Sperberauge

Unbezahlbares Wohneigentum: NZZ beisst sich in den Schwanz

Lukas Fierz © zvg

Lukas Fierz /  Selbst mit 10'000 Franken Monatsgehalt könne man sich vielerorts kein Wohneigentum mehr leisten. Über die Gründe gibt es ein Tabu.

Eigenheime seien unerschwinglich geworden. «Der Mittelstand kann sich kein Eigenheim mehr leisten», titelte die NZZ am 3. Juli. Deshalb müssten viele Leute immer längere Arbeitswege in Kauf nehmen. Auf folgender Karte zeigt die NZZ in roter Farbe die Regionen, in denen die Preise «nicht tragbar» sind.


Titel und Grafik der NZZ. Höhere Auflösung hier.

Der Grund, schreibt NZZ-Immobilienspezialistin Andrea Martel, seien «die hohen Immobilienpreise und die restriktive Hypothekenvergabe», welche Bundesrat, Nationalbank und Finanzmarktaufsicht den Banken «aufgezwungen» hätten. Wenige Sätze später merkt die Redaktorin, dass eine weniger restriktive Hypothekenvergabe die Nachfrage nach Wohneigentum «schlagartig» steigern würde, so dass die Preise «noch weiter nach oben schössen».

Warum kommt der freisinnig-liberalen NZZ eigentlich nicht in den Sinn, dass Preise zuerst durch Angebot und Nachfrage bestimmt sind?
Dass das Angebot an Wohnraum und Bauland in der Schweiz an Grenzen stösst, besonders in verkehrsgünstigen Lagen?
Dass die Nachfrage sich aber mehr als verdoppelt hat, seit wir von einer Vier-Millionen-Schweiz zur Acht-Millionen-Schweiz geworden sind?
Dass der Nachfragedruck weiter zunehmen wird, je näher wir uns auf die Zehn-Millionen-Schweiz zubewegen?
Das ist der fundamentale Preistreiber. Alles andere läuft unter Finanzkosmetik und unter ferner liefen.

Aber davon darf die NZZ nicht sprechen, weil die Zunahme der Bevölkerung die Wirtschaft wachsen lässt und mehr Profite ermöglicht. Deshalb ist das Bevölkerungswachstum unantastbar, undiskutierbar, das Thema ist tabu.

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7 Meinungen

  • am 8.07.2019 um 13:20 Uhr
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    Aus der sinkenden Schweizer Massenkaufkraft wären die Preissteigerungen gar nicht mehr finanzierbar. Die Kapitalgewaltigen wissen gar nicht mehr wohin mit ihren Gewinnen, besonders seit ihre Kosten für Fremdkapital gegen Null gehen. Die gehen auch vom nächsten Finanzcrash aus und können ohne Schwierigkeiten überteuerte Immobilien nachfragen, zu schwindelerregenden Preisen und können die immer weiter hochtreiben. 2/3 von den höheren Kaufpreisen bekommen die viel Kreditwürdigeren leicht finanziert, unbeschadet vom Substanzwert der Immobilie.
    Steigenden Mieten haben für Kapitalgewaltigen den weiteren Vorteil, dass die abhängig beschäftigten Kapitalschwachen und zukünftige Rentner noch abhängiger von einem Einkommen sind und deshalb noch fügsamer sein müssen.
    Es fliesst massenweise auch -ausländisches- Kapital in den CH-Immobilienmarkt unter Umgehung der entsprechenden Gesetze. Dazu werden massenweise nicht-börsennotierte AG’s von Vermögensverwaltern gegründet und die Namensaktien an Ausländer verkauft.
    Der Kapitalstarker Ausländer investiert auch in die grossen Versicherungs-AG’s, die jährlich für über 1 Mrd.Franken Miet-Immobilien in der CH nachfragen.
    Es wäre mal zu untersuchen, ob all die in.- u. ausl. Kapitalflüchtlinge, die höchsteinkommensstarken CH- Dienstleister bei der nötigen Beihilfe, den kapitalschwachen abhängigen Beschäftigten Schweizern nicht mehr schaden, als die wenigen nichtarbeitenden Schweizer und Ausländer ?

  • am 8.07.2019 um 15:19 Uhr
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    » Aber davon darf die NZZ nicht sprechen».
    Nicht nur die NZZ darf oder will davon nicht sprechen. Gilt auch ganz allgemein für Tamedia und Ringier-Springer. Bei Tamedia liegt die Betonung etwas mehr beim Moralischen, im Einklang mit der modernen urbanen Klientel.

