärbasis ist hier, um hier zu bleiben. Sie erforderte einen erheblichen Aufwand an Mitteln, zu verstehen als: Es war richtig und nötig und Teil des US-amerikanischen Engagements in Israel.» («The base is here to stay. It involved a significant allocation of resources, in the understanding that this was right and necessary and part of the United States’ assets in Israel.»)

Eine Militärbasis von über 700

Die USA haben ausserhalb ihres eigenen Landes weltweit über 700 permanente Militärbasen – auf allen Kontinenten. Darunter zwei in Dschibuti am Golf von Aden, gut gelegen zur Überwachung des südlichen Eingangs ins Rote Meer (auf der Gegenseite von Jemen), eine in den Vereinigten Arabischen Emiraten UAE bei Abu Dhabi, gut gelegen zur Überwachung der Meerenge am südlichen Eingang in den Persischen Golf, drei in Bahrain, eine in Katar, sechs in Kuwait, vier in Afghanistan, eine in Ägypten, eine in der Türkei und eine in Georgien, um nur jene im Umfeld der aktuellen Konflikte im Nahen- und Mittleren Osten zu nennen. Ihre Militärbasen im Irak haben die USA formell aufgegeben, geben über den aktuellen Stand aber keine Informationen bekannt.

Russland – zum Vergleich – hat ausserhalb des eigenen Landes etwa zwei Dutzend Militärbasen in neun ehemaligen Sowjetrepubliken, alle ans heutige Russland angrenzend, sowie die beiden Anlagen Tartus und Latakia an Syriens Mittelmeerküste. Von einem «Gleichgewicht des Schreckens» kann aufgrund dieser Zahlen wohl kaum mehr gesprochen werden.

Und wie haben die Medien reagiert?

Im deutschsprachigen Raum haben die Medien weitestgehend darauf verzichtet, über die Eröffnung der ersten US-amerikanischen Militärbasis in Israel zu berichten. Auch in der NZZ mit einem eigenen Korrespondenten in Israel war nichts darüber zu lesen. (Die auffallende Zurückhaltung ist mit ein Grund, warum Infosperber hier darüber berichtet. Infosperber sieht, was andere übersehen.)

In den israelischen Medien aber war die Eröffnung der neuen und ersten permanenten US-Air Base natürlich ein vielbeachtetes Ereignis. Einige Berichte können online nachgelesen werden, zum Beispiel in der Times of Israel (englisch), in Haaretz (englisch) oder auch auf Israel heute, einer deutschsprachigen israelischen (Propaganda-)Website, dort auch mit einem Video (siehe Anmerkung unten).

Dass auch die Medien in den USA darüber berichtet haben, war ebenfalls zu erwarten, prominent zum Beispiel die Washington Post. Dabei wurde überall auf die perfekte und langjährig bewährte militärische Zusammenarbeit zwischen Israel und den USA hingewiesen. Als positive Botschaft berichtete darüber interessanterweise aber auch etwa die Plattform Business Insider. Dass bei solchen «militärischen Kooperationen» stets auch das «Business» eine wichtige Rolle spielt, ist allerdings nicht nur «Insidern» bekannt.

Zum Bild von der Eröffnungsfeier: Das Bild oben zeigt Colonel Liran Cohen, Leiter der Luftverteidigungsschule der Israel Defence Force IDF, links, und Colonel David Shank von der US 10th Army Air and Missile Defense Command» AAMDC, der gerade das Band durchschneidet, um die erste amerikanische Militärbasis in Israel in der Mashabim Air Base zu eröffnen. (Die Benennung der zwei auf dem Bild sichtbaren hochrangigen Offiziere stimmt in den verschiedenen hier erwähnten Medien allerdings nicht überein. Das Foto stammt von der IDF, womit auch klar ist, dass keine externen Fotografen eingeladen waren).

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Anmerkung:

Information oder Propaganda? Im Impressum von Israel heute wird die eigene politische Position wie folgt beschrieben:
«Israel heute ist eine Jerusalemer Nachrichtenagentur, die lokale Nachrichten aus biblischer und objektiver Perspektive bringt.» ( … )
«Israel heute hat Abonnenten in mehr als 80 Ländern! Unsere Leser sind durch das gemeinsame Interesse in Israel, dem Land und Volk des Buches, vereint. Wir glauben, dass die Existenz des Staates Israel als die Erfüllung der Prophetie gilt und als das Senklot für die Absichten Gottes in dieser Zeit steht.» ( … )


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine.

Zum Infosperber-Dossier:

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8 Meinungen

  • am 3.10.2017 um 11:59 Uhr
    Permalink

    @Müller: Wo befindet sich denn die US-Basis in Ägypten?

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 3.10.2017 um 12:55 Uhr
    Permalink

    Unter Trump und seinem Schwiegersohn ist das wohl das Normalste der Welt, doch kann davon ausgegangen werden, dass die Eröffnung dieser Militärbasis schon unter Obama längst vorbereitet wurde, was bestätigt, dass das System Amerika präsidentenunabhängig fungiert in allem, was für die US-Politik wirklich wichtig scheint.

  • am 3.10.2017 um 15:38 Uhr
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    Aha, die Existenz Israels liegt also in der Absicht Gottes.
    Aber das müsste ich doch wissen!
    Mit segensreichen Grüssen
    Gott

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 3.10.2017 um 15:43 Uhr
    Permalink

    @Jud. Über die Existenz Israels müsste man sich nicht unbedingt zynisch äussern, sonst sind wir schon bald beim linken oder auch nichtlinken Antisemitismus angekommen. Den Wiederaufbau des verschwundenen Dorfes Emaus würde ich mir nichtsdestotrotz wünschen.

  • am 3.10.2017 um 15:46 Uhr
    Permalink

    …und wenn man in der Israelfrage keine Argumente mehr hat, dann holt man entweder Gott oder die Antisemitismuskeule aus der Mottenkiste. – Ganz schwach!

  • am 4.10.2017 um 17:38 Uhr
    Permalink

    bekomme ich zu obiger Frage noch eine Antwort?

  • am 5.10.2017 um 13:22 Uhr
    Permalink

    @nani moras, laut wiki ist sie in hurghada.

  • am 30.10.2017 um 20:13 Uhr
    Permalink

    @Andreas Reusser: Die Basis in Hurghada ist keine eigentliche US-Militärbasis, wie z.B. Aviano (I) oder die Basis in Katar, auf denen US-Militärpersonal fest stationiert sind und dort leben.

    Habe nicht viele engl.sprachige Quellen gefunden:
    http://www.worldbulletin.net/?aType=haber&ArticleID=96998

    Zählt man die Basis in Hurghada, dann sollte etwa diejenige in Beni Suef (Oberägypten) auch berücksichtigt werden (dort gibt’s Übungsflüge mit US-Jäger, die wir jeweils täglich zu hören bekommen, oder techn. Wartungspersonal für bestimmtes Militärarsenal.
    https://www.google.com/maps/d/viewer?mid=11HAK3nuRqQL0auISPZskFe_K6yw&hl=en&ll=26.6968742943012%2C34.00450669531256&z=7

    Ich will keineswegs als Besserwisserin auftreten, aber ich habe in den letzten 20 Jahren immer wieder gehört und gelesen, dass dies in Ägypten für die U.S.A. gar nicht in Frage kommen darf. Darum mein Interesse und die Präzisierung.

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