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SRF-Tagesschau über Trumps Vorwurf, China «manipuliere» des Kurs des Yuan. © srf

Trump twittert gegen China – SRF-Tagesschau doppelt nach

Urs P. Gasche /  «Das nennt man Währungsmanipulation», twitterte Trump. SRF-TV folgert: «China könnte Wechselkurse als Waffe gegen die USA nutzen».

Den Auftakt mit Kriegsrhetorik machte am 5. August die Sendung «SRF Börse»: China setze «die Währung als Waffe im Handelskrieg» ein und überschreite geldpolitisch «eine rote Linie».


SRF-Tagesschau zeigt den Tweet von Trump in Grossaufnahme.
Am 6. August wiederholte die Hauptausgabe der SRF-Tagesschau während mehr als vier Minuten den Vorwurf Trumps, China habe die Währung «manipuliert». Der Yuan habe die «psychologisch wichtige Marke» von 7 Yuan für einen Dollar überschritten. Die Tagesschau verbreitete eine Aussage von Ralph Ossa, Professor für internationalen Handel an der Universität Zürich, wonach es Sinn mache, dass «die Chinesen Währungsmanipulationen androhen» – was China nicht gemacht hatte.
In einem einzigen Satz erwähnte die Tagesschau, die chinesische Zentralbank würde den Vorwurf der Währungsmanipulation zurückweisen.
Sollte gemäss den Pflichten der Journalisten die chinesische Seite, die der Manipulation bezichtigt wird, nicht mit dem besten Argument zitiert werden? Dazu behauptet SRF-Nachrichtenchef Gregor Meier gegenüber Infosperber: «Es ist nicht so, dass jemand mehr zu Wort kam als jemand anderes.» Der 4-minütige Tagesschau-Beitrag beweist das Gegenteil.
Falls etwa China oder die USA der Schweizerischen Nationalbank oder der UBS «Manipulation» und «Überschreiten einer roten Linie» vorwerfen würde, kämen die Angeschuldigten im Fernsehen mit ihren Argumenten zu Wort. Wenn aber China beschuldigt wird, kann SRF-TV die Pflichten der Journalisten vergessen, weil die chinesische Botschaft weder an den SRF-Ombudsmann noch an die Beschwerdeinstanz gelangt …
Merke: Wenn die Schweizerische Nationalbank mit Milliarden dafür sorgt, dass der Kurs des Frankens nicht zu stark steigt, dann «interveniert» sie mit Devisenkäufen. Wenn die chinesische Zentralbank dafür sorgt, dass sich der Kurs des Yuan nicht sprunghaft ändert, dann «manipuliert» sie den Kurs.

Was schon vorher klar war, bestätigt die NZZ

Hat die chinesische Zentralbank wirklich interveniert, um den Yuan schwächer zu machen, als er im Spiel eines freien Devisenaustausches wäre? Nichts hatte darauf hingedeutet ausser ein Tweet Trumps und einiger Lobbyisten, die an einem überbewerteten Yuan interessiert sind.
Zu diesem Schluss kam am 7. August auch Peter A. Fischer, Ressortleiter Wirtschaft der NZZ. Er titelte «Was heisst hier Währungsmanipulation? Der chinesische Yuan ist die stärkste Währung von allen.» Statt die Währung zu schwächen, habe die chinesische Zentralbank bereits seit 2010 «genau das Gegenteil» gemacht und den Kurs des Yuan hoch gehalten. Das jetzige Überschreiten der «7-Yuan-Grenze» sei nur dann ein langjähriger Rekord, wenn man den nominalen statt den realen Wechselkurs betrachte. Doch 7 Yuan seien längst nicht mehr so viel wert wie vor zehn Jahren. Man müsse die unterschiedlichen Inflationsraten in China und den USA berücksichtigen, um die «handelsgewichteten effektiven realen Wechselkurse» festzustellen, wie sie die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich BIZ in Basel berechnet. So gesehen sei der chinesische Yuan seit 2010 um 20 Prozent teurer geworden. In der gleichen Zeit habe der Dollar nur um 17 Prozent an Wert gewonnen. Die Wettbewerbsfähigkeit der USA müsste sich gegenüber China seit 2019 also etwas verbessert haben.
Nicht die Schwäche des Yuan sei das Problem, schreibt Peter A. Fischer, «sondern die Stärke des Dollars, die wohl durch seine Funktion als Leitwährung und die ungebrochene Dynamik der US-Konjunktur zu erklären ist».

«Haltloser Vorwurf»

Zwei Tage später, am 9. August, analysierte NZZ-Chinakorrespondent Matthias Müller nochmals ausführlich die chinesische Währung und titelte: «Der amerikanische Vorwurf der Währungsmanipulation ist haltlos».
Trump hinke der Zeit hinterher. China habe vor langer Zeit einmal den Yuan durch Devisenmarkt-Interventionen tatsächlich geschwächt, um sich damit Vorteile für seine Exporte zu verschaffen. «Von dieser Strategie hat sich China jedoch bereits seit Jahren verabschiedet. In der jüngsten Vergangenheit hat die chinesische Zentralbank den Yuan durch Interventionen am Devisenmarkt vielmehr gestärkt

Aber welches Gewicht haben schon Fakten gegenüber einem Tweet von Donald Trump.
__________

Kursentwicklung des Yuan zum Dollar seit 2014. Selbst der nicht massgebende nominelle Kurs erreichte bereits in den Jahren 2016 und 2018 beinahe die Marke von 7 Yuan für einen Dollar. Die unterschiedlichen Inflationsraten in den beiden Ländern berücksichtigt diese Grafik nicht.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine. Der Autor hatte in Genf u.a. die Theorie und Geschichte der Währungen und des internationalen Handels studiert.

Zum Infosperber-Dossier:

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Eine Meinung zu

  • am 11.08.2019 um 12:40 Uhr
    Permalink

    Leider trägt die «Tagesschau» immer wieder dazu bei, Feindbilder gegen Russland, China, Iran, etc. aufzubauen und macht sich damit mitschuldig an einem nächsten Krieg – sehr bedauerlich.

    Ich kann sehr oft keine Schweizer Neutralität erkennen.

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