  • am 8.07.2019 um 18:41 Uhr
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    Im NZZ-Artikel wird ein entscheidender Punkt nur so nebenbei erwähnt: wer eine Liegenschaft kaufen will, braucht zuerst einmal genügend Eigenkapital. In den meisten Fällen mindestens 20% des Kaufpreises. Dazu kommen Notariatskosten, Einrichtungs- und Umzugskosten usw. Ein Bezug von der Pensionskasse muss zurückbezahlt werden, Hypotheken müssen teilweise amortisiert werden usw. Das sind die Gründe, weshalb bei einer seriösen Berechnung der Traum vom Eigenheim relativ rasch begraben werden muss.

  • am 8.07.2019 um 19:50 Uhr
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    Richtig Herr Fierz, die Zuwanderung macht es möglich! Immer noch mehr Mitarbeitende in die Schweiz «importieren», inklusiv Firmen, die meistens ihre Leute gleich mitnehmen, und unsere Leute ab 45 bleiben auf der Strasse, oder beim Sozialamt bleiben, PFZ und BVG machen es möglich! Wo nehmen wir den günstigen Platz und Wohnraum her, damit sich auch unsere, und die lange hier ansässigen Leute, einen ordentlichen Wohnraum leisten können, wobei das nicht mal Luxus sein muss?
    Wir könnten ja noch mehr Kulturland zu Bauland umfunktionieren? Wir bekommen alle Lebensmittel jederzeit aus dem Ausland – allerdings nicht Co2 neutral – zugeliefert. Ich bin allerdings Gegner einer solchen Zukunft!
    Wären zBsp Deutschland zwischen 1950 und 2017 (inkl Gebiet der ehem DDR) gleich stark gewachsen wie die Schweiz in dieser Zeit, lebten heute 124Mio statt 83Mio in DE! FR statt 67Mio heute, deren 75.5Mio, IT statt 60.4Mio heute, deren 84Mio, OE statt 8.8Mio heute, deren 12.6Mio Wenn wir so weiterwachsen, werden wir in 20 Jahren die 10Mio-Schweiz haben. Die teuersten Wohnungen werden zu dieser Zeit in hohen Wohntürmen mit Aussichten auf Matterhorn, Berner Alpen, Walliser Berge, Titlis, Rigi, Säntis, und auf viele viele arme Leute im Umland haben! Tolle Aussichten, nicht?

  • am 9.07.2019 um 10:09 Uhr
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    Nicht nur die NZZ darf davon nicht reden. Noch viel weniger dürfen oder wollen Linke und Grüne davon reden. Dort ist das Tabu noch viel strenger, und zwar nicht, «weil die Zunahme der Bevölkerung die Wirtschaft wachsen lässt und mehr Profite ermöglicht» wie ber der NZZ, sondern aus linker Ideologie. Links und Grün ist heute weigehend «open border», jeder, der Lust hat, soll hierher kommen dürfen. Deshalb ist das Thema Bevölkerungswachstum auch bei Linken und Grünen unantastbar, undiskutierbar, ein ideologisches Tabu.
    Allerdings haben di e Linken und Grünen noch eine andere argumentative Strategie. Linke «Sozialwissenschaftler» versuchen seit Jahren, zu belegen, dass die Einwanderung und die Bevölkerungszunahme uns nütze. Das ist ihnen aber bis heute nicht wirklich gelungen; was sie aber nicht daran hindert, die Behauptung weiter zu kolportieren.

  • am 9.07.2019 um 11:28 Uhr
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    Nebst der steigenden Bevölkerungszahl spielt die zunehmende Wohnflächenbedarf pro Person eine mindestens ebenso grosse Rolle. 1980 wohnten die Schweizer*innen noch auf 34m2 pro Person und heute sind es bereits 46m2, wobei insbesondere die Kleinhaushalte (1- und 2-Personen) und die älteren Menschen (Paar bleibt nach dem Auszug der Kinder in grosser Wohnung/Haus) den Durchschnitt deutlich anheben.

  • am 10.07.2019 um 18:31 Uhr
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    Was nicht übersehen werden sollte ist die Überbevölkerung, die in den höher gelegenen Regionen Europas einsetzen wird, sobald die Mittelmeerküsten durch die Klimaerwärmung überflutet werden. Was dann passiert kann sich jeder selbst ausmalen. Und wie bereiten wir uns vor? Durch das Fokussieren auf CO2?

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